Hoch über dem Meer, zwischen steilen Terrassenfeldern voller Olivenbäume und Obstbäumen, klammern sich die sandsteinfarbenen Häuser von Banyalbufar an den Berg – als fürchten sie, ins Meer zu stürzen. Abgesehen vom kleinen Strand gibt es keine klassischen Sehenswürdigkeiten. Der wahre Charme des Ortes liegt in den zahllosen Treppen, die dich zu immer neuen Winkeln und beeindruckenden Fotomotiven führen. Immer dabei: der freie Blick auf das Mittelmeer.
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Ungefähr 500 feste Einwohner zählt Banyalbufar – und doch überrascht der Ort mit einer beeindruckenden Dichte an Restaurants und Bars. Dabei ist er touristisch gar nicht so überlaufen. Die enge, kurvige Küstenstraße ist ein Traum für Beifahrer, aber nichts für Reisebusse. Auch der Platz für Autos ist begrenzt. Hauptsächlich Wanderer halten in dem Ort, dessen Name aus dem Arabischen übersetzt „kleiner Weinberg am Meer“ bedeutet. Was Banyalbufar so besonders macht und warum sich ein Stopp lohnt, erfährst du hier.
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Ein Blick in die Geschichte: Von Arabern & Weinbau
Wie bereits angedeutet, hat Banyalbufar arabische Wurzeln. Die Mauren, oft nur als Eroberer betitelt, brachten bedeutende Fortschritte nach Mallorca. Sie wussten, wie man eine Landschaft, die kaum kultivierbar schien, in fruchtbares Land verwandelte. Ein Meisterwerk der Landwirtschaft waren die Terrassen, die sie anlegten, gestützt von Mauern, die das unwegsame Terrain in bewirtschaftbare Felder verwandelten.
Doch das allein reichte nicht aus, um Landwirtschaft zu betreiben – es fehlte an Wasser. Daher schufen sie ein ausgeklügeltes System von Kanälen und Becken, um das seltene Regenwasser aus den Bergen zu sammeln und auf die Terrassen zu verteilen. Noch heute wird dieses Bewässerungssystem genutzt.
Aufgrund der guten Lage und mit den Vorbereitungen der Araber gediehen in Banyalbufar Weinreben besser als anderswo. Der Wein wurde auch aufs Festland verschifft und unter anderem am Hof von König Jaume I getrunken – der Mallorca später von den Arabern zurückeroberte. Und sicherstellte, dass die Weinproduktion weiterlaufen konnte.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts zählte Banyalbufar durch den Weinexport zu den wohlhabendsten Gemeinden der Insel. Dann überfiel die Reblaus die Insel und vernichtete alle Weinberge. Heute versucht man, den Weinanbau wiederzubeleben.
Highlights vor Ort: Strände, Restaurants und Aussichtspunkte
Banyalbufar ist kein typisches Ziel für einen Tagesausflug – es sei denn, du kombinierst den Besuch mit einer Wanderung. Über Optionen dafür spreche ich weiter unten. Falls du den Ort nur einmal anschauen, einen Abstecher zum Strand und eine Pause in einem der Restaurants machen möchtest, reicht ein halber Tag. Die folgenden Dinge solltest du aber keinesfalls verpassen.
Die Cala von Banyalbufar: Bildschön, aber steinig
Im Sommer zieht es die meisten Urlauber an den Strand – doch Banyalbufar ist für einen klassischen Badetag nicht die beste Wahl. Die kleine Bucht ist wunderschön und natürlich, aber auch sehr steinig. Zum Sonnenbaden ist sie zu unbequem, und es gibt weder eine Strandbar noch andere Annehmlichkeiten.
Gerade das macht jedoch auch ihren besonderen Charme aus: Die Bucht bleibt auch im Hochsommer ruhig und ist selten überfüllt. Wenn du dennoch Lust hast, hier zu baden, solltest du gut vorbereitet sein.
Der wichtigste Punkt: Der Weg zur Bucht, der Camí des Moli, ist zwar gut ausgeschildert, aber anstrengend. Auf kurzer Strecke werden rund 100 Höhenmeter überwunden. Die Straße ist asphaltiert, aber steil – und mit kleinen Kindern kann das schnell zur Herausforderung werden.
In der Bucht selbst erwartet dich nichts außer ein paar charmanten Bootshütten, die ein tolles Fotomotiv abgeben. Alles, was du brauchst, vor allem Sonnenschutz, solltest du selbst mitbringen.
Alternativ kannst du mit dem Auto bis fast zur Bucht fahren. Die enge Straße endet in einem kleinen Parkplatz, der allerdings nur Platz für wenige Autos bietet. Etwa auf halber Strecke zwischen dem Ort und der Bucht gibt es einen weiteren, kostenlosen Parkplatz – doch auch hier brauchst du etwas Glück, um einen freien Platz zu finden.
