Kenner wissen, dass Mallorca unglaublich facettenreich ist. Es gibt nicht die eine Sache, die Mallorca charakterisiert. Typisch Mallorca kann vieles und für jeden etwas anderes sein. Die türkise Farbe des Meeres, der rote Blitz in Sóller oder der Markt in Sineu. Ich habe meine Leser und Follower in den sozialen Medien gefragt und die Antworten gesammelt. Hier stelle ich sie vor.
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Um es gleich vorweg zu nehmen: Der Ballermann ist nicht typisch Mallorca, sondern nur ein winziger Teil von dem, was Mallorca ausmacht. In diesem Beitrag soll es um Traditionen gehen. Dinge, die es bis in die Gegenwart geschafft haben. Typische Gerichte, Geschichten und Spezialitäten, die nicht unbedingt zu den bekannten Souvenirs, wohl aber zu den typischen Dingen Mallorcas gehören.
Auf der Suche nach Mitbringseln von Mallorca? Die originellsten Mallorca Souvenirs.
- Was ist typisch Mallorca?
- Typisch Mallorca: Kulinarische Spezialitäten
- Aioli: Knoblauchmayonnaise
- Bunyols: Typische Krapfen
- Ensaïmada: Süßer Hefezopf
- Empanadas: Mallorquinische Teigtaschen
- Gori de Muro: Kekse
- Honig aus Mallorca
- Liköre: Hierbas & Palo
- Llonguet: Brötchen aus Palma
- Mandeleis & andere Mandelprodukte
- Oliven & Olivenöl: Oli de Mallorca
- Typisches Essen auf Mallorca: Pa amb Oli
- Besondere Keksausstecher
- Quelitas: Cracker aus Inca
- Flor de Sal: Salz vom Es Trenc
- Schwarze Schweine
- Typisch Mallorquinischer Wein
- Typisch Mallorca: Produkte & Souvenirs
- Typisch Mallorca: Folklore und Traditionen
- Zum Weiterlesen
Was ist typisch Mallorca?
Diese Frage habe ich unseren Followern auf Instagram und Facebook gestellt. Und die Rückmeldungen hätten unterschiedlicher nicht ausfallen können. Während einige freundliche Menschen, Leichtigkeit und den Geruch nach Pinien mit Mallorca verbanden, wurden andere konkreter und sprachen von kulinarischen Dingen wie Tapas, Pa amb Oli, Ensaïmada, Orangeneis und Sangria.
Zugegebenermaßen sind die Antworten ganz anders ausgefallen, als ich erwartet hatte. Sehr viel tiefgründiger. Und letzten Endes musste ich feststellen: Jeder definiert „typisch Mallorca“ anders. Das heißt, jede Liste, auch diese, die sich mit typischen Irgendwas befasst, ist eigentlich immer rein subjektiv.
Ich habe bei der folgenden Auflistung versucht eure Ideen einzuarbeiten und nicht ausschließlich das aufzuschreiben, was ich für typisch Mallorca halte. Und ich freue mich auf weiterhin über euer Feedback und eure Einschätzung. Entweder unten in den Kommentaren oder auf Instagram und Facebook.
Falls ihr gerne etwas Humorvolles lesen möchtet, empfehle ich euch das Buch Geliebte Mallorquiner. Darin beschreibt der Autor Guy de Forestier sehr treffend und mit zwinkernden Augen die Mentalität der Mallorquiner. Besser als in diesem Buch werdet ihr sie auch persönlich nicht kennenlernen.
Typisch Mallorca: Kulinarische Spezialitäten
Mallorca hat so viele eigene typischen Gerichte, dass ihr mit Bauchschmerzen heimgeht, wenn ihr alles auf einmal probieren wollt. Bestimmte Speisen kommen nur zu ganz bestimmten Anlässen auf den Tisch, andere dürfen bei keinem Essen fehlen. Wenn ihr bei eurem Mallorca-Aufenthalt wie die Mallorquiner essen wollt oder für danach Anregungen für zu Hause sucht, ist dieser Abschnitt der richtige für euch.
Hunger? Viele dieser Spezialitäten bekommt ihr auf dem Markt in Sineu.
