Zwischen Burgen, Bunkern und dem Meer. Cala Millor und Sa Coma sind nicht unbedingt für Kulturgüter bekannt. Aber genau zwischen den beiden Touristenhochburgen versteckt sich ein sehr interessantes Relikt aus der Vergangenheit. Wir nehmen euch mit auf eine Erkundungstour auf die Halbinsel zum Castell de sa Punta de n’Amer.
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Sa Coma und Cala Millor sind zwei sehr touristisch geprägte Urlaubsorte. Um so überraschender, dass die Landzunge, die sich dazwischen ins Meer drückt, komplett unberührt ist. Als Naturgebiet mit besonderem Wert steht es unter Naturschutz. Zu den einzigen Bauten gehören eine Wehranlage aus dem 17. Jahrhundert und zwei Bunker aus der Ära des Bürgerkrieges.
In prähistorischer Zeit wurden die Höhlen, die im Küstenbereich zu finden sind, bewohnt. Etwas später wurde in Steinbrüchen direkt am Wasser der bekannte Sandstein Marés abgebaut, der unter anderem beim Bau der Kathedrale in Palma verwendet wurde. Heute sind die einzig geduldeten Bewohner der Halbinsel einige frei lebende Pferde, die zur Rancho Sa Coma gehören. Auf deren Rücken könnt ihr das Naturschutzgebiet ebenso erkunden wie mit dem Fahrrad.
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Das Castell de sa Punta de n’Amer bei Cala Millor
Ein wenig Geschichte
Die Halbinsel um das den Wehrturm war schon immer ein strategisch wichtiger Punkt der Insel. Ab circa 1500 v. Chr. siedelten hier die ersten Menschen, wie Keramikreste in den Höhlen Ses Crestes und Ses Pedreres beweisen. Im Herzen des Naturschutzgebietes ist außerdem ein Talayot zu finden.
Im Angesicht der immer schlimmer werdenden Piratenangriffe im 16. Jahrhundert wurde auf der Landzunge des Castell de sa Punta de n’Amer als Teil des Küstenabwehrsystems bei Cala Millor eine Burg gebaut. Auf den Türmen im gesamten Küstenbereich waren immer mindestens zwei Soldaten im Dienst, die die Küste überwachen und Alarm schlugen, sobald sich verdächtige Schiffe näherten.
Wie genau die Piratentürme auf Mallorca funktionierten, könnt ihr hier nachlesen.
Im 19. Jahrhundert nahm die Notwendigkeit der Nutzung des Abwehrsystems ab. Die Burg von Sa Coma wurde versteigert und gelangte in Privatbesitz. Bevor es während des Spanischen Bürgerkriegs von den Faschisten genutzt wurde. Heute ist in dem kleinen Burggebäude eine Ausstellung zu sehen.
Das Naturschutzgebiet von Cala Millor
Mit den Bettenburgen auf beiden Seiten ist die grüne Landzunge in den Augen vieler Einheimischer die grüne Lunge der Zone. Diese wie auch viele Urlauber wandern zur Burg Castell de sa Punta de n’Amer und genießen die Idylle abseits der Urlaubshektik.
Das war nicht immer so. Bis 1985 gab es Pläne, auch diesen letzten unbebauten Küstenabschnitt touristisch zu erschließen. Unzählige Baupläne für Hotelanlagen lagen der Gemeinde vor, bis die Inselregieren endlich das Gesetz verabschiedete, das die Punta de n’Amer zum Naturgebiet von besonderem Interesse erklärte.
Die Burganlage mit dem Wehrturm
Anders als die anderen Talaies war das 1696 errichtete Bauwerk nicht rund, sondern quadratisch. Damit ist das Castell de sa Punta de n’Amer der einzige viereckige Wehrturm der gesamten Insel. Die eigenartige Kombination einer Pyramide und eines Burgturmes birgt auch heute noch Rätsel. Im Volksmund es Castell genannt, diente die Burg in seiner aktiven Zeit als Beobachtungsturm und Verteidigungsbastion.
Alle Wachtürme an der Küste waren so gebaut, dass sie einer Belagerung standhalten konnten. Und so verfügte auch das Castell de sa Punta de n’Amer über einen Vorratsbunker und einer Zisterne mit Wasser. Heute noch steht eine Kanone vor den Schießscharten, die auf die Bucht vor Cala Millor zielt. Die Zugbrücke, die bei einem Angriff den Zugang über den Burggraben fast unmöglich machte, funktioniert auch heute noch. Wohl auch, weil die gesamte Anlage 1969 restauriert wurde.
