Die Wanderung zum Castell d’Alaró ist eine der schönsten auf Mallorca, schon aufgrund des atemberaubenden Ausblicks, mit dem man belohnt wird, sobald man die Spitze des Berges Puig d’Alaró erreicht. Es gibt viele Wege, die auf den Tafelberg führen. Und zumindest einer eignet sich auch mit Kindern. Ich stelle euch hier alle Möglichkeiten vor.
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Je nach Fitness der Wandergruppe kann die Wanderung an verschiedenen Stellen gestartet werden und kürzer oder länger dauern. Die umfangreichste Wanderung startet im Ort Alaró und dauert insgesamt fünf Stunden. Zu lang und kompliziert für Kinder. Kleine Wanderer können eine kinderfreundlichere Variante unternehmen, bei der sie in einer knappen Stunde den Gipfel erreichen. In diesem Beitrag findet ihr die Details zu allen Touren.
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Die Geschichte des Castell d’Alaró
Ehe wir uns auf den Weg machen, ist es ganz gut ein wenig über die Geschichte der Burg von Alaró zu erfahren. Der Berg Puig d’Alaró war schon immer ein strategisch wichtiger Punkt auf Mallorca. Seine Besiedlung geht bis in die Bronzezeit zurück. Seit dem Talayot ist die Gegend bewohnt und spielte bei allen großen Konflikten eine wichtige Rolle im Widerstand gegen die jeweiligen Invasoren.
Die ersten schriftlichen Referenzen zur Nutzung der Festung stammen aus dem Jahr 902. Damals leistete die Burg über acht Jahre Widerstand gegen die Belagerung der Sarazenen. Die Bewohner kapitulierten erst, als sie über keine Essensreserven mehr verfügten.
Im 15. Jahrhundert wurde die Burg nach und nach aufgegeben. Eine militärische Garnison blieb bis Ende des 18. Jahrhunderts. Danach war die Festung nur noch eine religiöse Stätte.
Heute verfällt die Burg immer mehr, obwohl es viele Projekte gibt, um die Anlage zu restaurieren und weiter touristisch zu erschließen. Momentan scheitert dies jedoch noch an den Eigentumsverhältnissen.
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Verschiedene Wanderungen zum Castell d’Alaró
Viele Wege führen auf den Berg. Allen gemein ist, dass ihr theoretisch die Nacht auf dem Berg verbringen könnt. Die kleine Herberge ist zwar sehr einfach, hat aber einen ausgezeichneten Ruf. Für das leibliche Wohl wird ebenfalls gesorgt. Die Zutaten für die mallorquinische Hausmannskost wird von Eseln über die schmalen Treppenstufen nach oben getragen. Falls ihr euch also im Restaurant stärkt, vergesst nicht den Tieren zumindest den Kopf zu tätscheln. Ohne sie würde euch der Magen knurren.
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Leicht: Mit Kindern zur Burgruine
Das erste Herzrasen bekamen wir bereits, bevor die eigentliche Wanderung überhaupt startete. Die letzten sechs Kilometer aus dem Ort Alaró bis zum Parkplatz am Restaurante Es Verger sind nichts für schwache Nerven. Die Straße ist nicht nur sehr eng, sondern auch sehr holprig. Begegnet ihr in den Serpentinen Gegenverkehr, habt ihr ein kleines Problem. Wenn ihr allerdings früh losfahrt, seit ihr oben, bevor die ersten Leute wieder ins Tal fahren.
Hinter dem Restaurant beginnt ein Weg und damit unsere Wanderung. Es geht durch Eichen und Aboceres, den westlichen Erdbeerbaum, in Serpentinen stetig höher. Die ersten beiden Drittel des Wanderweges zum Castell d’Alaró könnten wir theoretisch auch noch mit dem Auto fahren. Weiter oben gibt es einen weiteren, kleineren Parkplatz, der speziell für Gäste gedacht ist, die auf dem Gipfel in der Burg übernachten wollen.
Der reguläre Weg dorthin, die Serpentinen, könne an vielen Stellen abgekürzt werden. Unsere Kinder waren eifrig bei der Sache, die Kurven zu überspringen, um immer schneller als wir auf der nächsten Geraden zu sein. Die letzte halbe Stunde führt der finale Aufstieg über alte Steintreppen an steilen Felsen entlang. Spätestens hier kann sich jeder vorstellen, warum die Burg Castell d’Alaró praktisch uneinnehmbar war.
Dieser letzte Abschnitt ist etwas anstrengend, aber sobald ihr das mächtige Burgtor passiert, werdet ihr für alle Strapazen entlohnt. Wenn ihr sehr müde seid, könnt ihr euch sofort einen schattigen Picknickplatz suchen. Oder einen mit Aussicht.