Panorama: die besten Fotostopps
Auch wenn du nicht zum Baden in die Cala von Banyalbufar gehst, lohnt es sich, die Bucht wenigstens von oben zu betrachten. Der Abstieg zum Wasser erfolgt über eine Holzrampe und Treppe, die bei stürmischer See oft überspült und rutschig wird. Doch der Ausblick von oben ist unschlagbar: Auf der einen Seite siehst du die gesamte Bucht, auf der anderen die eindrucksvollen Terrassenfelder, die den Charme dieses Küstenorts ausmachen.
Wenn du Aussichtspunkte liebst, solltest du auch diese beiden Highlights in der Umgebung nicht verpassen:
Zum einen ist da etwas westlich von Banyalbufar der Torre del Verger oder Torre de ses Animes, der Turm der Seelen. Ursprünglich als Wachturm im Kampf gegen die Piraten haben sich über die Jahre Legenden darum entsponnen. Die abgeschiedene Lage, die raue Küste – ein Ort der Melancholie. Es heißt, dass sehr viele Menschen hier ins Meer sprangen und als ruhelose Geister (oder Seelen) auch heute noch dort herumspuken.
Noch weiter westlich, nach dem Ort Estellencs, findest du den Mirador d’en Ricardo Roca, einen weitaus pragmatischeren Aussichtspunkt. Der Ort ist ein Traum für alle, die gerne Fotografieren oder mit Blick auf das weite Meer entspannen. Ein Stopp hier lohnt sich besonders zum Sonnenuntergang.
Einkehr: Restaurants & Bars
Für einen entspannten Moment mit Meerblick führt kein Weg am Restaurant & Café Bellavista vorbei. Es liegt direkt an der Hauptstraße und hat eine Terrasse mit einem fantastischen Ausblick auf die Küste. Wenn du den Sonnenuntergang von hier genießen möchtest, lohnt sich eine vorherige Reservierung, denn die Plätze auf der Terrasse sind begehrt.
Ein Highlight für Feinschmecker ist das Restaurant Son Tomàs, das ebenfalls mit einer wunderschönen Terrasse punktet. Aber auch die klassische spanische Speisekarte mit vielen mallorquinischen Spezialitäten zieht viele Besucher an. Außerdem wird hier der lokale Wein, der in Banyalbufar angebaut wird, serviert.
Wanderungen rund um Banyalbufar
Nach dem leckeren Essen und der tollen Aussicht ist es Zeit, sich ein wenig zu bewegen und die Natur um Banyalbufar zu erkunden. Egal ob du nur einen kurzen Spaziergang oder eine ausgedehnte Tour suchst – in der Umgebung gibt es Möglichkeiten für jeden Geschmack.
Camí des Correu: Der alte Postweg durch die Berge
Der Camí des Correu ist nicht nur ein Wanderweg, sondern ein Stück Geschichte. Dieser alte Postweg verband vor vielen Jahren die Orte Esporles und Banyalbufar und lässt dich heute in die Fußstapfen der früheren Reisenden treten. Der Weg ist ein Meisterwerk der Trockenmauerbaukunst, die auf Mallorca weit verbreitet ist, und bietet dir beeindruckende Einblicke in die Landwirtschaft und Natur der Insel.
Mit einer Strecke von fast 8 km und 300 Höhenmetern ist der Camí des Correu keine leichte Wanderung, aber gut zu bewältigen – auch für kleinere Wanderer, wenn Pausen eingeplant sind. Besonders gut gefallen hat uns der Abstieg durch die Terrassenfelder, wo sich der Blick auf Banyalbufar und das weitläufige Meer öffnet. Ein wahres Panorama, das den Aufstieg mehr als belohnt.
Eine detaillierte Wanderbeschreibung findest du hier.
Finca Planicia: Natur pur und eine echte Auszeit
Die Finca Pública de Planícia ist ein ehemaliges Landgut und Naturareal in öffentlicher Hand. Die Finca kann auf verschiedenen Wanderwegen erkundet werden. Um sie zu erreichest startest du am besten am Parkplatz am Ortseingang von Banyalbufar. Dort geht es zunächst steil bergauf, bevor die Route eine sanfte Abwärtsbewegung in Richtung des Hauptgebäudes der Finca nimmt.
Vor Ort gibt es dann mehrere Wanderwege, darunter der Weg zur Font de l’Obi und der Aljub dels Cristians, der durch Waldgebiete zu historischen Wasserspeichern führen. Die Wanderung ist familienfreundlich und auch für Anfänger geeignet. Je nach Strecke kann man immer wieder die Aussicht auf das Meer und das umliegende Land genießen kann. Trotz der verbesserten Beschilderung in der Region ist es wichtig, aufmerksam zu bleiben, da der Weg in einigen Abschnitten nicht immer gut markiert ist.
Volta des General: Küstenwanderung mit Wow-Faktor
Die Wanderung auf der Volta des General führt dich durch eine atemberaubende Landschaft, in der sich die Berge und das Meer beinahe berühren. Startpunkt ist etwas oberhalb des Ortseingangs von Banyalbufar, und von dort aus verläuft der Weg entlang der Küste, mit den Bergen auf der einen und dem Meer auf der anderen Seite. Die Strecke führt an alten Köhlerplätzen und arabischen Landgütern vorbei. Immer wieder eröffnen sich atemberaubende Ausblicke auf die steilen Berghänge und das weite Meer.