Aioli: Knoblauchmayonnaise
Aioli gehört zu jedem guten Restaurantbesuch dazu: vor der Hauptspeise wird es in der Regel mit frischem Brot gereicht. Im Prinzip ist es so etwas wie Mayonnaise, nur leckerer. Die Creme und der Name stammen aus Katalonien. All i Oli ist nichts anderes als Knoblauch mit Öl. Und da „ll“ sowohl auf Spanisch als auch auf Katalanisch ein eigenständiger Buchstabe ist und wie ein j oder i ausgesprochen wird, wurde aus dem etwas umständlicheren „Ai i Oli“ einfach Aioli.
Falls ihr nach dem Urlaub typisches Aioli bei euch zu Hause essen wollt, könnt ihr das ganz leicht selbst zubereiten. Ihr braucht genau drei Zutaten. Zwei kennt ihr bereits. Die dritte ist Milch. Zwar kann Aioli auch mit Ei gemacht werden, aber leichter und länger haltbar ist es mit Milch. Wichtig ist nur, dass das Öl langsam und bereits beim Mixen hinzugegeben wird. Hier habe ich das komplette Rezept aufgeschrieben.
Übrigens: Unter einem Beitrag auf Facebook kam der Kommentar, echte Mayonaise müsse immer mit Ei gemacht werden. Das kann ja jeder handhaben, wie er oder sie mag. Vorteil von Aioli ohne Ei ist, dass sie einfach länger haltbar ist. Alles andere ist Geschmacksache.
Bunyols: Typische Krapfen
Bunyols, oder Buñuelos, sind kleine Teigkrapfen, die vor allem im Herbst auf Mallorca sehr häufig serviert werden. Der Herstellungsprozess ist eine Kunst für sich. Die klebrige Masse wird durch die Faust gedrückt, mit einem Finger aufgespießt und in siedendes Öl gegeben. Die mallorquinischen Madonas lassen es sehr leicht aussehen. Bei uns bleibt aber immer alles an den Händen und wer-weiß-noch-wo kleben.
Weshalb wir unsere Bunyols vorzugsweise auf dem Markt kaufen. Besonders um den 20. Oktober herum, gibt es zudem noch weitere Initiativen. Schulklassen verkaufen mit Hilfe älterer Frauen Bunyols zum Tag der Jungfrauen, auch ses Verges genannt. Mehr zu dem Fest, Bunyols und wie sie hergestellt werden, könnt ihr hier nachlesen.
Ensaïmada: Süßer Hefezopf
Die Ensaïmada ist eine der beliebtesten Süßspeisen der Insel und bei der Wahl als Mitbringsel an oberster Stelle. Sogar am Flughafen in Palma wird der Hefezopf verkauft – allerdings zu teuer und nicht ganz so lecker wie anderswo. Hergestellt wird er seit dem späten 17. Jahrhundert. Hauptbestandteil ist saïm (Schweineschmalz). Es gibt ihn in verschiedenen Größen und mit oder ohne Füllung.
So richtig authentisch sind die größeren Ensaïmadas, die in den Bäckereien gebacken werden. Wir essen unsere Ensaïmada entweder mit crema (Pudding) oder cabell d’ángel (Engelshaar). Letzteres ist eine süße Kürbismarmelade.
Empanadas: Mallorquinische Teigtaschen
Diese Teigtaschen können ein deftiger Snack oder eine vollwertige Mahlzeit sein. Typischerweise werden die Empanadas zu Ostern in Familie hergestellt. Aber mittlerweile findet ihr sie auch ganzjährig in den Bäckereien und Supermärkten. Hier findet ihr unser Empanada-Rezept.
Sie werden traditionell mit Fleisch und Gemüse gefüllt. Es gibt aber auch vegetarische Varianten. Die Füllung ist jeweils an der Verzierung auf dem Deckel zu erkennen. Ein Rezept zum Nachmachen und mehr historischen Hintergrund habe ich hier aufgeschrieben.
