Der Gorg Blau, ein künstlicher Stausee inmitten der höchsten Berge Mallorcas, beeindruckt nicht nur durch seine malerische Landschaft, sondern auch durch seine historische und kulturelle Bedeutung. Ursprünglich ein tiefer, blauer Gebirgsbach, inspirierte er über Jahrhunderte hinweg Schriftsteller und Künstler. Heute ist der See Teil eines Wasserversorgungssystems und lädt Besucher zu Wanderungen und naturnahen Erlebnissen ein.
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Auf Katalanisch bedeutet der Name des Stausees blaue Pfütze und viel treffender kann man ihn auch nicht beschreiben. Eindrucksvoll liegt er inmitten der höchsten Gipfel Mallorcas. An seiner Ostseite befindet sich eine prähistorische Siedlung, die zum Teil unter dem Wasser verschwunden ist und nur in besonders trockenen Zeiten wieder sichtbar wird. Bei einem gemütlichen Spaziergang rund um den See lässt sich diese historische Stätte erkunden. Alternativ bietet das Areal aber auch Möglichkeiten für längere Wanderungen, Schlucht-Erkundungen und Grillpausen inmitten der mallorquinischen Natur.
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Die Geschichte des Blauen Sees
Das Gebiet rund um den Gorg Blau wurde zwischen 1971 und 1972 geflutet. Ursprünglich diente der Stausee der Stromerzeugung, doch mit dem wachsenden Tourismus verschob sich der Fokus auf die Sicherstellung der Wasserversorgung. Bereits vor dem Bau des Stausees erkannte man das Energiepotenzial des Baches. Schon 1906 wurde in der Nähe ein Elektrizitätswerk errichtet.
Damals, lange bevor die heutige Wasserinfrastruktur entstand, war der Bach von Gorg Blau aus anderen Gründen berühmt. Seine wilde Schönheit zog die Menschen in ihren Bann – anstelle des heutigen alpinen Sees durchzog eine tiefe, eindrucksvolle Schlucht das Tal. Nur die Farbe des Wassers war die gleiche.
Am nördlichen Ende des Gorg Blau führt heute ein Tunnel von Escorca hinab zum Stausee. Ursprünglich befand sich hier eine Brücke, die die engste Stelle der Schlucht überspannte. Zeitzeugen beschreiben die Passage ähnlich eindrucksvoll wie den Caminito del Rey in Malaga: steile Felswände, die nur wenige Meter voneinander entfernt stehen.
Der Bach, der den Stausee speist und sich bis zum Torrent de Pareis in einem Abschnitt namens Sa Fosca fortsetzt, inspirierte zahlreiche balearische und spanische Schriftsteller. Gorg Blau wird darin als ein außergewöhnlicher, stiller und melancholischer Ort beschrieben.
Kein Wunder also, dass es in den 1970er Jahren zu großen Protesten kam, als der ursprüngliche Gorg Blau für den Stausee geopfert wurde. Fast ebenso schlimm war die teilweise Flutung des prähistorischen Dorfes Almallutx. In den letzten, von Trockenheit gezeichneten Jahren, konnte man die verschwundenen Teile wieder sehen.
Was du am Gorg Blau alles machen kannst
Die Anfahrt zum Gorg Blau ist einfach. Es gibt zahlreiche Parkmöglichkeiten, die an Wochenenden im Winter aber manchmal auch an ihre Grenzen kommen. Auch mit dem Bus kannst du den Stausee erreichen. Die Linie 231 fährt von Sóller nach Alcúdia und macht auf dem Weg am Stausee Cúber halt. Von dort ist es ein Stück zu Fuß.
Grillplatz und Wanderhütte
Überall auf der Insel gibt es in landschaftlich schönen Zonen Picknickareale, sogenannte areas recreativas. Am Gorg Blau darf so ein Areal natürlich auch nicht fehlen. Zusammen mit der einfachen Wanderhütte findest du hier mit den Picknickbänken und Grillstellen einen Ort, an dem vor allem an den Wochenenden viele Städter den Tag verbringen. Gegrillt werden darf nur in den Monaten Oktober bis April.
