Palmas historisch Altstadt kann im Sommer ganz schön hektisch sein. Aber es gibt auch Oasen der Ruhe. Unweit der Kathedrale findet ihr eine davon. Die Arabischen Bäder von Palma. Der einzige architektonische Hinweis auf Mallorca, der von der Herrschaft der Araber übrig geblieben ist. Und ein toller Ort, um während der anstrengenden Sightseeing-Touren eine Pause einzulegen.
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Wenn ihr nicht aufpasst, lauft ihr vielleicht an den Arabischen Bädern von Palma vorbei. Denn von außen ist von der arabischen Baukunst ganz und gar nichts zu erkennen. Nur ein kleiner Wegweiser zeigt, was hier hinter der Mauer versteckt ist. Und die kleine Eingangstür ist auch nicht auf den ersten Blick erkennbar. Sobald ihr die Kasse passiert habt, betretet ihr aber sofort den Ort, wo früher die Menschen gebadet haben und ihr im Schatten des üppigen Gartens eine kleine Pause einlegen könnt.
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Die Geschichte der Araber auf Mallorca
Die Geschichte der Araber auf Mallorca ist eng mit der Dynastie der Umayyaden verbunden, die von der Arabischen Halbinsel stammten. Dabei handelte es sich um eine bedeutende Dynastie von Kalifen, die von 660 bis 750 n. Chr. regierten und auch die Oberhäupter des sunnitischen Islams stellten. Obwohl sie nicht direkt mit dem Religionsstifter Mohammed verwandt waren, hatten sie fast 100 Jahre lang die Kontrolle über verschiedene Gebiete, darunter Arabien, Ägypten, Libanon, Palästina, Armenien, Persien und den Maghreb.
Nachdem die Umayyaden die Herrschaft im Jahr 750 n. Chr. abgeben mussten, konnte nur Prinz Abd ar-Rahman I. in den Maghreb fliehen. Von dort aus gelangte er nach Andalusien in Spanien, und errichtete 756 das Emirat von Córdoba, welches bis 1031 n. Chr. bestand.
Während dieser Herrschaft ließen die Kalifen zahlreiche andere Regionen erobern, darunter auch die Baleareninseln, die strategisch wichtig an den Handelsrouten lagen. Der regierende arabische Statthalter, auch Wali genannt, hatte seine Residenz im heutigen Almudaina Palast. Einzig der Name lässt noch Rückschlüsse auf die arabische Gegenwart zu.
In der Zeit der Regentschaft der Araber, die bis zur Rückeroberung durch Jaume I. von Aragón andauerte, wurde Palma Medina Mayurka genannt. Sie brachten wie schon die Römer einen Wachstumsschub und gesellschaftlichen Fortschritt. Fast 1000 Jahre nach dem Beginn er römischen Herrschaft auf der Insel, bauten sie das in der Zwischenzeit zerstörte Pol·lentia wieder auf und nannten es Al-Qudya (der Hügel). In Palma und anderen Städten errichteten sie große Häuser mit ausladenden Innenhöfen.
Den wichtigsten Fortschritt brachten sie mit dem Bau von Terrassenfarmen und Bewässerungsanlagen, die heute noch das Land durchziehen. Sie errichteten die Trockenmauern, um in den Bergen Terrassen anzulegen, um das sonst unwirtschaftliche Gelände zur Landwirtschaft nutzen zu können. Parallel dazu errichteten sie Bewässerungssysteme mit Gräben und Zisternen, die das Regenwasser der Berge auf der sonst eher trockenen Insel effizient nutzten. Viele Ortsnamen auf Mallorca haben einen arabischen Ursprung.
Aber die Araber, auf Mallorca werden sie auch Mauren oder Sarrazenen genannt, brachten nicht nur neue Technologien mit, sie entwickelten auch römische Einflüsse weiter. Am Beispiel der Arabischen Bäder von Palma ist das besonders gut zu erkennen. Denn auch im römischen Reich waren öffentliche Bäder weit verbreitet.