Gori de Muro: Kekse
Schon seit vielen Jahren werden die als „Brot der Seefahrer“ (pan dels mariners) bekannten Kekse in dem kleinen Familienunternehmen in Muro hergestellt. Aus Mehl und Olivenöl hergestellt sind die Gori de Muro nahrhaft und lange haltbar. Ihr könnt sie direkt beim Hersteller online bestellen. goridemuro.es
Honig aus Mallorca
Es gibt viele Anbieter, die das Label Honig aus Mallorca für sich beanspruchen. Mel Vici und Mel Caramel gehören zu den authentischen Imkereien, die seit Jahren versuchen Bienen auf Mallorca wieder anzusiedeln und dabei lokalen Honig produzieren. Dabei wird besonders darauf geachtet, dass die Haltung ökologischen Grundsätzen folgt und die Bienen optimale Bedingungen vorfinden. Der Honig wird zweimal im Jahr geerntet.
Weiterhin züchten die Imker auch Bienenköniginnen, um starke Bienenstöcke mit einheimischen Bienen zu erhalten. Neben mallorquinischen Honig werden auch Besichtigungstouren angeboten.
Liköre: Hierbas & Palo
Fragt man die Mallorquiner, ist so ein guter Hierbas schnell vorbereitet. Einfach übers Feld spazieren und die dafür nötigen Kräuter sammeln. Nach Möglichkeit in einen großen Glaskolben stecken und Anislikör darübergießen. Je nachdem ob dieser trocken oder süß ist, entsteht ein süßer, trockener oder Hierbas mixta.
Wie bei allen traditionellen Rezepten gibt es sehr viele Variationen. Sieben Kräuter sind allerdings Pflicht. Und zwar Kamille, Fenchel, Rosmarin, Orangenbaumblätter, Zitronenbaumblätter, Majoran und Zitronenkraut. Optional hinzugefügt werden können je nach Geschmack noch Zimt, Murta (eine auf den Balearen heimische Pflanze), Lavendel, Kaffeebohnen und Pfefferminz. Der Hierbas wird im Frühjahr zubereitet, denn alle Zutaten müssen frisch sein und dürfen nicht trocknen. Nach drei bis vier Monaten kann der Hierbas dann getrunken werden. In den Supermärkten auf Mallorca findet ihr vor allem die Marke Túnel, die ihr auch hier kaufen könnt.
Ein weiterer für Mallorca sehr typischer Likör ist Palo, dessen Ursprünge im 16. Jahrhundert liegen, als es auf Mallorca viele Sumpflandschaften, Stechmücken und Malaria gab. Als Mittel gegen Malaria halfen Chinarinde und Enzian, die in Alkohol haltbar gemacht wurden. Eine ordentliche Portion Zucker überdeckte den stark bitteren Geschmack.
Der Name Palo leitet sich vom spanischen Begriff Palo Quina, Chinarinde, ab. Er ist süß und sämig und wird meist vor den Mahlzeiten mit Eis oder Limo gereicht. Falls ihr Lust bekommen habt, diesen Likör einmal zu kosten, bekommt ihr euren Palo de Mallorca hier.
Llonguet: Brötchen aus Palma
So aus deutscher Sicht ist das Llonguet-Brötchen nichts Besonderes. Im Kontext der mallorquinischen Geschichte spielt es aber eine tragende Rolle. Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein gab es vor allem in den ländlich geprägten Regionen der Insel das typische spanische Bauernbrot. Wie immer und überall waren die Städter anders als das Bauernvolk, moderner und weltoffener.
Bevor es nach Mallorca kam, wurde das Llonguet in Frankreich und den katalanischen Teilen des Festlandes hergestellt. Durch die engen Beziehungen zwischen Insel und Festland importierten die hiesigen Bäcker das Rezept, welches auch sofort großen Anklang unter der wohlhabenden Stadtbevölkerung fand.
In jüngerer Vergangenheit war das Stadt-Brötchen etwas in Vergessenheit geraten. Aber einige Bäckereien bereiten es auch weiterhin zu und die Initiative Orgull Llonguet (Stolz Llonguet) leistet sehr gute Öffentlichkeitsarbeit. Heute ist das Brötchen fast überall zu finden und es finden regelmäßig Touren durch die ältesten Geschäfte Palmas statt, bei denen ein Llonguet mit Getränk zum Vorzugsperis erworben werden kann. Die ehemalige Delikatesse ist heute zweifelsfrei eines der Wahrzeichen Palmas.