Die Wanderhütte, das Refugi Gorg Blau wurde 1978 errichtet und dient heute als einfache Schutzhütte für Wanderer in der Serra de Tramuntana. Bis zu 8 Personen finden hier Platz, allerdings gibt es weder Strom noch Betten. Einzig eine Tischgruppe und eine Feuerstelle bieten etwas Komfort. Diese Art von Schutzhütten sind an vielen interessanten Wanderstrecken zu finden und stehen als eine der günstigsten Unterkünfte auf Mallorca allen Menschen zur Verfügung.
Wanderungen am Gorg Blau
Rund um den Stausee gibt es verschiedene Wanderwege, die meisten davon sind allerdings nicht ausgeschildert. Es ist nicht möglich, den See komplett zu umrunden. Und es ist auch etwas anstrengend, auf den Steinen zu gehen. Aber als kleine Abstecher zum Beispiel zu den Resten des prähistorischen Dorfes Almallutx schaffen auch kleinere Kinder schon. An der Ausgrabungsstätte sind die Überreste von zwei Heiligtümern und Wachtürmen zu sehen.
Erfahrenere Wanderer können vom Gorg Blau aus den Coll de la Massanella erkunden, den zweithöchsten Berg der Insel und der höchste frei zugängliche Gipfel der Insel. Es gibt auch eine anspruchsvollere Tour zum Refugi de Tossals Verds oder über die Berge nach Mancor de Vall. Das sind aber alles Touren, die nicht mit kleinen Kindern machbar sind.
Eine mittelschwere Wanderung führt am Kanal entlang, der die Stauseen Gorg Blau und Cúber verbindet. Der Weg ist eben und leicht zu laufen, es gibt nur wenig Steigung. Ein Großteil der Strecke läuft durch bewaldetes Gebiet. Diese Tour schlägt mit circa 5 km einfache Strecke zu Buche.
Canyoning durch die Schlucht
Die Schlucht des Gorg Blau und Sa Fosca gehören zu den spektakulärsten und anspruchsvollsten Abschnitten, die man beim Canyoning auf Mallorca passieren kann. Mit bis zu 300 Meter hohen Felswänden und einer Strecke, die über 6,5 Kilometer zahlreiche Sprünge, Abseilen und enge Passagen durch das Wasser bietet, ist diese Tour ein echtes Natur- und Adrenalin-Erlebnis. Besonders der Abschnitt Sa Fosca, wo 500 Metern lang völlige Dunkelheit herrscht, macht diese Tour zu einem unvergesslichen Abenteuer.
Die Tour ist nur für geübte Sportler mit Erfahrung im Schluchtwandern und ab 16 Jahren geeignet. Der Höhenunterschied beträgt insgesamt 320 Meter, und die längste Abseilstelle erreicht 18 Meter. Der Weg führt durch einen zunehmend enger werdenden Flusslauf, der von gigantischen Felswänden flankiert wird. Die ersten Abenteurer, die sich durch die Schlucht wagten, waren ganze 48 Stunden unterwegs. Heute wird für die Tour unter Anleitung professioneller Guides 9 Stunden angesetzt.
Das erfordert nicht nur körperliche Fitness, sondern auch gute Ausrüstung. Besonders im dunklen Abschnitt müssen Stirnlampen griffbereit sein, um sicher durch die kühlen, engen Schluchten zu gelangen. Das Abenteuer endet am spektakulären Punkt S’Entreforc, wo sich die beiden Torrents von Gorg Blau und Lluc vereinen und den Torrent de Pareis bilden. Der Rückweg führt über einen steilen Anstieg zurück, was die Tour insgesamt zu einer anspruchsvollen, aber lohnenden Herausforderung für Natur- und Abenteuerliebhaber macht. Hier kann die Tour reserviert werden.
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