Alternativ geht ihr noch ein Stück weiter nach oben, bis ihr das Bergplateau erreicht, auf dem sich das Oratorium Mare de Déu del Refugi und eine Herberge mit Restaurant, die Hospederia del Castell d’Alaró, befindet. Dort gibt es sehr schöne Sitzecken und Spielmöglichkeiten für die Kinder, um den Rest des Tages zu verbringen.
Für den Rückweg könnt ihr entweder den gleichen Weg gehen oder dem Steilabstieg über den GR 221 folgen, bis ihr auf die Straße und von dort zurück zum Parkplatz gelangt.
Mittel: Von Orient zum Castell d’Alaró
Hauptartikel: Das Bilderbuchdorf Orient
Über das schmucke und unter Denkmalschutz stehende Dorf Orient haben wir bereits an anderer Stelle berichtet. Falls ihr den knapp dreistündigen Rundweg schafft, könnt ihr die Burg aus dem Hochtal, in dem Orient liegt, ausprobieren.
Die Wanderung beginnt am Kilometer 11.8 auf einem Schotterweg und führt über 580 Höhenmeter zum Castell d’Alaró. Für Kinder ist dieser Höhenunterschied schon sehr fordernd. Aber ihr wisst am besten, wie erfahren und ausdauernd eure Kinder sind. Der Wanderweg ist zudem sehr spärlich ausgewiesen.
Die günstigste Parkoption ist an der Straße in Nähe des Hotels L’Hermitage. Ein Wegweiser des GR221 zeigt euch den Einstieg zur Tour und gibt die Dauer der einfachen Strecke mit 1 Stunde und 20 Minuten an. Wir haben deutlich länger gebraucht. Der Weg ist teilweise sehr schroff und rutschig. Feste Schuhe sind zwingend notwendig.
Nach ungefähr einer Stunde über mehrere Schleifen erreichen wir den Weg, der rechts zum Restarante Es Verger führt – der Start der einfachen Tour. Wir setzen unseren Weg aber weiter in Richtung Burg fort, deren Gegenwart anhand der Steinstufen bereits zu erahnen und wenig später auch zu sehen ist.
Schwer: Vom Ort Alaró
Auch die Wanderung vom Ort Alaró zur gleichnamigen Burg ist für Kinder in unseren Augen ebenfalls nicht unbedingt zu empfehlen. Die Tour startet am Ortsrand und geht über 600 Höhenmeter in vier Stunden zur Burgruine des Castell d’Alaró.
Die einfache Strecke ist etwas über 5 Kilometer lang, wenn ihr den Steilanstieg wählt. Über den Abstecher zum Restaurant Es Verger ist es nicht ganz so steil, dafür aber einen Kilometer weiter.
Den weitaus größeren Nachteil sehe ich allerdings darin, dass ein Großteil des Weges über die Zufahrtstraße zum Restaurant führt. Besonders an Wochenenden sind zahlreiche Autos unterwegs und es wird sehr eng und unübersichtlich. Kein sehr angenehmes Wandern.
Falls ihr das Ganze als Rundtour gestaltet, solltet ihr mit fünf Stunden reiner Gehzeit rechnen. Zudem wandert ihr einige Teilabschnitte auf Nebenstraßen und befahrenen Wegen. Es geht über Treppensteige und Bachbetten. n Wanderbeschreibung gibt es auch die GPX-Tracks, um über App den Weg immer im Blick zu haben.
Legenden & Geschichten der Burgruine
Keine Burg ist ohne Burglegende komplett. Gespenster gibt es auf dem Castell de Alaró zwar keine. Dafür aber eine Menge anderer Geschichten.
Der Hufstoss des königlichen Rosses
Als König Jaume I, der Eroberer, den einzigen Weg zur Festung hinauf ritt, dachten die Soldaten im Wachturm, sie könnten mit ihm fertig werden und gingen hinunter, um ihn gefangenzunehmen. Jedoch war das königliche Pferd kein gewöhnliches. Man sagt, es sprang voller Zorn auf der Freitreppe vor der Mauer auf und trieb die Gegner in die Enge. Der Abdruck ist heute noch vor dem Eingang zu sehen.
Der König tötete alle, die sich ihm in den Weg stellten. Das Blut ergoss sich an diesem Tag über den gesamten Weg und die Staubwolke, die das Pferd aufwirbelte, war so groß, dass sie bis in den Himmel emporstieg und dort auch heute noch in klaren Nächten zu sehen ist. Es handelt sich dabei um die Milchstraße. Auch die Blutspritzer, die dabei die Felswände trafen, sind heute noch zu sehen. Im Abendlicht, wenn sich die Steine langsam orange färben.
Als man merkte, dass man den Christen nicht gewachsen war, versuchten die Araber die Tore zu schließen, schafften es jedoch nicht mehr. Sie sahen den einzigen Ausweg, indem sie sich von den Felsen stürzten. Um sich nicht zu verletzen, setzten sie sich Tonkrüge auf den Kopf.
