Die Einwohner Sineus beanspruchen für sich, der Mittelpunkt der Insel zu sein. Einige andere Ortschaften behaupten das auch. Allerdings hat Sineu etwas, was andere nicht haben. Nämlich den ältesten Bauernmarkt auf Mallorca. Und dabei gleichzeitig einen der authentischsten Wochenmärkte der Insel. Wie in den Anfängen im Jahr 1306 wird auf dem Markt in Sineu auch heute noch mit Nutztieren gehandelt.
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Warum Markt in Sineu für die Insel so wichtig sind, zeigt ein Blick in die Geschichte. König Jaume II wählte den Ort im Herzen Mallorcas in der fruchtbaren Ebene Es Plá als seine Zweitresidenz. Infolgedessen wurde der landwirtschaftliche Ort ein wichtiges Handelszentrum der Insel. Um den Handel zu erleichtern, verlieh der König Sineu 1306 das Marktrecht. Und dieser Markt in Sineu lockte damals wie heute viele Besucher an.
Interaktive Tour: Unsere Schnitzeljagd durch Sineu.
Touristenmagnet: Der Markt in Sineu
Insider-Tipp: Vermeidet die Massen, indem ihr den Markt in Sineu früh am Morgen besucht. Die meisten Urlauber und Reisegruppen kommen erst am späten Vormittag an.
Auch über 700 Jahre später ist Sineu der Markt schlechthin auf Mallorca, den fast jeder Tourist einmal besucht haben will. Obwohl er sich in weiten Zügen nur wenig von den anderen Wochenmärkten der Insel unterscheidet, ist es vor allem der Ruf und wohl auch die Tatsache, dass nach wie vor Nutztiere verkauft werden (dazu später).
Prinzipiell findet ihr auf dem Markt in Sineu alles das, was auf den größeren anderen Märkten auf Mallorca auch angeboten wird. Besonders authentisch sind die kleinen Stände von pensionierten Bauern, die sich ein Zubrot verdienen, indem sie einen Teil ihrer Ernte verkaufen. Oder die alten Herren mit gebügelten Hosen, kurzärmligen Händen und Bast-Hut, die auf dem Platz vor den Stallungen zusammen ein Schwätzchen halten. Wie wahrscheinlich ihre Vorfahren schon.
Durch die große Beliebtheit bei Touristen und der Tatsache, dass der Markt in Sineu nur einmal in der Woche am Mittwoch stattfindet, ist es in der Hauptsaison dort jedoch auch sehr voll. Der Markt geht von circa neun bis 14 Uhr.
Tiere auf dem Markt in Sineu
Mir wird immer ein wenig schwer ums Herz, wenn ich die Tiere in ihren Käfigen sehe. Ich kenne viele Mallorquiner, die nach wie vor ein authentisch bäuerliches Leben führen, in denen Tiere Dinge sind. Vielen der Tiere geht es dabei zu Lebzeiten nicht einmal schlecht. Das ist auch nicht das Problem. Ich fände es weit weniger problematisch, wenn ich nur ein einziges Mal gesehen hätte, dass wirklich irgendein Schaf, Hund, Esel oder Huhn den Besitzer gewechselt hätte.
Habe ich aber nicht. Leider macht das Zur-Schau-Stellen der Tiere mehr den Eindruck Teil der touristischen Strategie zu sein. Es gehört zum Gesamtbild. Denn mal ehrlich: Die wenigen verbleibenden Bauern kennen sich untereinander und können jeden Tag ihre Tiere untereinander tauschen. Dazu braucht es heutzutage keinen Markt mehr.
Sineu: Sehenswürdigkeiten & Legenden
Wenn ihr wie wir den Ort gerne einmal authentisch kennenlernen wollt, empfehle ich euch Sineu an jedem anderen Tag in der Woche zu besuchen – nur nicht am Mittwoch. Denn abseits des Markttages ist es in dem kleinen Ort im Landesinneren nicht weniger schön. Ihr trefft die Einheimischen, die am Dorfplatz in den Bars zusammensitzen, fröhlich plappernde Frauen mit Einkaufstaschen in den engen Straßen und spürt die Magie, die die kleine Stadt verströmt.
