Wenn man sich länger mit Mallorca beschäftigt, kommt man früher oder später mit einem Namen in Kontakt: Ludwig Salvator von Österreich. Er war nicht nur ein Adliger, der auf Son Marroig in der Nähe Deiàs lebte. Seine Leidenschaften lagen ganz woanders. Er war ein neugieriger Forscher, waghalsiger Abenteurer, Märchenerzähler und der erste echte Mallorca Liebhaber. Heute möchte ich euch ein wenig erzählen, vom ungekrönten König Mallorcas und dem Ort, an dem er auf Mallorca oft verweilte.
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Son Marroig ist ein beliebtes Ausflugsziel. Hier startet die leichte Wanderung zum Lochfelsen Sa Foradada. Vor dem Herrenhaus ist ein Restaurant – der wohl beliebteste Platz im Sommer, um Sonnenuntergänge zu bestaunen. Dahinter der Garten mit dem kleinen griechischen Tempel, wo Brautleute sich gerne das Ja-Wort geben. Alles in allem ein sehr magischer Ort.
Die wichtigsten Fakten zu Son Marroig
- Son Marroig ist eine historische Villa auf der Insel Mallorca, die im späten 19. Jahrhundert von Erzherzog Ludwig Salvador von Österreich erbaut wurde. Erzherzog Ludwig Salvador war ein Naturforscher und Reisender, der in den 1860er Jahren mit seinem Expeditionsschiff Nixe nach Mallorca kam und sich in die Insel verliebte.
- Die Villa wurde auf einem Hügel in Deià gebaut und bietet einen atemberaubenden Blick auf das Mittelmeer. Der Erzherzog nutzte Son Marroig als Sommerresidenz und fügte im Laufe der Jahre mehrere Gärten und Terrassen hinzu.
- Ein bekanntes Merkmal von Son Marroig ist die „La Tramuntana„-Terrasse, die nach dem Bergmassiv benannt ist, das sich entlang der Nordküste Mallorcas erstreckt. Die Terrasse bietet einen spektakulären Blick auf die Bucht von Deià und das Meer.
- Nach dem Tod des Erzherzogs im Jahr 1915 wechselte die Villa mehrmals den Besitzer, bevor sie schließlich 1978 von der Fundació Cultural Coll Bardolet erworben wurde. Heute dient Son Marroig als kulturelles Zentrum und wird für Konzerte, Hochzeiten und andere Veranstaltungen genutzt.
Wer war Ludwig Salvador und was machte er auf Mallorca?
Der österreichische Prinz war der Erbe eines der größten Reichtümer Europas. Auf Mallorca kannten und kennen ihn alle unter dem Spitznamen S’Arxiduc. Der Adlige war ein ruheloser und etwas seltsamer Mann, voller intellektueller und künstlerischer Neugierde. Außerdem war er in den Mittelmeerraum verliebt, vor allem in dem Teil, in dem er sich niederließ: S’Estaca bei Valldemossa. Er liebte es, die Küste hinab zu wandern, bis er den Felsen von Sa Foradada erreichte.
An einem heißen Morgen sah der Arxiduc auf dem Weg nach Hause ein Viergespann, das im Morast stecken geblieben war. Der Bauer versuchte seinen Karren anzuheben, aber für einen Mann allein war es einfach zu schwer. Der Erzherzog war, wie immer, als einfacher Bauer gekleidet. Er legte nicht sehr viel Wert auf sein Äußeres und bewegte sich lieber unter den Armen, als unter den Gelehrten, weil er von den ersteren mehr lernen konnte. Er half dem Bauern, das Gefährt aus dem Morast zu ziehen. Der Bauer mehr als erleichtert, kramt in seinen Taschen, bis er vier Münzen fand, die er dem Arxiduc gab, damit er etwas trinken gehen könne.
Der Erzherzog nahm das Geld entgegen, ohne etwas zu entgegnen. Als er in sein zu Hause, nach S’Estaca zurückkehrte, verlangte er ein Glasgefäß, in das er die Geldstücke und eine Notiz legte, auf der stand: „Das ist das erste Geld, dass ich durch eigene Arbeit verdient habe.“ Er bewahrte das Geld sein ganzes Leben lang auf, weil er sie mit Schweiß auf der Stirn verdient hatte.
