Als Insel lebte Mallorca schon immer auch vom Fischfang, weshalb es nicht überrascht, dass es rund um die Insel eine Vielzahl von Orten gibt, von wo aus die Fischer ins Meer stachen, um ihrer Arbeit nachzugehen. In diesen Beitrag stelle ich dir einige ehemalige und aktive Fischerdörfer auf Mallorca vor. Auch solche, die eher unbekannt sind und in herkömmlichen Reiseführern nicht zu finden sind.
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Der Job eines Fischers war früher nicht unbedingt der leichteste. Nicht nur den Elementen waren die Gent del Mar (Menschen am Meer) ausgeliefert. Auch Invasoren und vor allem Piraten machten den Leuten das Leben schwer. Besonders im 16. und 17. Jahrhundert war die Lage so angespannt, dass zahlreiche Fischerdörfer auf Mallorca aufgegeben werden mussten. Auch, weil viele Fischer nie vom Meer zurückkehrten. Sie wurden entführt und nach Nordafrika in die Sklaverei verschleppt.
Andere Fischerdörfer verloren erst im Zuge des Tourismus an Bedeutung. Und manche haben bis heute durchgehalten und bieten den amtierenden Fischern immer noch einen sicheren Hafen. Allen gemeinsam ist ein besonderer Charme, der durch die typische Architektur und der Einfachheit bis heute überlebt hat.
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- Die 8 schönsten Fischerdörfer auf Mallorca
- Cala Figuera: Das schönste Fischerdorf auf Mallorca?
- Portocolom: Ein authentisches Fischerdorf
- Port des Canonge bei Banyalbufar: Das versteckte Fischerdorf
- Cala Sant Vicenç: Verlassen, aber nicht vergessen
- Port de Sa Calobra: Im Schatten der großen Schlucht
- Cala Deià & Llucalcari: Bewacht von vielen Türmen
- Port de Valldemossa & S’Estaca: Bildschön und schwer zugänglich
- Das Seefahrerviertel Es Jonquet in Palma: Abseits vom Meer
- Weitere bekannte Fischerdörfer auf Mallorca
- Die Fischerei heute: Ausflüge auf Fischerbooten
- Zum Weiterlesen
Die 8 schönsten Fischerdörfer auf Mallorca
Wie immer beim Benutzen von Adjektiven und Superlativen: Schön definiert jeder anders. Fast jeder Hafenort war irgendwann einmal ein Fischerdorf auf Mallorca. Nicht alle kennen wir. Aber auf unseren Streifzügen haben wir einige Orte entdecken können, deren Geschichte oder Aussehen uns in den Bann gezogen hat. Hier eine nicht wertende Aufzählung.
Cala Figuera: Das schönste Fischerdorf auf Mallorca?
Hauptartikel: Das Fischerdorf Cala Figuera
Wenn du ein wenig im Internet recherchierst, wirst du wahrscheinlich öfters lesen, dass Cala Figuera das schönste Fischerdorf auf Mallorca ist. Wir leben praktisch nebenan und sagen ganz objektiv: ja, das stimmt. Aber: nur, wenn man aktive Fischerdörfer als Maßstab nimmt. Also Orte, an denen nach wie vor Fischerei betrieben wird.
Der Fischerhafen in Cala Figuera ist nicht ursprünglich und typisch, vieles hat sich in den letzten Jahren seit Einzug des Tourismus geändert, aber er hat sich dennoch das Bilderbuchhafte behalten. Besonders dann, wenn die Fischer von der Arbeit zurückkommen, ihren Fang an der Kühlhalle ausladen und zum Weitertransport vorbereiten.
Danach sitzen dann nicht wenige Fischer in den letzten Sonnenstrahlen des Tages, vor den Garagen, in denen Kompasse, Flechttaschen und Boien lagern, um die Netze zu reparieren. Das Ganze wirkt manchmal so aufgesetzt, dass nicht wenige Besucher denken, es sei Teil einer kitschigen Aufführung. Aber nein, das ist es nicht. Es ist echte und zum Teil harte Arbeit.
Wenn ihr die Fischer sehen wollte, ist die beste Zeit zwischen 15 und 17 Uhr, wenn sie von der Arbeit zurückkehren und ausladen. Die Zeit dazwischen könnt ihr mit einem Spaziergang verbringen oder die vielen Möglichkeiten zur Einkehr nutzen.
Portocolom: Ein authentisches Fischerdorf
Hauptartikel: Der Hafenort Portocolom
Portocolom ist auf den ersten Blick nicht ganz so idyllisch. Das liegt an der Größe des Naturhafens und trügt. Denn der ehemalige Fischereihafen ist um einiges schöner und vor allem authentischer, als der Hafen in Cala Figuera. Er zeichnet sich durch viele eng stehende, bunt bemalte Häuser direkt am Meer aus. Unterhalb sind die charakteristischen Bootsgaragen erhalten geblieben.
