Pilgern auf Mallorca spielte in der christlich geprägten Gesellschaft lange Zeit eine bedeutende Rolle. Zahlreiche Wanderwege verlaufen noch heute entlang ehemaliger Pilgerpfade. Obwohl diese Tradition in der modernen Zeit nicht mehr so präsent ist, lebt sie zweimal im Jahr wieder auf. Beim Pilgermarsch Lluc a Peu, der Anfang August und Anfang September stattfindet, nehmen tausende Menschen teil, um auf einer Nachtwanderung das Kloster Lluc zu erreichen.
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Lluc a Peu – Zu Fuß nach Lluc. Für diejenigen, die bereits das Kloster besucht haben, ist klar, dass es keine leichte Unternehmung ist. Immerhin liegt das wohl bekannteste Kloster Mallorcas geschützt mitten in den hohen Bergen des Tramuntana-Gebirges. Bei dem Pilgermarsch geht es sowohl über Straßen als auch durch dichte Wälder, die in der Nacht eine beeindruckende, aber auch dunkle Kulisse bilden. Die Streckenlängen variieren dabei zwischen 10 und 70 Kilometern. Die Teilnahme steht jedem offen, der sich dazu in der Lage fühlt. Man sieht sogar kleine Kinder, teilweise im Kinderwagen geschoben, die ebenfalls daran teilnehmen.
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Der Wallfahrtsort Lluc
Die Legende erzählt, dass ein maurischer Hirte, der nach der Eroberung Mallorcas und dem Tod seiner Eltern zum Christentum konvertierte und den Namen Lluc (katalanisch für Lukas) annahm, ein Licht in den Bergen sah und eine Statue der Muttergottes fand. Das Besondere an ihr, war ihre dunkle Haut, ähnlich der des arabisch-stämmigen Jungen. Lluc brachte die Moreneta – die dunkelhäutige, zu dem Pfarrer einer nahegelegenen Kirche, wo die Statue aufgestellt wurde.
Am nächsten Tag war sie von dort jedoch wieder verschwunden und erschien wieder an der gleichen Stelle im Wald. Das wiederholte sich mehrmals, bis der Pfarrer verstand, dass an der Fundstelle der schwarzen Marie eine Kapelle erbaut werden sollt. Aus dieser ist im Laufe der Zeit das Kloster Lluc gewachsen.
Von Anfang an war das Kloster Lluc ein beliebtes Ziel zum Pilgern auf Mallorca. Die wichtigste Pilgerstrecke führte von Sóller über den Barranc de Biniaraix und dem Cúber Stausee zum Kloster. Von der anderen Seite ging es ab Inca über Selva und Caïmari in die Berge. Auf dieser Strecke wird eine Stelle passiert, die als Salt de la Bella Donna bekannt ist. Der Sprung der schönen Frau.
Diese schöne und sehr fromme Frau soll in Selva gelebt haben. Ihr Mann war sehr eifersüchtig und unterstellte ihr eine Affäre. Während das Ehepaar zum Kloster Lluc pilgerte, schubste er sie an einer Stelle die Felsen hinunter und setzte seinen Marsch danach fort. Den Schrecken seines Lebens bekam er, als er am Kloster ankam und dort seine vermeintlich tote Frau vor der schwarzen Madonna betend antraf.
Des Güell a Lluc a Peu
Der Pilgermarsch Güell a Lluc a Peu findet jedes Jahr am ersten Samstag im August statt und führt von der Plaça Güell in Palma zum Kloster Lluc. Die erste Nachtwanderung dieser Art fand im Jahr 1974 statt. Die damals sechsjährige Tochter des Gastronomen Tolo Güell überlebte 1973 eine Gasexplosion unverletzt. Der Vater war sich sicher, dass sie von höheren Mächten beschützt worden war und fasste den Entschluss, aus Dank zu Fuß zum Kloster Lluc zu pilgern.
Der erste Pilgertrupp bestand aus etwa 30 Menschen, wuchs über die Jahre auf bis zu 15.000 Teilnehmer an. Sogar Mitglieder des Königshauses sollen an dem Pilgermarsch teilgenommen haben, der zwischen 8 und 12 Stunden dauern kann. Ein Großteil des Weges führt über asphaltierte Straßen, die zu diesem Zweck für den regulären Verkehr gesperrt werden. Passiert werden die Orte Santa Maria del Cami, Consell, Binissalem, Lloseta, Biniamar, Selva, Caimari und Coll de sa Bataia.
Mittlerweile wird ein ziemlich großer logistischer Aufwand betrieben. In regelmäßigen Abständen gibt es an der Strecke Verpflegungsstationen, an denen ehrenamtliche Helfer Wasser und frisches Obst austeilen. Sanitätszelte stehen für verletzte und ausgelaugte Teilnehmer parat. Es werden auch Rücktransporte angeboten, falls jemand nicht mehr weiter kann.
Pujada a Lluc a Peu de la Part Forana
Nachdem sich Güell a Lluc a Peu hauptsächlich an die Palmesanen, also die Einwohner Palmas richtet, findet Anfang September die Version Part Forana, die aller Ortschaften außerhalb Palmas, statt. Organisiert wird diese Nachtwanderung von der Associació d’Antics Blavets, dem Verein ehemaliger Chorsänger des Internats des Klosters.