Mandeleis & andere Mandelprodukte
Mandeln sind zweifelsfrei auch sehr typisch Mallorca. Es gibt kaum etwas, dass nicht aus Mandeln hergestellt werden kann. Das fängt mit Aufstrichen wie Mandelmus an, und geht über typische zu Weihnachten gereichte Mandelsuppen, Mandeleis bis hin zu Süßigkeiten wie Turró de Almendra.
Alles beginnt im Frühling mit der Mandelblüte auf Mallorca, die die gesamte Insel mit einem weiß-rosafarbenen Schleier bedeckt. Ende August und Anfang September sind die Mandeln dann reif, um geerntet zu werden. An Straßenrändern und Wanderstrecken stehen nicht selten vergessene Bäume, von denen auch ihr einmal naschen könnt. Hier erzähle ich euch, wie wir das immer machen.
Oliven & Olivenöl: Oli de Mallorca
Oli de Mallorca ist eine geschützte Herkunftsbezeichnung, die nur auf Produkte von der Insel angewandt werden darf. Es handelt sich dabei um kaltgepresstes, natives Olivenöl. Der Olivenanbau hat auf Mallorca eine lange Tradition.
Die ersten Oliven wurden von den Phöniziern und Griechen auf die Insel gebracht. Unter Herrschaft des Königs von Aragon wurde das flüssige Gold nach Nordafrika exportiert. Im 15. Jahrhundert erreichte die Produktion ihren Höhepunkt. Das Öl wurde damals in riesigen Mengen in und um Sóller produziert und über den Hafen verschifft. Damals bekam Sóller den Beinamen Tal des Goldes. Hier könnt ihr das originale mallorquinische Olivenöl kaufen.
Typisches Essen auf Mallorca: Pa amb Oli
Noch typischer als Pa amb Oli (Brot mit Öl) geht es kaum. Es ist die Mahlzeit schlechthin. Dafür braucht ihr ein Bauernbrot, Tomate, etwas Öl, Salz und Belag nach eigenem Geschmack.
Traditionell wird die typisch mallorquinische Ramelett-Tomate verwendet, halbiert und auf das Brot gedrückt. Danach wird Öl darüber geträufelt, Salz gestreut und der Belag dazu gegeben. Fertig. Belegte Brote nach mallorquinischer Art. Noch etwas mehr zu der typischen Mahlzeit habe ich hier aufgeschrieben.
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Quelitas: Cracker aus Inca
Die beliebtesten Kekse auf Mallorca werden Quelitas genannt. Das klassische Ölgebäck ist tief in der mallorquinischen Kultur verankert. Früher waren die Quely Kekse beliebt, weil sie nahrhaft waren und sich lange und leicht lagern ließen. Die erste Keksfabrik wurde 1940 von Jaime Doménech Borrás gegründet. Die Marke Quely wurde zwanzig Jahre später nach dem Tod des Gründers durch seine Kinder etabliert. Der Name soll im Hinblick auf die Verehrung des Verstorbenen zu Prinzessin Grace Kelly gewählt worden sein.
Flor de Sal: Salz vom Es Trenc
Bereits die Römer wussten die Salzgewinnungsanlagen im Süden der Insel zu nutzen. Wie Öl war Salz ein wichtiges Handelsgut. Auch heute noch wird unweit vom Strand Es Trenc Salz geerntet. Über Kanäle fließt das Meerwasser in Wasserbecken. Das Wasser verdunstet.
Das kostbarste Salz, die Salzblume Flor de Sal wird per Hand geerntet und in alle Welt verkauft. Ihr findet das Salz in verschiedenen Mischungen auf fast allen Märkten, aber auch direkt im Laden bei den Salinen. Gelegentlich werden auch Führungen durch die Salzgewinnungsanlagen angeboten.
Schwarze Schweine
Bei den porcs negres (schwarze Schweine) handelt es sich um eine nur auf Mallorca zu finden Schweinerasse. Der Name bezieht sich auf die dunkle Hautfärbung der Tiere, die vermutlich mit den ersten Siedlern auf die Insel kamen. Die schwarzen Schweine sind überall auf Mallorca anzutreffen. Sie unterscheiden sich von herkömmlichen Schweinen neben der Hautfarbe auch durch die zum Rüssel hängenden Ohren und dem Zäpfchen am Hals. Auf vielen der öffentlichen Landgüter könnt ihr die schwarzen Schweine persönlich kennenlernen, unter anderem auf Els Calderers, wo auch das Foto entstanden ist.
