Wenn die Tage kürzer werden, beginnt die Zeit, in der man sich ans Kaminfeuer setzt und Geschichten erzählt. Auf Mallorca sind das die Rondaies, Volksmärchen, die bis Ende des 19. Jahrhunderts nur mündlich von einer Generation zur nächsten weiter gegeben wurden. Trotz dieser Einschränkung sind 400 Märchen überliefert. Einige der bekanntesten Märchenfiguren kann man im Märchenmuseum in Artà antreffen und sich deren Geschichten erzählen lassen. Besonders an verregneten Wintertagen ein sehr schöner Ausflug für die ganze Familie.
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Mallorca hat keine Gebrüder Grimm, sondern eine Jordí des Racó, den Georg von der Ecke. Unter dieser Alias veröffentlichte Mossèn Antoni Maria Alcover i Sureda seine Märchen, die er über viele Jahre gesammelt hatte. Von Ort zu Ort war er gezogen, um die bis dato nur mündlich vorhandenen Geschichten als erster zu Papier zu bringen. Genau 24 Bände füllte er mit insgesamt 400 Märchen. Einer wahrer Schatz, der einen tiefen Einblick in die Folklore der Insel gibt und Geschichten erzählt, die manchmal an unsere Märchen erinnern und dann doch wieder komplett anders sind.
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Rondalles: Mallorquinische Volksmärchen
Er steht im Eingangsbereich und begrüßt alle, obwohl die meisten wohl erst einmal auf seine zu lang geratene Nase starren werden. Es handelt sich um Joan Langnase aus dem mallorquinischen Volksmärchen Es nas de dos pams. Eine Nase so lang wie zwei Handflächen. Trotz der langen Nase brachte es Joan sehr weit. Er heiratete eine Königstochter.
Joan ist natürlich nicht echt. Er ist eine der vielen Märchenfiguren, die im Märchenmuseum ArtArtà anzutreffen sind. Mehrsprachig, auch auf Englisch und Deutsch, erzählen die Figuren ihre Geschichten, die in der Regel mit der Floskel “Això era i no era” eingeleitet werden. So war es oder auch nicht. Begleitet wird man als Besucher von einem zauberhaften blauen Licht, dass auch die Märchenfiguren oft an ihr Ziel führt.
Die Figuren selbst sehen manchmal etwas gruselig aus, was weniger an der Natur der Geschichte, sondern eher an der Interpretation ihres Schöpfers und den begrenzten Mitteln, die ihm zur Verfügung standen, liegt. Man trifft beispielsweise Riesen, furchtlose Jungs, hübsche Mallorquinerinnen, Maurenkönige, Drachen, Feen, Hexen und Dämonen. Einige der Märchen sind magisch, andere schrecklich, viele enthalten ein Körnchen Wahrheit und alle sehr viel mallorquinische Folklore.
Aus Langeweile geboren
Der Schöpfer all dieser Figuren ist Pere Pujol. Der Künstler wuchs in der Kleinstadt Artá auf und lernte in seiner Kindheit die rondaies, die mallorquinischen Märchen, kennen. Nachdem er krankheitsbedingt seiner eigentlichen Arbeit nicht mehr nachgehen konnte, begann er die Märchenfiguren mit Ton, Harz und Pappmaché zum Leben zu erwecken.
Der Begriff Rondaia bedeutet Runde. Die Geschichten machten die Runde. Von einem Mund zum nächsten. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts sammelte ein Pfarrer die Märchen Er veröffentlichte sie schließlich in 24 Bänden unter dem Pseudonym Jordi d’es Raco (Georg von der Ecke). Einige der Werkzeuge Pere Pujol’s sind im unteren Teil des Gebäudes zu sehen.
Das Märchenmuseum in Arta
Das Märchenmuseum in Artà befindet sich in einem typischen mallorquinischen Stadthaus, das über hundert Jahre alt ist. Heute ist es ein kulturelles Zentrum, nennt sich ArtArtà und stellt das vielfältigen kulturelle und folkloristische Erbe Artás vor.
Im Erdgeschoss, in dem sich früher der Speiseraum und die Küche befanden, findet man heute einen kleinen Laden. Darin werden unter anderem handwerkliche Produkte ausgestellt, die in und von Künstlern aus Artà hergestellt wurden. Bei allen Produkten handelt es sich um handgefertigte Unikate. Zum Beispiel findet man die Senalles, die typischen aus Palmenblättern geflochtenen Körbe, die man sowohl zum Einkaufen als auch zum Strandbesuch mitnehmen kann.
Der ehemalige Innenhof beherbergt nun ein nettes Café, dass leider nur im Sommer geöffnet ist. Geht man die Treppen nach oben, gelangt man schließlich in die ehemaligen Schlafräume, in denen sich die Märchenfigurensammlung befindet.
Kurzinfo
Öffnungszeiten: Montag – Samstag: 10:30 bis 13.30 Uhr, Feiertage geschlossen.
Preis: Erwachsene 4,- Euro. Kinder 2,- Euro.
Internet: artarta.es
Gruselfaktor: Das Ambiente ist sicher etwas ungewohnt. Die Märchen machen manchmal etwas Angst. Das macht das Märchen von “Hänsel und Gretel” aber auch.
WC: In der Cafeteria.
Souvenirs: Große Auswahl an handgefertigten, originellen Artikeln und natürlich Märchenbüchern auf fast allen Sprachen.
Kinderwagen: Nicht möglich, da Wohnhaus über mehrere Etagen. Allerdings gibt es einen Treppenlift für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit.
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