Sehenswürdigkeiten in Sineu
Neben dem Markt ist es vor allem der mittelalterliche Ortskern, der Sineu so besonders macht. Viele der sehr alten Gebäude können die Geschichte des Ortes erzählen. Und auch wir erzählen eine Geschichte, die des verschwundenen Königs. Ihr könnt bei unserer Schnitzeljagd in Sineu Teil dieser Erzählung werden.
Das symbolträchtigste Gebäude des Platzes ist die der Santa Maria geweihte Pfarrkirche, die im 13. Jahrhundert gegründet und zwischen dem 16. und 19 erweitert wurde. Die kleine Brücke, die die Kirche mit dem Glockenturm verbindet, trägt den Namen Santa Bárbara, die die Schutzpatronin bei Stürmen und Gewitter ist. Bei einem Blitzschlag kamen hier zwei Glöckner ums Leben.
Vor der Kirche wacht ein Löwe mit Flügeln – aber vielleicht begrüßt er die Besucher auch nur. El León soll den Heiligen Markus repräsentieren, dem Schutzpatron des Ortes. Er hält das Wappen Sineus unter seinen Krallen. Ganz in der Nähe steht der Königspalast. Ehemals als Zweitresidenz für den König und dessen Vertreter erbaut, wohnen seit 400 Jahren die Ordensschwestern dort. Da sie nach wie vor ihren religiösen Pflichten nachgehen, ist es nicht möglich den Palast zu besichtigen.
Das Rathaus wurde im ehemaligen Kloster der Franziskaner untergebracht. Sehenswert ist hier der Innenhof mit den ionischen Säulen. Leider gibt es keine verlässlichen Öffnungszeiten. Damals wie heute schlägt der Puls Sineus auf dem Plaza des Fossar, dem Dorfplatz mit vielen Cafés und Restaurants, auf denen mittwochs zusätzlich der Markt von Sineu stattfindet.
Legende: Der Glockenturm von Sineu und die Achse der Welt
Falls ihr offenen Auges durch Sineu geht, fällt euch vielleicht auf, dass der Glockenturm getrennt von der Kirche steht. Warum das so ist, versucht ein altes Volksmärchen zu erklären. Es wird erzählt, dass die Einwohner des kleinen Ortes Sant Joan eine Kirche bauten, ihnen aber das Geld für einen Glockenturm fehlte. Da Sineu sehr wohlhabend war, wurde beschlossen, den Glockenturm dort zu entwenden. Es wurde bestimmt, sich an einem Tag zur Tat zu schreiten, an dem alle Einwohner des Ortes abgelenkt waren. Und das war ein Mittwoch. Markt in Sineu und alle Dorfbewohner auf selbigen unterwegs.
Die Diebe aus Sant Joan gingen mit Seilen, die sie unter ihren Kleidern um den Körper gewickelt hatten, durch den Ort zum Turm und banden die Stricke um den Glockenturm. Dann machten sie sich auf den Rückweg in ihren Ort und wickelten dabei die Seile von ihrem Körper ab. Am Ortsausgang zogen sie auf ein Signal alle gemeinsam an den Seilen. Die Diebe schafften es mit sehr viel Anstrengung den Turm ein kleines Stück von der Kirche wegzuziehen, fielen aber in dessen Impuls alle auf ihre Hinterteile. Die Dellen, die von den Allerwertesten entstanden, sind heute noch zu finden. Es handelt sich dabei um die Gruben von Els Cocons, die an der Straße von Sineu nach Sant Joan liegen.