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Statt nach Piraten könnt ihr heute von der Wehranlage aus nach Delfinen Ausschau halten. Oder einfach das schöne Panorama genießen, mit Blick von den Bergen bis über das offene Meer. Im Turm findet ihr ein kleines Museum, in dem ihr wichtige Dokumente und Objekte zur Geschichte des Castell de sa Punta de n’Amer ansehen könnt. Dazu gehört auch eine kleine Waffensammlung.
Wandern auf der Halbinsel am Castell von Cala Millor
Durch die Nähe zu den Urlaubsorten ist das Naturschutzgebiet wie prädestiniert für kurze Ausflüge speziell mit kleineren Kindern. Das Castell de sa Punta de n’Amer liegt inmitten einer landschaftlich tollen Dünenlandschaft. Während die Erwachsenen vor allem die Ruhe und vielleicht die kleine Bar an der Burg genießen, dürften die Kinder sehr leicht für die Tiere zu begeistern sein, die auf allen Wanderwegen anzutreffen sind.
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Es gibt quer über die Halbinsel verschiedene Wanderwege, die sowohl von Cala Millor als auch Sa Coma zur Burg führen. Durch das Landesinnere, aber auch am Meer entlang. An der Küste könnt ihr Meereshöhlen entdecken, auf dem alten Steinbruch klettern und alte Wohnstätten erkunden. Im Detail erklären wir diese Tour in unserem Buch Naturzeit mit Kindern: Mallorca. Zusätzlich dazu findet ihr darin zahlreiche weitere Tipps für einen erfolgreichen Mallorca Urlaub.
Video
Kurz & Knapp
Streckendetails: 4 km – 1 h 30 – ab 0 Jahren
Parken: In Sa Coma den Abzweig zum Strand nehmen, wo sich an der Promenade ein Parkplatz befindet.
Öffnungszeiten Burg: 10 – 21 Uhr.
Anforderung und Charakter: Der Hauptpfad zur Burg ist breit und eben. Er stellt keinerlei Schwierigkeit dar und kann auch mit dem Rad oder Kinderwagen befahren werden.
Kinderwagen: Geeignet.
Einkehr: Bar Es Castell an der Burg oder verschiedene Lokale im Ort.
Weitere Aktivitäten in der Nähe
Cala Millor bietet als Touristenort natürlich noch einige Aktivitäten mehr, die ihr gut mit dem Ausflug zum Castell de sa Punta n’Amer verbinden könnt. Erste Wahl ist wahrscheinlich immer eine Abkühlung am Strand. In der Hochsaison kann es da durchaus etwas voll werden. Aber am Meer gibt es noch andere Möglichkeiten.
Strandaktivitäten & Bootsausflüge
Zum Beispiel könnt ihr euch auf ein Bananenboot wagen, Jetskis durch die Wellen steuern oder, wenn das Wetter es erlaubt, sogar beim Parasailing den Himmel erobern. Schnorchel- und Tauchmöglichkeiten sind vorhanden, auch wenn der Strand von Cala Millor nicht unbedingt die besten Bedingungen bietet.
Wenn ihr die Küste von Cala Millor erkunden möchtet, bietet sich das Mieten eines Tretbootes als einfachste und preisgünstigste Option an. Die Boote stehen direkt am Strand zur Verfügung und eine Stunde Spaß kostet etwa 15 Euro.
Für einen etwas längeren Ausflug empfehle ich euch eine Bootstour mit dem Glasbodenboot. Dieses nimmt euch im Sommer mit auf eine Reise entlang der Südroute über Sa Coma bis nach Porto Cristo, mit einem kurzen Abstecher nach Norden. Unterwegs entdeckt ihr malerische Buchten und faszinierende Unterwasserlandschaften. Hier könnt ihr das Glasbodenboot reservieren.
Buggy-Touren & Segway-Ausflüge
In Cala Millor gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Fortbewegung, darunter auch einige originelle. Eine Buggy-Tour führt euch entlang der Nordostküste Mallorcas zu abgelegenen Dörfern, Burgen und Klöstern. Genießt atemberaubende Panoramen und den frischen Wind um die Nase.
Für diejenigen, die ihre Balance auf die Probe stellen möchten, ist eine Segway-Tour ideal. Sie führt euch über die Halbinsel Punta de n’Amer. Ihr müsst also noch nicht einmal zur Burg wandern, sondern könnt entspannt hin rollen. Die Tour ist für Kinder ab 8 Jahren geeignet, und keine besonderen Voraussetzungen oder Segway-Erfahrung sind erforderlich.