Mit dem Einzug der christlichen Gruppen endetet die Herrschaft der Mauren jedoch überall in Europa. Auch auf Mallorca mussten sie fliehen oder sich ergeben und den neuen Herrschern anpassen.
Das Besondere der Arabischen Bäder von Palma
Die Banys Arabs, wie die Arabischen von Palma auch genannt werden, sind ein faszinierendes Beispiel maurischer Architektur und gehören zu den wenigen erhaltenen Monumenten aus dieser Epoche auf der Insel und sind seit langem denkmalgeschützt. Ihr findet sie inmitten des Gartens Can Pit el Anguila, der Teil der herrschaftlichen Residenz Can Serra war und auch heute noch von einer hohen Mauer umgeben wird, die es gar nicht so leicht macht, die Anlage zu finden.
Vom Garten aus betretet ihr die Badeanlage durch einen Hufeisenbogen, der typisch für die arabische Architektur ist. Die Bäder sind ein rechteckiges Gebäude mit halbrunden Gewölbe. Der zentrale Raum, das sogenannte Caldarium, wird von einer halbrunden Kuppel bedeckt, die von 12 Säulen getragen wird. Die Säulen sind nicht baugleich, was darauf hindeutet, dass sie aus römischer und islamischer Zeit stammen könnten. Die Kuppel wurde aus Ziegeln gemauert und ist von zahlreichen Oberlichtern durchsetzt. Es gibt Überreste von Schornsteinen und Rohren, die ehemals heißes Wasser in den Raum leiteten.
Das Caldarium war der warme Teil der Bäder. Der Fußboden bestand aus einem doppelten Steinplattenpflaster, durch dessen Ritzen die von unten erwärmte Luft strömte, um den Raum zu heizen. Zusätzlich wurde Wasser auf den Boden gegossen, um die Wirkung der heißen Bäder zu verstärken und eine intensivere Atmosphäre zu erzeugen.
Ein rechteckiger Raum mit einem Tonnengewölbe, der als Tepidarium genutzt wurde, ist ebenfalls erhalten geblieben. Dort war es nicht ganz so heiß, damit das Herz und der Kreislauf weniger beansprucht wurde. Der Raum für die kalten Bäder ist leider nicht erhalten geblieben.
Arabische Bäder, ebenso wie römische Bäder, waren nicht nur Orte der körperlichen Hygiene, sondern auch soziale Treffpunkte. Hier konnte man nicht nur seinen Körper reinigen, sondern auch soziale Kontakte knüpfen, Geschichten austauschen und Geschäfte abschließen. Die Bäder waren Zentren des sozialen Lebens, an denen Menschen unterschiedlicher Schichten und Kulturen zusammenkamen.
Die Bäder erfüllten auch wichtige hygienische Zwecke. In einer Zeit, in der das Bewusstsein für Hygiene noch nicht so ausgeprägt war wie heute, boten die Bäder eine Möglichkeit zur Körperpflege und Reinigung.
Praktische Hinweise, Parken & Öffnungszeiten
Die Arabischen Bäder von Palma liegen im verkehrsberuhigten Bereich der historischen Altstadt. Ihr könnt dementsprechend nicht in unmittelbarer Nähe parken, dafür aber den Besuch mit einem kleinen Spaziergang verbinden.
Die günstigste Parkmöglichkeit findet ihr im unterirdischen Parkhaus an der Kathedrale. Vom gotischen Gotteshaus aus sind die Bäder dann auch durchgängig mit Banys Arabs ausgeschildert. Die nächste Bushaltestelle befindet sich am Plaza de la Reina und wird mit der Stadtlinie 25 angefahren.