Am besten saugst du dieses Flair aus alten Tagen bei einem Spaziergang auf. Der kann an der Carrer del Mar, in der Nähe des Spielplatzes, starten. Von dort läuft man erst durch das ehemalige Seefahrerviertel, um dann, bei Interesse, auf der östlichen Landzunge in Richtung Leuchtturm weiterzulaufen. Dabei kommt ihr an mehreren kleinen Stränden vorbei und genießt Ausblicke auf den gesamten Hafen von Portocolom.
Port des Canonge bei Banyalbufar: Das versteckte Fischerdorf
Hauptartikel: Das Fischerdorf Port des Canonge
Fischerdörfer in den Bergen? Auch so etwas gibt es auf Mallorca. An der Nordwestküste fallen die Berge des Tramuntana Gebirges direkt ins Meer ab. Dazwischen zauberhafte Buchten wie Cala Deià und Banyalbufar. Und unbekanntere Orte wie Es Port des Canonge.
Die Fischerei wurde in dem kleinen Ort bereits vor vielen Jahren aufgegeben. Aber dadurch, dass der Hafen so schwer erreichbar ist, wurde er vom Massentourismus verschont und hat sich einen ganz eigenen Zauber erhalten.
Am besten zu erreichen ist Es Port des Canonge von Banyalbufar aus. Ein leicht zu laufender Weg läuft dort an der Küste entlang. Besonders eindrucksvoll ist der Blick von Westen auf die Bootshäuser, in deren Rücken die eindrucksvollen Berge des Tramuntana Gebirges stehen.
Cala Sant Vicenç: Verlassen, aber nicht vergessen
Hauptartikel: Urlaubsort und Fischerdorf Cala Sant Vicente
Auch Cala Sant Vicenç ist ein bildschönes Fischerdorf auf Mallorca. Weiß getünchte Häuser mit blauen Fensterläden und Türen stehen vor der eindrucksvollen Kulisse des Meeres mit dem Cap de Formentor im Hintergrund.
Als Hafen und Fischerdorf war Cala Sant Vincenç wahrscheinlich bereits in der Bronzezeit von Bedeutung. Eine der wichtigsten Urzeitsiedlungen der Insel befindet sich in unmittelbarer Nähe. Im 16. und 17. Jahrhundert hatten die Fischer jedoch sehr unter den Piraten zu leiden und verließen den Ort. Heute ist die Bucht ein beliebter Urlaubsort, in dem man stellenweise noch den alten Charme des Fischerdorfes entdecken kann.
Port de Sa Calobra: Im Schatten der großen Schlucht
Hauptartikel: Sa Calobra und Torrent de Pareis
Bis zum Bau der eindrucksvollen Serpentinenstraße war Port de Sa Calobra vom Rest der Insel praktisch abgeschnitten. Außer, man nahm den gefährlichen Weg durch die Berge, gab es nur die Öffnung nach Norden, aufs Meer, wo die Menschen den kleinen Fischerort verlassen konnten. Zu weit aufs Meer konnten die Menschen sich aber auch nicht trauen, denn die Küste hier ist sehr rau.
Außerdem gab es da die Piraten. Durch die Abgeschiedenheit der Bucht nutzten diese Sa Calobra gern als Versteck. Der Name des Ortes steht wohl auch in direkter Verbindung mit den Freibeutern: Sie haben von hier einen Bauern mit dem Namen entführt. Heute überfallen hauptsächlich Touristen den Hafen, um die angrenzende Schlucht Torrent de Pareis zu bestaunen.
Cala Deià & Llucalcari: Bewacht von vielen Türmen
Hauptartikel: Cala Deià
Deià ist eines der beliebtesten Bergdörfer auf Mallorca. Ursprünglich war es sehr landwirtschaftlich geprägt, mit den von den Arabern angelegten Terrassenfeldern und dem Wasserleitsystem, das das Regenwasser aus den Bergen auffängt und perfekt verteilt. Kaum ein Ort blieb früher ohne eigenen Hafen. Und so entstand die Cala Deià.
Sie diente ursprünglich den Fischer als Platz zur Unterbringung ihrer Ruderboote. Einige der in den Fels gehauenen Unterstellplätze sind noch zu erkennen. Und auch ins Meer starteten sie aus der geschützten Bucht. Und wie so oft, versuchten die Piraten dazwischenzufunken. Als Schutz wurden rund um den Hafen insgesamt fünf Wachtürme errichtet. Einer nur wenige Minuten westlich der Bucht.