Menschen aus mehr als 40 Gemeinden nehmen daran teil. Die einzelnen Routen sind variabel. Ein Großteil der Organisation wird von den einzelnen Gemeinden getragen, die Busse organisieren, die Teilnehmer mit Sicherheitsausrüstung wie Reflektoren und T-Shirts ausstatten und auf dem Weg Verpflegungspunkte mit ihrem jeweiligen Zivilschutz koordinieren.
Besonders die weit entfernten Gemeinden, von denen aus die Entfernung zum Teil mehr als 70 Kilometer bis Lluc beträgt, bringen ihre Einwohner mit Bussen bis Inca, wo die meisten Teilnehmer starten. Ältere Pilger und Familien mit Kindern werden sogar bis Caïmari gefahren, von wo aus die Strecke knapp 10 Kilometer beträgt. Wie bei der Variante aus Palma, gibt es auch hier zahlreiche Verpflegungspunkte auf dem Weg. Die Zufahrtsstraße von Inca bis zum Kloster bleibt für Privatfahrzeuge gesperrt.
Am Kloster Lluc verteilt der Verein der ehemaligen Chorsänger an die Teilnehmer heiße Schokolade und einen süßen Snack. Es finden traditionelle Musikvorführungen der Xeremiers statt und verschiedene Riesenfiguren haben ihren Auftritt, bevor eine Messe den Marsch abschließt.
Es gab in den letzten Monaten einige Unsicherheiten, da dieses Jahr härtere Sicherheitsauflagen gelten sollen, die der gemeinnützige Verein allein jedoch nicht stemmen kann. Betroffen sind davon vorrangig Pilger, die aus entfernteren Teilen als Inca pilgern und keine Hauptstraßen mehr nutzen sollen.
Ihr wollt auf Mallorca Pilgern?
Die beiden Pilgermärsche richten sich hauptsächlich an die Einheimischen. Die Anmeldung und Kommunikation verläuft vorrangig auf Spanisch, bei der Version Part Forana zum Teil sogar nur auf Katalan. Generell kann aber natürlich jeder teilnehmen. Zum einen auf eigene Faust. Aber auch als Teil der Gruppe.
Anmeldung für Güell a Lluc a Peu 2024
Dieses Jahr findet der Pilgermarsch Des Güell a Lluc a Peu am 3./4. August statt. Auf der Webseite grupguell.es kannst du dich anmelden. Es wird eine Gebühr von 10 Euro pro Person erhoben. Mit der Zahlung stehen verschiedene Leistungen zur Verfügung, beispielsweise kostenlose Verpflegung und Wasser und der Rücktransport nach Palma mit Bus und / oder Zug. Gleichzeitig ist es natürlich auch möglich, ohne Anmeldung teilzunehmen. Ohne die Startnummer und Anmeldung habt ihr aber keinen Anspruch auf die angebotenen Leistungen.
Es gibt mehrere Startpunkte für den Pilgermarsch aus Richtung Palma. Die meisten Teilnehmer starten um 23:00 Uhr in Palma vom Plaza Güell. Das ist die längste Route mit über 42 km. Die durchschnittliche Gehzeit beträgt 10 Stunden, obwohl dies immer natürlich von eurem Tempo und den Pausen abhängt, die ihr einlegt. Alternativ kann aber natürlich auch an anderen Orten gestartet werden, um die Strecke zu verkürzen. Hier könnt ihr euch die komplette Route ansehen.
Teilnahme an Lluc a Peu de la Part Forana 2024
Die offizielle Teilnahme an dieser Nachtwanderung ist nicht ganz so unkompliziert. Sie geschieht über die jeweiligen Rathäuser, die die genauen Bedingungen vorgeben. In der Regel findet ihr die Ankündigung zur Anmeldung über die sozialen Netzwerke.
Die Gemeinden organisieren die Verpflegung für unterwegs, den Bustransport zum Start und zurück zum Heimatort und stellen Kleidung und Sicherheitsausrüstung. Eine Teilnahmegebühr wird in einigen Gemeinden erhoben, in anderen ist die Teilnahme komplett kostenlos. Dieses Jahr findet Lluc a Peu de la Part Forana in der Nacht vom 7. auf den 8. September statt.
Tipps zum erfolgreichen Pilgern auf Mallorca
Wenn du noch nie gepilgert bist und das erste Mal bei Lluc a Peu teilnehmen willst, hier einige Tipps, die dir dabei helfen, die Tour zu meistern. Zum Einstieg und Training empfehle ich einige dieser leichten Wanderungen auf Mallorca. Aber überschätze dich bitte im Sommer nicht.
- Nicht mit vollem Magen: am Abend nur ein leicht und gut verdauliches Essen.
- Bequeme Schuhe und Kleidung: Es wird auf dem Weg sehr heiß.
- Wechselkleidung und dünne Jacke: Wir sind bei 25 Grad gestartet und bei 15 angekommen.
- Nur das nötigste Mitnehmen: Am Anfang sind 2 Kilo leicht, zum Ende hin nicht mehr. Verpflegung gibt es unterwegs. Nimm eine Wasserflasche mit, die du unterwegs wieder auffüllen kannst, und ein paar Nüsse.
- Nicht aufgeben: Es wird Phasen geben, in denen du nicht weitergehen willst. Aber die gehen vorbei.
- Zum Himmel schauen: Die Märsche fallen in die Zeit der Perseiden mit vielen Sternschnuppen.
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