Die Hexen von Alcadena
Der Puig de Alaró und der Puig de Alcadena werden im Volksmund auch gerne als Zwillingsberge bezeichnet. Sie stehen sich gegenüber und sehen einer wie das Spiegelbild des anderen aus. Eine Legende erzählt, dass auf dem Berg von Alcadena Hexen leben, die in der Johannisnacht einen dünnen Faden zwischen den beiden Bergen spannen und darauf herumtanzen.
Die Legende hat wohl einen meteorologischen Hintergrund. Aufgrund der hohen Luftfeuchte und den warmen Luftströmungen, verfangen sich zur Zeit der Sommersonnenwende oft Nebelschwaden zwischen den Bergen. Mehr zu dieser Geschichte habe ich hier aufgeschrieben.
Der Felsen von Fonoll
Ein wagemutiger Bursche aus dem Dorf wettete, dass er eine Stunde lang Purzelbäume auf den Klippen der Burg schlagen konnte. Als sein Gegner sah, dass er verlieren würde, stieß er den Jungen in den Abgrund.
Cabrit und Bassa: Lebendig gegrillt
Ganz ehrlich: Diese Geschichte ist für Kinder eher ungeeignet. Allerdings gehört sie zu Mallorca, speziell zur Geschichte der Burg in Alaró. Das Mittelalter war wirklich keine sehr angenehme Zeit auf Erden. Und die Kommandanten Cabrit & Bassa haben das am eigenen Leib erfahren.
Nach dem Tod von Jaume I, der dem Königreich von Mallorca zu Reichtum und Freiheit verholfen hatte, begann der Streit. Seine Söhne Jaume II (König von Mallorca) und Pere III (König von Aragón), zwischen denen der Vater vor dem Tod seine Königreiche gerecht aufgeteilt hatte, bekamen sich in die Haare. Der ältere der beiden, Pere II, forderte wiederholt Tribut von Mallorca, weil der kleine Bruder Frankreich unterstützt hatte, mit dem Aragón im Konflikt lag. Jaume II dachte aber überhaupt nicht daran, diesen zu leisten. Nach neun Jahren voller Streitigkeiten schickte Pere III schließlich seinen Sohn Alfons III, um Mallorca zu erobern.
1285 landeten dieser in Sa Porrassa (ganz in der Nähe von Magaluf) und marschierten praktisch ohne Widerstand ein. Die Mallorquiner wollten nicht gegen die Katalanen kämpfen. Für sie waren nicht nur die Könige Brüder, sondern auch deren Völker. Alfons befahl, die Insel mit friedlichen Mitteln und ohne Waffen einzunehmen. Er sandte Boten nach Palma und forderte die Kapitulation.
Die Inselhauptstadt kapitulierte auch brav. Währendessen starb Alfons Vater, was den Sohn automatisch zum neuen König der Krone von Aragón machte. Nach und nach schlossen sich ihm alle mallorquinischen Städte an, als Tribut und Beweis ihrer Treue zum neu ernannten König.
Alle außer Alaró. Hinter den Mauern der Burg verteidigte eine Handvoll mutiger Kämpfer ihren König, Jaume II, bis zum letzten Moment.
Auch hier forderte Alfons zunächst friedlich die Kapitulation. Jedoch macht sich Guillem Cabrit über den Namen des Königs lustig.
Den anfós (Zackenbarsch) essen wir hier auf Mallorca immer gegrillt,
soll er gesagt haben. Logischerweise wollte Alfons III wissen, wer sich da so über ihn erdreistet. Guillem Cabrit hielt seinen Namen nicht zurück und auch nicht den seines Partners, Guillem Bassa. Sie beide würden für ihren König sterben.
Du heißt also Cabrit? Nun, ich schwöre dir, wie ein cabrito (Zicklein) wirst du auf den Grill landen,
erwiderte der König. Nach langen, blutigen Kämpfen nahm Alfons III die Burg schließlich ein. Cabrit & Bassa wurden verurteilt und bei lebendigem Leib inmitten der Stadt verbrannt.
Sowohl durch ihren wagemutigen und frechen Widerstand gegen die Invasoren, als auch durch die grauenvolle Art, auf der sie ihr Leben gelassen haben, wurden sie Teil der volkstümlichen Überlieferungen. Zwei Märtyrer, die für ihre Heimat gekämpft und gelitten haben. Ihre Urnen befinden sich in der Kapelle der Santos Martiros (der heiligen Märtyrer) in der Kathedrale von Palma. In der Kapelle der Burg von Alaró werden sie als Märtyrer verehrt.
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Kurz & Knapp
Dienstleistungen: Auf dem Gipfel befindet sich ein Oratorium und ein kleines Restaurant, in dem man Toiletten benutzen kann. Falls man vorhat dort zu essen, empfiehlt es sich einen Tisch zu bestellen. Es gibt auch einige kleine Zimmer, in denen man die Nacht verbringen kann.
Telefon für Reservierungen: + 34 971 182 112 / +34 971 940 503
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