Port de Valldemossa & S’Estaca: Bildschön und schwer zugänglich
Hauptartikel: Wanderung von Port de Valldemossa nach S’Estaca
Port de Valldemossa ist der zu Valldemossa gehörende Hafen. In Valldemossa wurde Santa Catalina geboren, die einzige mallorquinische Heilige und Schutzpatronin der Fischer und Seefahrer. Mit dieser Unterstützung konnte es den Fischern hier ja nur gut gehen. An den Türen der Hütten am Meer sind auch überall bunte Fliesenbilder angebracht, auf denen um den Segen der Heiligen gebeten wird.
Noch weiter abgeschlagen und relativ unbekannt ist das Mini-Fischerdorf S’Estaca. Alles hier ist um einiges kleiner und durch die Abgeschiedenheit ursprünglicher. Die ehemaligen Fischerhütten stapeln sich praktisch übereinander den Hang am Meer hoch, abgegrenzt von Holzgeländern. Der Blick aufs Meer ist endlos, das Wasser an schönen Tagen kristallklar.
Das Seefahrerviertel Es Jonquet in Palma: Abseits vom Meer
Hauptartikel: Das Seefahrerviertel Santa Catalina in Palma
Ein Fischerdorf in Palma? Nun ja, es ist eher ein Viertel und so richtig am Meer liegt es auch nicht. Das war früher, bevor der Paseo Maritimo gebaut wurde, jedoch anders. Da standen die mittlerweile unter Denkmalschutz stehenden Mühlen und die windschiefen Häuser der Fischer direkt am Meer. Das Schilf wogte im Wind und gab dem Viertel den Namen Es Jonquet. Und eine Hexe, die auch hier lebte, brachte die Boote der Fischer zum Fliegen.
Unmittelbar nebenan liegt das Viertel Santa Catalina. Ihr erinnert euch, die Schutzheilige der Seefahrer und Fischer. Das heutige Szeneviertel war damals der Ort, an dem die einfache Bevölkerung lebte. Müller, Bäcker und eben die Fischer. Auf einem Spaziergang durch die Gassen könnt ihr euch die alten Häuser ansehen und erahnen, wie es damals gewesen sein muss.
Weitere bekannte Fischerdörfer auf Mallorca
Die Liste könnte endlos weitergehen, denn fast überall waren früher Fischer zu finden. Besonders wichtig war die Fischerei auch in Port de Sóller. Im dortigen Seefahrerviertel (welches auch wieder Santa Catalina genannt wird) findet ihr das Meereskundemuseum, was sehr viel über die Geschichte der Fischer von Sóller erzählt.
Betlem, der kleine Ort im Osten Mallorcas, ist ein weiteres typisches Fischerdorf, was jedoch an Bedeutung verloren hat und heute nur noch die Funktion eines Urlaubsortes mit maritimem Charme hat. Porto Cristo war ein wichtiger Hafen an der Ostküste. Auch heute noch wird dort aktiv Fischerei betrieben. Sehr viel altertümliches Flair ist aber nicht erhalten geblieben.
Fast das gleiche Schicksal hat auch Portopetro ereilt. Mit dem Unterschied, dass es touristisch nicht so sehr überrannt wird. Vereinzelt trifft man hier noch Fischer an. In Sant Elm sind hingegen alle Fischer verschwunden. Ähnlich wie in Betlem ist der Ort mittlerweile vom Tourismus geprägt. Wo früher die Fischer ins Meer stachen, starten heute Ausflugsboote.
Der wichtigste Fischerhafen im Westen war und ist auch heute noch Port d’Andratx. Die Ecke hat sehr viele neue Bewohner bekommen und kaum etwas Ursprüngliches behalten. Anders in Alcúdia. Die ehemals wichtigste Stadt der Insel war auch ein wichtiges Zentrum für die Fischerei. Charakteristische maritime Architektur ist allerdings auch dort nicht zu finden.
Die Fischerei heute: Ausflüge auf Fischerbooten
Der Job eines Fischers ist Knochenarbeit. Sie wissen, wann ihre Schicht anfängt: sehr früh, noch bevor die Sonne aufgeht. Aber nicht, wann sie vorbei ist. Denn gefischt wird, bis die Kühltruhen voll sind. Das bedeutet: Netze raus ins Wasser, Netze wieder rein, sortieren und von vorn.
Da das Mittelmeer hoffnungslos überfischt ist und die Einnahmen der Fischer sinken, haben einige von ihnen ein neues Einkommensstrang entdeckt. Sie nehmen Touristen mit an Board und zeigen ihren harten Alltag. Einige 100 % authentisch, mit Abfahrtzeiten im Dunkeln. Andere eher auf den Rhythmus von Urlaubern eingestellt, mit kürzeren Touren am Vormittag. Teilnehmende Häfen und Fischer findet ihr unter www.pescaturismomallorca.com.
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