Palma war im Mittelalter nicht nur das Zentrum der Macht, sondern auch die Heimat eines Großteils der Inseladligen. Diese ließen sich prächtige Stadtpaläste errichten, die sogenannten casas señoriales, um ihren Status zu demonstrieren. Herzstück dieser Gebäude waren die patios – die Innenhöfe in Palma. Oft von eleganten Arkaden und prunkvollen Treppenaufgängen umgeben und üppig mit Pflanzen und Brunnen geschmückt.
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Viele dieser patios in Palma sind auch heute noch erhalten und können bei einem Spaziergang durch die Altstadt entdeckt werden. Einige befinden sich in öffentlichen Gebäuden oder Museen und sind leicht für Besucher zugänglich, während andere noch immer in Privatbesitz und nur durch kunstvolle Eisengitter von der Straße aus zu bewundern sind. Sie sind ein wichtiger Bestandteil des kulturellen und architektonischen Erbes der Stadt und repräsentieren den Wohlstand und die Macht, die Palma und Mallorca im Laufe der Jahrhunderte erlebten, insbesondere im Mittelalter und in der Renaissance.
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Geschichte & Architektur der Herrenhäuser
Diese Herrenhäuser stammen überwiegend aus der Zeit vom 14. bis zum 18. Jahrhundert und spiegeln verschiedene Architekturstile wider, darunter Gotik, Renaissance und Barock. Sie wurden von Adligen, reichen Kaufleuten und prominenten Familien erbaut, die durch den Handel oder den Besitz von Land Reichtum erlangten.
Der zentrale Innenhof, oder Patio, ist eines der charakteristischsten Merkmale dieser Häuser. Der Patio spielt eine funktionale und ästhetische Rolle. Er dient als verbindendes Element des Hauses und bringt Licht und Frischluft in die angrenzenden Räume. Und er ist etwas für das Auge, mit dekorativen Marmorsäulen, Brunnen, Skulpturen und Pflanzen.
Im Patio wurden auch Besucher empfangen. Der Innenhof bot den ersten Eindruck und der sollte natürlich den Reichtum und guten Geschmack der Besitzer widerspiegeln. Die Häuser symbolisierten auch den sozialen Status ihrer Bewohner. Viele der prominenten Familien, die solche Häuser besaßen, waren wichtige Akteure in der Politik und im Handel der Insel. Die Herrenhäuser in Palma zeugen von einer Zeit des Wohlstands, als die Stadt eine Schlüsselrolle im Handel zwischen Europa und Nordafrika spielte.
Die Innenhöfe haben alle eine ähnliche Struktur. Besonders auffällig ist die eher schmucklose Fassade. Weitere Elemente sind:
- Säulengänge: Die Patios sind häufig von Säulengängen (Arkaden) umgeben, die eine harmonische Verbindung zwischen dem Innen- und Außenbereich schaffen.
- Brunnen: Viele Innenhöfe haben einen Brunnen oder ein dekoratives Wasserbecken, das zusätzlich zur Kühlung beiträgt.
- Treppenhäuser: Eine große, oft kunstvoll gestaltete Treppe führt von den Innenhöfen in die oberen Stockwerke, wo sich die privaten Wohnräume der Familie befinden.
Beispiele für berühmte Innenhöfe in Palma
Viele dieser historischen Gebäude sind bis heute gut erhalten, obwohl sie im Laufe der Zeit oft modernisiert wurden. Einige befinden sich weiterhin in Privatbesitz, während andere zu Museen, Kulturzentren, oder luxuriösen Hotels umgebaut wurden. Einige der Innenhöfe wurden für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Can Vivot: Der letzte Stadtpalast
Can Vivot ist der letzte vollständig erhaltene Stadtpalast auf Mallorca, sowohl was die Architektur als auch die Innenausstattung betrifft. Das imposante casal bewahrt nahezu 700 Jahre Geschichte und bleibt trotz zahlreicher Kaufangebote weiterhin im Besitz der Familie. Der Palast ist ein herausragendes Beispiel mallorquinischer Adelsarchitektur und gilt als eine der letzten großen casas señoriales der Insel, in der originale künstlerische und dekorative Schätze zu sehen sind, die einst den Glanz der Aristokratie ausmachten.
Besucher betreten den Palast durch einen barocken Innenhof, der von korinthischen Säulen getragen wird und das Familienwappen über einer monumentalen Treppe zeigt. Zu den Höhepunkten gehören die Bibliothek, in der Fresken und gotische Manuskripte bewahrt werden, sowie die Kapelle mit einem Altarbild von Ferran Adrià aus dem 19. Jahrhundert. Seit 2021 ist Can Vivot gemäß der Denkmalschutzgesetze regelmäßig für die Öffentlichkeit zugänglich und bietet zu bestimmten Daten Führungen an.
Leider sind die Führungen meist nur auf Katalan, selten auf Spanisch und immer schnell komplett belegt. Weshalb die günstigste Option in der Regel die ist, durch das Geländer an der Straße in den Hof zu spähen.