Das Ziel der Wanderung ist der abgelegene Hafen Port des Canonge, ein ehemaliger Fischerhafen, der nur über diesen Wanderweg gut zu erreichen ist. Der kleine Ort ist von Natur aus ruhig und abgelegen. Die Wanderung dauert etwa 3,5 bis 4 Stunden und führt durch eine abwechslungsreiche Landschaft aus terrassierten Feldern, Pinienwäldern und Steilküsten.
Die genaue Wanderbeschreibung zu dieser Tour findest du in meine Buch Naturzeit für Kinder: Mallorca.
Tolle Dörfer in der Nachbarschaft
Du kennst jetzt so ziemlich jeden Winkel von Banyalbufar. Zeit, etwas das Umland zu erkunden. Denn wenn du dich schon auf den Weg in diese abgelegenen Teil der Insel machst, hast du ja eventuell auch Lust, noch ein paar andere schöne Orte in der Nähe zu erkunden.
Estellencs: Authentischer Küstenort
Estellencs ist der unmittelbare Nachbarort Banyalbufars und liegt nur wenige Minuten westlich. Er ist kleiner, aber vielleicht sogar etwas schnuckeliger und authentischer. Besonders schön ist der leicht zu laufende Rundweg, der auf einer asphaltierten Straße zum Meer und auf der anderen Seite wieder zurück in den Ort führt.
Im Gegensatz zu Banyalbufar gibt es am (ebenfalls steinigen) Strand im Sommer eine kleine Bar. Das Restaurantangebot im Ort ist nicht ganz so üppig, aber ausreichend. Wem Banyalbufar zu eng und überlaufen ist, der ist hier besser aufgehoben.
Port des Canonge: Charmantes Fischerdorf
Es Port des Canonge, das ehemalige Fischerdorf, habe ich weiter oben bereits erwähnt. Der direkte Zugang ist nicht ganz einfach, da der Ort nur über eine schmale Straße erreichbar ist und die Parkmöglichkeiten begrenzt sind. Der Hafen ist mittlerweile nicht mehr in Betrieb, sondern dient als Ziel für Freizeitboote und als ruhiger Badeplatz.
Die steinigen Ufer und die atemberaubende Natur machen den Ort besonders für Schnorchler und ruhesuchende Badegäste attraktiv. Besonders hervorzuheben sind die roten Felsen und Fossilien in der Umgebung, die einen faszinierenden geologischen Hintergrund bieten.
Esporles: Traditionelle Märkte und Kultur
Esporles ist ein charmantes Bergdorf auf der Südseite der Serra de Tramuntana. Besonders sehenswert sind der idyllische Ortskern. Der kleine Ort bietet ein breites Spektrum an Freizeitmöglichkeiten wie das Picknickareal Son Tries mit einem tollen Spielplatz mitten im Wald.
Besonders erwähnenswert ist auch die Glasbläserei Lafiore, wo Besucher nicht nur traditionelle Handwerkskunst bestaunen, sondern auch an Workshops teilnehmen können.
Praktische Tipps für deine Reise nach Banyalbufar
Anfahrt und Parken
Banyalbufar liegt malerisch an der beeindruckenden Küstenstraße Ma-10, die Andratx mit Valldemossa verbindet. Die Fahrt entlang dieser kurvenreichen Strecke ist bereits ein kleines Abenteuer, das atemberaubende Ausblicke auf die Landschaft und das Meer bietet. Allerdings kann die Fahrt aufgrund der vielen Radfahrer, die die Strecke ebenfalls gerne nutzen, etwas länger dauern.
Vor Ort gestaltet sich das Parken jedoch schwieriger. Im Ortszentrum gibt es zwar ein fast unauffälliges Parkhaus, das einen Vorteil bietet: Das Auto bleibt im Schatten. Doch der Parkplatz ist eng und relativ teuer.
Am Ortsausgang Richtung Westen gibt es eine weitere Stellfläche auf einer Ebene. Auch dort wird eine Parkgebühr verlangt. Dafür gibt es hier die tolle Aussicht umsonst dazu. Neben dem bereits erwähnten Parkplatz auf dem Weg zum Strand, gibt es noch einen weiteren kleinen Platz in einer Sackgasse.
Mit dem Bus
Weitaus entspannter ist es, mit dem Bus nach Banyalbufar zu kommen. Denn dann hat man bereits bei der Anfahrt schon die besten Blicke auf den Ort und keinen Stress bei der Parkplatzsuche. Insgesamt gibt es drei Haltestellen im Ort: je eine am Ortsein- und Ausgang und eine weitere unterhalb der Kirche.
Die Linie 202 fährt ganzjährig zwischen Palma und Estellencs, auch an Wochenenden. Besonders praktisch finden wir, wenn wir das Auto in Esporles abstellen. Denn so sind wir immer noch ziemlich mobil, müssen uns aber wegen der engen Kurven und dem Parkplatz keine Gedanken machen.
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