Als die Menschen von Sineu von der Tat Wind bekamen, verjagten sie ihre Ortsnachbarn. Der Pfarrer und der Bürgermeister entschieden, den Glockenturm fest im Boden zu verankern. Als sie durch das Portal der Heiligen Babara zu den Fundamenten stiegen, blieb ihnen vor Überraschung der Atem stehen. Denn dort entdeckten sie die Achse der Welt, den Angelpunkt, der alles zusammen hält. Seitdem steigen die Ältesten des Dorfes jedes Jahr am 31. Dezember in die Tiefe hinab, um das Zahnrad der Achse zu ölen. Nicht, dass das Ganze rostet und die Welt noch aus den Fugen gerät!
Essen und Weinkeller in Sineu
Wer zum Markt in Sineu essen geht, sollte das in einem der ehemaligen Weinkeller tun. Die sogenannten cellers sind inselweit bekannt und tischen deftige mallorquinische Hausmannskost auf.
Typischste Gerichte sind das frit mallorquí (Innereinen) und porcella (Spanferkel). An Markttagen ist in den Weinkellern mehr los, als den Rest der Woche.
Feste und weitere Märkte in Sineu
Mai: Landwirtschaftsmesse Sa Fira
An jedem ersten Sonntag im Mai findet in Sineu die Landwirtschaftsmesse Sa Fira statt. Sie wurde 1318 von König Sancho ins Leben gerufen und ist die älteste Landwirtschaftsmesse Mallorcas. Neben den Ständen, die auch beim wöchentlichen Markt zu finden sind, gibt es bei der Landwirtschaftsmesse noch mehr Tiere zu sehen, sowie landwirtschaftliche Fahrzeuge und Gerätschaften. Besonderes Highlight ist die Versteigerung eines schwarzen Schweins.
August: Sommerfest zu Ehren der Heiligen Jungfrau Maria
In den ersten Augustwochen feiert Sineu ein Sommerfest rund um Maria Himmelfahrt. Gespickt ist das Fest mit vielen sportlichen und kulturellen Aktivitäten, Festivals, Konzerten und Folklore. Neu entstanden ist in diesem Rahmen ein verrücktes Festival, das mit dem Namen La Mucada auf der ganzen Insel Bekanntheit erlangt hat. Dabei handelt es sich um eine wilde Party, bei der junge und alte Leute in Rosa gekleidet durch die Straßen tanzen. Mehr zu La Mucada habe ich hier aufgeschrieben.
November: Lichterfest in Sineu
Die Nacht der Lichter ist eine besondere Gelegenheit, Sineu einmal ganz anders kennenzulernen. Am Abend werden für mehrere Stunden alle Straßenlaternen des Ortes ausgeschalten und Kerzen, Laternen und Sterne erleuchten die engen Gassen. Zusammen mit den Anwohnern werden markante Plätze gekonnt mit Lichtinstallationen in Szene gesetzt. Mehr zum Lichterfest in Sineu erfahrt ihr hier.
Dezember: Schlachtfest
Dezember ist Schlachtzeit. Sineu hat tief verwurzelte Traditionen, die von außen betrachtet skurril erscheinen können. Während der Landwirtschaftsmesse im Dezember, welche im Rahmen der Festlichkeiten zu Ehren des Heiligen Thomas stattfinden, werden Tiere nicht nur verkauft, sondern auch geschlachtet und weiterverarbeitet. Aufgrund der Nähe zum Weihnachtsfest werden außerdem Workshops angeboten, sowie traditionelle Aktivitäten und Folklore aufgeführt.
Der Markt in Sineu
Wann: Immer mittwochs von 8 bis 14 Uhr.
Wo: Rund um den Plaza del Fossar.
Was: Lokale Obst- und Gemüseprodukte. Pflanzen, Kleidung, Schuhe.
Einkehr: Zahlreiche Weinkeller, Restaurants und Bars.
Parken: Die Gemeinde stellt eine große Ackerfläche am Ortseingang zum Parken bereit. Ehrenamtliche weisen den Parkplatz zu. Um eine Spende wird gebeten.
Bus: Es fahren verschiedene Buslinien aus den Nachbarorten nach Sineu.
Zug: Die Zuglinie T3 fährt ab Palma über Sineu nach Manacor.
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