Can Balaguer: Der große Hof von Palma
Die Ursprünge von Can Balaguer reichen bis ins 14. Jahrhundert. Bei der Renovierung des Anwesens im Jahr 2016 wurden Wandmalereien entdeckt, die auf die mittelalterliche Geschichte des Ortes hinweisen. Der Großteil des heutigen Gebäudes stammt jedoch aus dem Barockzeitalter, insbesondere nach dem Beginn der Bauarbeiten im Jahr 1699 unter der Aufsicht von Mateu Gual-Sanglada, einem Adligen und Korsaren.
Der Patio von Can Balaguer ist ein zentrales Element des Gebäudes, das während der umfassenden Renovierung wiederhergestellt wurde. In der oberen Etage von wird die permanente Ausstellung La casa posible präsentiert, die die verschiedenen Räume der adeligen Wohnkultur zeigt, darunter auch die Galerie für Malerei, die die Sammlung des früheren Eigentümers Balaguer würdigt. Das Haus und der Hof kann täglich kostenfrei besucht werden.
Casal Solleric: Sehr viel Licht
Das Casal Solleric stammt aus dem 18. Jahrhundert und spiegelt den wirtschaftlichen Aufschwung wider. Diese Zeit war geprägt von einer kaufmännischen Adelsklasse. Der Bau wurde vom Marquis von Solleric in Auftrag gegeben, um den zeitgenössischen architektonischen Stil aus Madrid und Neapel mit lokalen Einflüssen zu verbinden. Die monumental gestaltete Fassade, die einen beeindruckenden Innenhof umrahmt, zeigt den Einfluss des französischen und italienischen Barocks.
Das Herrenhaus ist heute ein Zentrum für Ausstellungen und Kunstveranstaltungen. Besucher können den Innenhof des Hauses besichtigen, der mit eleganten Säulen und großzügigen Lichtöffnungen besticht. Das Gebäude selbst ist für die Öffentlichkeit zugänglich und bietet regelmäßig kulturelle Veranstaltungen. Das Gebäude ist täglich geöffnet, der Eintritt frei.
Palacio de Ca’n Marquès: Eindrucksvolle Treppe
Cal Marqués de la Torre befindet sich in der Nähe der Portella de Dalt Murada, hinter der Kathedrale. Das Haus wurde im 17. Jahrhundert von der Familie Truyols erworben und steht im Zusammenhang mit der militärischen Geschichte Mallorcas. Der letzte Marquis de la Torre erhielt 1704 den Titel seinen Titel. Das Gebäude wurde später nach ihm benannt.
Besonders spektakulär ist die Bibliothek des Gebäudes. Aber auch der Innenhof ist speziell. Er wurde beim Bau der Stadtmauer Palmas angepasst und verfügt über eine elliptische Treppe – ein architektonisches Kunststück. Kein Wunder, dass sich die Architektenkammer den Palast als Sitz gewählt hat. Weshalb das Gebäude und der Innenhof auch nur zu besonderen Ereignissen öffentlich besucht werden könne.
Can Bordils: Jüdische Ursprünge
Can Bordils wurde im 13. Jahrhundert auf den Überresten einer islamischen Struktur errichtet. Ursprünglich gehörte es einem jüdischen Eigentümer und wechselte im Laufe der Jahrhunderte mehrmals den Besitzer. Wichtige architektonische Merkmale sind der quadratische Innenhof, der eine klaustrale Form aufweist und der hölzerne Kunsthandwerksboden sowie Deckenbalken aus dem 16. Jahrhundert.
Heute dient das Herrenhaus als Sitz des Stadtarchivs von Palma und bietet eine permanente Ausstellung zur Geschichte des Archivs sowie des Gebäudes selbst. Der Eintritt ist kostenlos, und das Archiv ist für die Öffentlichkeit zugänglich.
Ca’n Oleza: Denkmalgeschützt
Ursprünglich im 16. Jahrhundert, wurde das Gebäude im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut. Das Gebäude ist heute als Bien de Interés Cultural (BIC) klassifiziert, mit dem gleichen Schutzgrad wie die Kathedrale von Palma.
Der Innenhof ist geprägt von einer beeindruckenden, reformierten Architektur aus dem späten 17. Jahrhundert, mit ionischen Säulen und harmonischen geometrischen Mustern im Bodenbelag. Er beherbergt mehrere bedeutende architektonische Elemente wie einen schönen, achteckigen Brunnen und das Wappen der Familie Oleza. Das Haus selbst kann nicht besucht werden, der Innenhof ist jedoch von der Straße aus zu sehen.
Ca’n Oms: In der Altstadt
Auch Ca’n Oms ist ein schönes Beispiel der kunstvoll gestalteten Innenhöfe Palmas. Das ehemalige Herrenhaus wird heute oft für Ausstellungen genutzt. Der Innenhof kann wochentags kostenlos besichtigt werden.
Die Geschichte von Can Oms reicht ins 16. Jahrhundert zurück, als Hug de Berard Palou Eigentümer des Anwesens war. Er war für seine politischen Erfolge und die Rückeroberung von Cabrera bekannt. Die Reformen des Innenhofs, die im 18. Jahrhundert durchgeführt wurden, führten dazu, dass der Erzherzog Ludwig Salvator das Anwesen lobte.
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