Das Herrenhaus Son Marroig und die raue Nordwestküste
Der Erzherzog erwarb das Anwesen auf dem Hügel von einem Bauern und nutzte es vorrangig als Sommerresidenz und um seine umfangreiche botanische Sammlung aufzubewahren. Er fügte auch mehrere Gärten und Terrassen hinzu, um den herrlichen Blick auf das Meer und die Berge zu genießen.
Nach Mallorca gekommen war er 1867, um an einer detaillierten Dokumentation der Balearen zu arbeiten. Sein Monumentalwerk „Die Balearen“ sind auch heute noch eine wichtige Schrift der damaligen Zeit. Weniger renommiert, aber gerade für euch, die ihr auf diesen Seiten lest, interessant, ist seine Sammlung „Märchen aus Mallorca“.
Über viele Jahre hinweg erwarb der Erzherzog insgesamt 16 Kilometer Küstengelände zwischen Valldemossa und Deià. Er legte fest, dass auf seinem Land kein Baum gefällt und kein Gebäude errichtet werden. Auch Tiere durften nicht ohne weiteres gejagt werden.
Der Erzherzog nutzte Son Marroig auch als Gästehaus, um seine Freunde und andere Persönlichkeiten der damaligen Zeit zu empfangen. Unter seinen Gästen befanden sich bekannte Künstler wie seine Cousine Sissi von Österreich, Frédéric Chopin und George Sand, die von der Schönheit des Anwesens und der Umgebung begeistert waren. Nach dem Tod des Erzherzogs im Jahr 1915 wurde Son Marroig von seinen Erben verkauft.
Son Marroig: Heiraten im Garten am Meer
Neben Son Marroig gehörten auch Anwesen von Son Moraques, S’Estaca und Son Miramar zum Besitz des Erzherzogs. Er legte ein 12 Kilometer langes Wandernetz in den Bergen hinter Deià an. An den schönsten Stellen ließ er Bänke bauen, um den Sonnenuntergang auf Mallorca beobachten zu können. Sowohl die Wege, als auch die Aussichtspunkte gibt es heute noch. Der Erzherzogweg gehört zu den bekanntesten Wanderwegen des Tramuntana Gebirges.
Mehr noch als die mallorquinische Natur liebte Ludwig Salvador die mallorquinischen Frauen. Man sagt, er habe viele Jahre eine Beziehung mit Catalina Homar geführt. Er machte sie die Haushälterin seines Anwesens. Geheiratet hat er allerdings nie. Es gibt Gerüchte, dass er sich beiden Geschlechtern hingezogen fühlte. Besonders auffällig ist das an einem Sarg, den er auf Miramar für seinen Sekretär anfertigen ließ.
Die Ironie: Jetzt wird sehr viel geheiratet auf dem Anwesen des Erzherzogs. Son Marroig ist eine der beliebtesten Locations fürs Heiraten auf Mallorca – sofern das Budget stimmt und mit rechtzeitig reserviert.
S’Estaca, eine Villa des Herzogs, gehört heute Michael Douglas, dem man nachsagt, ein Fan des Erzherzogs zu sein. Auch Douglas engagiert sich in der Region. In Valldemossa hat er das Infozentrum „Costa Nord“ ins Leben gerufen. Gerne wäre Ludwig Salvator auf seinem Landgut Miramar beerdigt worden, sein Grab im Licht der goldenen Sonne. Stattdessen ruht er in der Kapuzinergruft in Wien. Viele seiner Notizen, Möbel und Gemälde sind im Herrenhaus Son Marroig zu sehen. Da wo er einen kleinen Tempel bauen ließ, von dem aus man weit aufs Meer schauen kann. Weiter unten, an der kleinen Halbinsel Sa Foradada, konnte sein Privatschiff anlegen. Selbst Kaiserin Elisabeth besuchte ihn hier.
Kurzinfo
- Parken: Vor dem Anwesen.
- Öffnungszeiten: Montag bis Samstag, 9.30 – 18.00 Uhr.
- Eintritt: Erwachsene 4,– Euro. Kinder frei.
- Einkehr: Neben dem Herrenhaus befindet sich eine Aussichtsplattform mit Picknickmöglichkeiten. Auch eine kleine Bar ist hier.
- Zum Wandern: Leichte Wandertour zum Felsen Sa Foradada und zurück.
- Bushaltestelle: TIB 203 Port de Soller – Valldemossa -Palma
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