Mit dem Mini-Jeep könnt ihr noch weiter entfernte Orte erkunden. Auf einer geführten Tour werdet ihr sicher durch abgelegene Teile der Insel geführt. Pro Jeep haben zwei Personen Platz, wobei eine davon einen gültigen Führerschein benötigt.
Die Strandpromenade von Cala Millor verfügt über einen Radweg, der sich perfekt für entspannte Spaziergänge oder Radtouren mit Kindern eignet. Am Strand gibt es mehrere Verleihmöglichkeiten für Fahrräder, mit denen ihr bis zur Burg Castell de Punta n’Amer auf der Halbinsel fahren könnt.
Alternativ könnt ihr Tretmobile im Stil einer Rikscha ausleihen, auf denen bis zu sechs Personen Platz finden. Wenn ihr es lieber motorisiert mögt, könnt ihr vor Ort auch 125er Motorräder mieten und über die Insel cruisen.
Reiten in Cala Millor
An der Südseite von Cala Millor, direkt am Eingang zum Naturpark Punta de n’Amer, befindet sich ein kleiner Pferdehof. Hier könnt ihr Ausritte auf die Halbinsel buchen und dabei auch einen Stopp an der Burg am äußersten Zipfel einplanen.
Noch mehr Touren: Reiten auf Mallorca.
Für die kleinen Abenteurer gibt es auf der Ranch die Möglichkeit, auf Ponys zu reiten. Es wird empfohlen, Ausritte und Ponyreiten im Voraus zu reservieren. Weitere Informationen findet ihr unter rancho-bonanza.org.
Markttag in Son Servera
Ein kleiner Abstecher nach Son Servera lohnt sich, besonders freitags zwischen 9 und 14 Uhr, wenn Markttag ist. Der Ort sprüht dann vor Energie. Vom Cala Millor aus könnt ihr am besten den öffentlichen Bus nehmen. Je nach Jahreszeit gibt es verschiedene Busrouten von oder über Cala Millor nach Son Servera.
Son Servera hat neben dem gemütlichen Ortskern auch die unvollendete Kirche Iglesia Nova zu bieten. Die Anlage ist in der Regel tagsüber geöffnet, und ihr könnt durch die Mauern spazieren. Besondere Aufmerksamkeit verdient auch die Statue am Marktplatz, aus dessen Mantel eine Maus hervorkommt. Dies erinnert an ein wahrscheinlich fiktives Ereignis, das die schlimmste Pestepidemie des Ortes ausgelöst haben soll. Ebenso beliebt ist das jährliche Mandelblütenfest im Februar.
Radfahren auf dem Grünen Weg
Wenn ihr Lust auf eine längere Radtour habt, ist der Grüne Weg im Landesinneren, der Artà mit Manacor verbindet, genau das Richtige. Die ehemalige Zugstrecke ist fast eben und ausschließlich für Wanderer und Radfahrer zugänglich. Fahrräder könnt ihr entweder direkt in Artà am Startpunkt der Strecke ausleihen oder mit etwas mehr Anreise in Cala Millor.
Der Abschnitt zwischen Artà und Son Servera ist besonders interessant. Es gibt Picknickzonen und einen Tunnel, der durchfahren wird. Dieser Teil der Strecke ist auch für Kinder gut geeignet, die Entfernung ist überschaubar, und in Artà gibt es mehr zu entdecken.
Minizug nach Costa de los Pinos
Wenn es euch in Cala Millor zu belebt und hektisch wird, ist Costa de los Pinos eine willkommene Alternative. Obwohl die beiden Ortschaften nur wenige Kilometer voneinander entfernt sind, ist es in Costa de los Pinos deutlich ruhiger. Es gibt einige Stellplätze für Wohnmobile, aber wesentlich weniger touristische Unterkünfte.
Die Anreise nach Costa de los Pinos ist mit dem Minizug einfach. Der fährt von Cala Millor über Cala Bona hierher. Der erste Zug startet um 10.15 Uhr und fährt stündlich bis 17.15 Uhr im Sommer. Die Fahrpläne außerhalb der Hochsaison können an der Haltestelle am Plaza Mallorca eingesehen werden. Die Fahrt kostet 4,50 Euro bzw. 2,50 Euro für Kinder.
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