Aus dem Fleisch der schwarzen Schweine werden zahlreiche typische mallorquinische Wurstwaren gefertigt. Allen voran die Sobrasada. Dabei handelt es sich um eine gepökelte, streichfähige Rohwurst, die aus Schweinefleisch gefertigt und mit Paprika, schwarzem Pfeffer und Salz gewürzt wird. Sie wird luftgetrocknet und reift nur auf den Balearen, da hier die Luftfeuchtigkeit höher ist als auf dem Festland.
Typisch Mallorquinischer Wein
Wein ist auf Mallorca ein so wichtiger Bestandteil, dass es sogar den sogenannten Weintourismus gibt. Das heißt, es gibt Ausflüge zu den Weingütern wo die besten Weine verkostet werden können. Vier Rebsorten werden auf der Insel angebaut, mehr als 70 Kellereien stellen über 500 Weinmarken her. Außerdem gibt es zwei geschützte Ursprungsbezeichnungen: DO Binissalem und DO Pla i Llevant.
Neben den geschützten Ursprungsbezeichnungen gibt es drei weitere Herkunftsangaben für die Landweine Mallorcas: den Vino de la Tierra Serra de Tramuntana-Costa Nord, den Vino de la Tierra de Mallorca und den Vino de la Tierra de Illes Balears. Sie werden mit dem Kürzel VdIT gekennzeichnet.
Falls ihr noch mehr über die Weine auf Mallorca kennenlernen wollt, könnt ihr hier ein Weingut besuchen oder an diesem Ausflug mit Weinverkostung und Tapas-Essen teilnehmen.
Typisch Mallorca: Produkte & Souvenirs
Mallorca war als Insel lange Zeit vom Festland abgeschnitten. Alles, was die Menschen auf der Insel brauchten, stellten sie selbst her. Dabei entstanden eine Vielzahl von Handwerken, die sehr eigene Waren anfertigten, die in anderen Teilen der Welt nicht zu finden waren oder anders aussahen. Viele dieser Handwerke haben es bis in unsere Zeit geschafft. Die Produkte sind sehr typisch Mallorca und originelle sowie praktische Geschenke und Souvenirs für zu Hause.
Glasbläsereien & Glaskunst auf Mallorca
Die Glasbläser auf Mallorca haben eine lange Geschichte. Bereits im 2. Jahrhundert vor Christus brachten die Phönizier den Wertstoff Glas mit auf die Insel und zeigten, wie er herzustellen war. Bald gab es viele mallorquinische Glasbläser. Später im Mittelalter setzten die Venezianer den Standard der Glaskunst und achteten sehr darauf, dass niemand von außerhalb ihre Kunstfertigkeit kopieren konnte. So ganz klappte das nicht, denn der Sohn eines mallorquinischen Glasbläser ging in Venedig in Lehre und brachte das Wissen zurück auf die Insel.
Heute gibt es auf Mallorca noch drei Glasbläsereien, die besucht werden können. Bei Guardiola, der ältesten, ist es sogar möglich den Glasbläsern bei der Arbeit zuzusehen.
Ikat & Roba de Llengües: Zungenstoffe
Es gibt keinen mallorquinischen Haushalt, in dem der traditionelle Stoff roba de llengües nicht zu finden ist. Lange Zeit galt er als altmodisch, aber dank der Initiativen einiger hiesigen Unternehmen ist er heute wieder sehr beliebt und findet sogar in Hotels Verwendung.
Der Name bezieht sich auf das Muster, welches seinen Ursprung in der Webtechnik Ikat hat. Diese wiederum stammt aus dem orientalischen Raum. Beim Ikat wird das Garn vor dem Weben gefärbt, aber nicht komplett, sondern nur stückweise und unregelmäßig. Dadurch gehen die Farbverläufe ineinander über und lassen beim Weben verschiedene Formen entstehen.