Die Arabischen Bäder können ganzjährig besucht werden. Von April bis November haben sie von 9:30 Uhr bis 20:00 Uhr geöffnet und von Dezember bis März von 9:30 Uhr bis 19:00 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt etwa 4 € pro Person. Eine vorherige Terminvereinbarung ist nicht erforderlich.
Direkt in den Bädern gibt es keine Verpflegungsmöglichkeiten, abgesehen von einem Automaten. In der Umgebung gibt es aber zahlreiche Restaurants, Cafés und Bars, in denen ihr nach eurem Besuch einkehren könnt.
Sehenswertes in der Nähe
Nach oder vor dem Besuch der arabischen Bäder solltet ihr auf jeden Fall noch einige andere Dinge, die auf dem Weg liegen, näher betrachten. Wenn ihr etwas mehr Zeit habt, dann könnt ihr das zusammen mit euren Kindern spielerisch bei einer Schnitzeljagd durch Palma machen. Aber auch auf eigene Faust könnt ihr einige Sehenswürdigkeiten finde.
Nicht zu übersehen ist die Kathedrale La Seu. Um die zu besuchen, muss man nicht selten länger anstehen. Mit diesen Online-Tickets habt ihr allerdings bevorzugten Zutritt. Besonders schön ist es in der Kathedrale am Morgen, wenn die Sonne bunte Lichter durch den Kirchenraum tanzen lässt. Im Sommer könnt ihr zudem die Dachterrassen besuchen und einen Blick über die Dächer von Palma genießen. Hier findet ihr die Informationen zum Besuch der Kathedrale.
Direkt neben der Kathedrale ist der Königspalast Almudaina zu finden, auch heute noch der Amtssitz des spanischen Königs, wenn er sich auf Mallorca aufhält. Ehemals ging das Meer direkt bis an die Mauern des Palastes. Der Regent konnte über den Drassana Bogen direkt in sein Schiff einsteigen. Mehr dazu erzähle ich bei der Stadttour Palma bei Nacht.
Wenn ihr einmal um die arabischen Bäder herumlauft, gelangt ihr zum Kloster Santa Clara. Es wurde im 13. Jahrhundert von den Klarissen gegründet und ist heute noch eines der wenigen aktiven Klöster auf Mallorca und das einzige mit Ordensfrauen. Die Klarissen haben sich zum Schweigen verpflichtet. Teile der Anlage sind der Öffentlichkeit zugängig. Zum Beispiel ein kleiner Laden, in dem die Ordensfrauen selbstgebackenes und im Sommer Eis verkaufen.
Andere Arabische Sehenswürdigkeiten auf Mallorca
Wie gesagt, sind die architektonischen Reste der Araber auf Mallorca sehr rar. Neben den Arabischen Bädern von Palma gibt es jedoch etwas nordöstlich von Palma auf dem Weg nach Sóller. Es geht um die Gärten von Alfabia, ein zauberhaftes grünes Paradies. Ursprünglich von den Arabern angelegt, sind sie ein beeindruckendes Beispiel für die fortschrittliche Wassertechnik, die von den Arabern auf der Insel eingeführt wurde.
Die Araber nutzten ausgeklügelte Bewässerungssysteme, um die arabischen Gärten auf Mallorca zu bewässern und eine üppige Vegetation zu schaffen. Sie entwickelten ein ausgefeiltes System von Kanälen, Wasserläufen und Brunnen, um das kostbare Wasser effizient zu verteilen und die Gärten in ihrer vollen Pracht erblühen zu lassen.
Besucher der Gärten von Alfabia können immer noch die Überreste dieser beeindruckenden Wassertechnik bewundern, die über die Jahrhunderte hinweg erhalten geblieben ist. Die friedliche Harmonie der Natur und das sanfte Plätschern des Wassers schaffen eine magische Atmosphäre, die die Besucher in eine vergangene Zeit zurückversetzt. Und es gibt sogar ein paar Wasserspiele, mit denen man sich selbst oder andere nass spritzen kann.
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