Heute finden sich viele der Llengües Stoffe auch auf den Märkten der Insel. Aber Vorsicht! Nicht alle sind original. Die günstigen Stoffe haben das Muster meist nur aufgedruckt. Originale Webprodukte erhaltet ihr bei Teixits Vicens in Pollença, Teixits Riera in Lloseta und Bujosa in Santa Maria del Camí. Die authentischen Zungenstoffe sind deutlich teurer, dafür aber auch robuster und länger schön.
Keramik & Töpferei
Das Zentrum der mallorquinischen Töpferkunst liegt in Marratxí, beziehungsweise in dem kleinen Ort Pòrtol. Dort gibt es die meisten Töpferwerkstätten der Insel. Alle Keramikstücke werden nach wie vor per Hand hergestellt. Jedes Teil ist ein Unikat.
Das Gebiet wurde das Mekka der Töpfer, weil die Gegend ein sehr großes natürliches Tonvorkommen hatte. Alle typischen mallorquinischen Töpfe, Schalen und Terrinen haben hier ihren Ursprung. Jedes Jahr wird bei der Fira del Fang, der Töpfermesse, alte Tradition und neue Erfindungen gezeigt. Ganzjährig steht eine Museum und eine Keramikschule offen.
Neben Marratxí gibt es aber natürlich auch in anderen Teilen der Insel Keramikkunst. Sie fehlt eigentlich auf keinem der Wochenmärkte. Ein sehr typisches Utensil und ein praktisches Mitbringsel gerade auch für Kinder ist das siurell, eine Pfeife. Normalerweise stellt die Pfeife einen Bauern mit Pferd dar, kann aber auch andere Formen einnehmen. Das siurell war ehemals eine Hirtenpfeife und ist heute in weißer Pracht mit roten und grünen Streifen das typischste Souvenir Mallorcas.
Leder aus Inca
Inca ist in meinen Augen nicht die schönste Stadt auf Mallorca. Aber als cuiutat de la pell (Stadt des Leders) hat sie sich international einen Namen gemacht. Seit vielen Jahren ist Inca das Zentrum für den Verkauf und die Herstellung von Lederwaren. Besonders beliebt sind Schuhe und Handtaschen, aber auch andere Artikel wie Jacken und Portmonees finden Absatz.
Der Ledermarkt entstand im 19. Jahrhundert aus kleinen Handwerksbetrieben, die über die Jahre zu Fabriken anwuchsen. Die Entwicklung der Lederindustrie kann sehr anschaulich im Museo del Calzado y la Piel (Schuh- und Ledermuseum) nachempfunden werden.
Zu den renommiertesten Marken in Inca zählen Camper und Yanko. Des Weiteren sind Labels wie Lottusse, Munper und Farrutx vertreten. Alle haben ihre eigenen Outlet-Geschäfte in Inca, wo ihr Lederartikel für die gesamte Familie kaufen könnt.
Mandelparfüm: Flor d’Ametler
Wenn die Mandelbäume im Frühjahr blühen, geht eine mallorquinische Familie daran, die besten Blüten von den Bäumen zu pflücken und daraus einen ganz eigenen Duft zu destillieren. Das Parfüm Flor d’Ametler.
Den Duft gibt es in verschiedenen Nuancen, aber nur in limitierter Anzahl. Pro Jahr werden nicht mehr al 100.000 Flacons abgefüllt. Der Duft kann auf der Mandelblütenmesse in Son Servera oder online erworben werden. Die Destillerie in der Nähe von Marratxi kann weiterhin besichtigt und der Herstellungsprozess beobachtet werden.
Senalles: Palmenkörbe aus Mallorca
Im Naturschutzgebiet der östlichen Halbinsel wuchsen schon immer sehr viele Zwergpalmen. Deren Fächerblätter wurden genutzt, um die typischen mallorquinischen senalles Körbe zu flechten. Die spezielle Palme ist endemisch, das heißt, sie wächst nur auf Mallorca. Und dort besonders stark in der Gegend um Artà.
Nach dem Trocknen der Blätter wurden neben Körben auch noch zahlreiche andere Gegenstände hergestellt: Satteltaschen, Besen, Wiegen und Hüte. Heute gibt es nur noch wenige Menschen, die die Flechtkunst beherrschen und innerhalb der Familie von einer Generation zur nächsten weitergeben.
In der Burg von Capdepera findet ihr eine interessante Ausstellung zu der Korbflechterei der Gegend. Im Märchenmuseum ArtArtà könnt ihr Flechtkörbe lokaler Kunsthandwerker kaufen. Auf vielen Märkten sind die Körbe aber auch zu finden. Die Mallorquiner nutzen sie besonders gern bei Strandbesuchen und zum Einkaufen.
Typisch Mallorca: Folklore und Traditionen
Um das Inselvolk richtig kennenzulernen, muss man seine Wurzeln kennen. Mallorquiner scheinen manchmal etwas unwirsch und in sich geschlossen. Und das sind sie ganz und gar nicht. Sie sind nur allem, was von außerhalb ihrer Insel kommt, etwas misstrauisch gegenüber. Am besten erlebt man das wahre Wesen der Insulaner auf den Dorffesten, die vor allem in den Sommermonaten zahlreich stattfinden. Dort könnt ihr Zeugen fast vergessener Traditionen werden und lernen, was für die Hiesigen typisch Mallorca ist.
Tanzen: Ball de Bot
Der Ball de Bot ist ein traditioneller Tanz auf Mallorca, dessen Merkmale von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Getanzt wird er in traditioneller Tracht und großen Gruppen auf fast allen Volksfesten. Er ist eine Mischung aus verschiedenen Tanzarten, die vom langsamen Bolero über lebhaftere Tänze wie die Jota Bullanguera bis hin zu dem Tanz Mateixa reichen.
Obwohl es feste Tanzschritte und Formationen gibt, wird ein Ball de Bot meist improvisiert. Die Damen geben dabei den Ton an, was auch sehr gut das alte Matriarchat widerspiegelt. Im traditionellen Mallorca hatte und hat die Frau im Privatleben das Sagen. Die Schritte können beliebig kombiniert werden und so immer wieder neue Varianten des Tanzes kreieren. Städtische Schulen und Organisationen bieten Kurse an, um den wichtigsten traditionellen Tanz der Insel am Leben zu erhalten. Und ihr könnt ihn mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf einem der Dorffeste ansehen.
Cavallets Tänze
Die Cavallets Tänze auf Mallorca haben ihren Ursprung in den Prozessionen zu Fronleichnam, bei denen das Martyrium von Sant Sebastià (dem Schutzheiligen Palmas) nachgestellt wird. Die Wurzeln reichen bis ins 15. Jahrhundert. Bei den Tänzen werden Kinder als kleine Pferde (cavallets) verkleidet.
Historisch handelte es sich bei den Tänzen um Ritter, die den christlichen Glauben verteidigten. Der religiöse Charakter ist längst verloren gegangen. Jedoch haben einige Städte Mallorcas die Tradition wiederbelebt und stellen den Tanz der Ritter regelmäßig nach.
Llaüt Boote
LLaüt ist eine traditionelle Art der Schleppnetzfischerei, die auf Mallorca über lange Zeit Anwendung fand, heutzutage aber nur noch von wenigen praktiziert wird. Das dafür verwendete kleine Segelboot wurde von erfahrenen Fischbauern, den sogenannten mestres d’aixa (Meister der Axt) aus einheimischen Holz gebaut und mit drei Masten versehen. Viele der Llaüts sind heute motorisiert und werden als Ausflugsboote genutzt. Im Vergleich zu herkömmlichen Bootsausflügen sind sie etwas teurer, dafür aber auch sehr viel authentischer und typischer.
Boote direkt im Hafen bewundern: Portocolom.
Die kostengünstigsten Llaüt-Ausflüge starten in Alcúdia, wahlweise mit typisch mallorquinischen Picknick oder zum Sonnenuntergang. Dafür aber in größeren Gruppen. Private Llaüt Touren gibt es ab Portocolom im Osten Mallorcas. Im maritimen Museum in Port de Sóller könnt ihr anhand von verschiedenen Ausstellungsstücken den Bau und die Nutzung der Llaüts zum Fischen nachempfinden.
Rondaies: Mallorquinische Volksmärchen
Die mallorquinischen Volksmärchen wurden bis Ende des 19. Jahrhunderts nur mündlich weitergegeben. Bis der Geistliche Mossèn Antoni Maria Alcover i Sureda, besser bekannt unter dem Alias Jordi d’es Racó, die Erzählungen sammelte und in 24 Bänden veröffentlichte.
Die mallorquinischen Märchen haben ganz offensichtlich Gemeinsamkeiten mit den Erzählungen anderer Länder. Es gibt Figuren, die Schneewittchen oder Aschenputtel ähneln, sprechende Tiere, Riesen, Drachen, Teufel und Hexen. In ihren Originalfassungen sind die Erzählungen nicht selten grausam und voller Galgenhumor, der außerhalb des mallorquinischen Kulturkreises manchmal schwer zu verstehen ist.
Einen Einblick in die mallorquinische Folklore bietet ein Besuch des Märchenmuseums in Artà, in dem die bekanntesten Märchenfiguren ein zu Hause gefunden haben und ihre Geschichten in verschiedenen Sprachen erzählen.
Sibillengesang
Der Cant de la Sibil•la ist ein mittelalterlicher Gesang mit gregorianischen Wurzeln, der durch König Jaume I nach Mallorca gelangte und hier frühster und fester Bestandteil der Weihnachtstradition wurde. Ursprünglich wurde das Werk in lateinischer Sprache vorgetragen, später aber ins Katalanische übersetzt.
Aufgeführt wird es von einer einzelnen Sängerin. Der Inhalt dreht sich um das Ende der Welt und die Rückkehr des Erlösers. Der Gesang der Sibille ist in fast allen Gemeinden der Insel an Heiligabend zu hören. Die meist besuchtesten Auftritte sind die Mitternachtsmessen in der Kathedrale von Palma und im Kloster Lluc. Von der UNESCO wurde der Cant de la Sibil•la 2010 zum immateriellen Kulturerbe erklärt.
Welche Sprache spricht man auf Mallorca: Mallorquin
Welche Sprache spricht man auf Mallorca? Neben Spanisch gibt es auf Mallorca Katalanisch als zweite offizielle Amtssprache. In allen öffentlichen Bereichen des Lebens finden beide Sprachen Anwendung. Das bedeutet konkret, dass alle richtigen Mallorquiner mindestens zweisprachig sind.
Der regionale Dialekt des Katalanischen ist Mallorquin. Von der Hauptsprache unterscheidet sich die lokale Variante nicht nur in Vokabeln, sondern auch bei der Grammatik. Eifrige Verfechter der heimischen Linguistik gehen sogar so weit zu behaupten, dass die Balearische Sprache eigentlich die Ältere und damit die Hauptsprache sei.
Für alle zugezogenen ist das nur am Rande oder mit schulpflichtigen Kindern interessant. Auch ohne Mallorquin oder Katalan kommt man auf Mallorca zurecht. Aber es hilft bei der Integration durchaus sich auch mit der Sprache der Menschen zu befassen. Und sei es nur, um Interesse an deren Kultur zu zeigen.
Steinschleuderer
Die Foners Balears waren in der Bronzezeit lebende Ur-Mallorquiner, die vor allem aufgrund ihrer Turmbauten und der Wurffähigkeiten mit der Steinschleuder immer noch im Gespräch sind. Sie waren ein offensichtlich kriegerisches Volk, das sich durch dicke Befestigungsbauten schützte und selbst der Invasion der Römer mit ihren Steinschleudern einige Zeit Parole boten.
An ihre Existenz erinnern Ausgrabungsgegenstände in den Museen der Insel, Statuen an vielen Orten Mallorcas und Reste ihrer Bebauungen, die unter anderem im Inselinneren, bei Llucmajor und bei Artà zu besuchen sind.
Xeremies & Xeremía: Dudelsäcke
Was haben Mallorquiner und Schotten gemeinsam? Ja, Dudelsäcke. Ein Dudelsack ist wahrscheinlich das Letzte, woran ihr bei Mallorca denkt. Doch das Instrument hat eine lange Tradition auf der Insel und kommt auch heute noch bei allen wichtigen Ereignissen auf Mallorca zum Einsatz.
Um auf der Xeremia einen Ton erzeugen zu können, muss der Dudelsack sehr stark und gleichmäßig gegen den Körper gedrückt werden. Was das eigentlich Schwierige beim Beherrschen des Instrumentes ist. Nur durch kontinuierliche Luftsufuhr wird ein gleichmäßiger, gut klingender Ton produziert.
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