Über Wurzeln, Steine, durch den Kiefernwald und plötzlich liegt dort ein einsamer Strand mit türkisblauem Wasser. Der Naturstrand Platja des Coll Baix erscheint so nah, doch hingelangen gestaltet sich als kleines Abenteuer. Umgeben von hohen Bergen liegt der Naturstrand am östlichen Ende der Halbinsel La Victoria bei Alcúdia und ist einer der wenigen Strände, an denen auch im Hochsommer noch Platz zu finden ist.
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Die Anreise ist nicht ganz einfach. Zwar könnt ihr mit dem Auto sehr nah an den Strand fahren. Aber bereits das ist ein kleines Abenteuer. Und obwohl die Wegstrecke bis zum Strand überschaubar ist und unter gewissen Voraussetzungen auch mit Kindern gelaufen werden kann, gibt es einiges zu beachten. Am einfachsten ist die Anreise mit einem der vielen Ausflugsboote, die im Sommer an der Nordküste fahren. Welche weiteren Möglichkeiten ihr habt, den Naturstrand Coll Baix zu entdecken, erläutere ich in den folgenden Textabschnitten.
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Übers Meer: Bootsausflug nach Coll Baix
Holprige Anfahrt zum Refugio del Coll Baix
Ein Grund, warum nicht mehr Menschen den Platja des Coll Baix besuchen, ist die Straße, die diesen Namen eigentlich gar nicht verdient hat. Nach Malpas wird sie immer enger und holpriger. Bis zum Museum Sa Bassa Blanca ist das alles noch auszuhalten und auch entgegen kommenden Autos kann relativ gut ausgewichen werden.
Danach wird es allerdings abenteuerlich. Die Schlaglöcher werden immer größer, der Asphalt immer weniger. Man muss sich wirklich sehr konzentrieren, um das Auto heil ans Ziel zu bringen. Was recht schade ist, denn bereits hier kreuzen zahlreiche Ziegen den Weg.
Der schlimmste Abschnitt sind die letzten Meter, auf denen es in einigen steilen Kurven zu einer Art Plateau geht, auf dem geparkt werden kann. Zumindest ist das der offizielle Parkplatz. Ich würde euch aber sehr empfehlen, bereits vorher eine Parkmöglichkeit in Anspruch zu nehmen. Beispielsweise dort, wo eine Eisenkette einen Abzweig absperrt. Das ist übrigens der Weg zur Schmugglerhöhle Sa Cova Trancada. Auch ein schöner Ausflug, aber nicht heute.
Aktuelles: Der letzte Abschnitt zum offiziellen Parkplatz ist mit einer Eisenkette versperrt. Ihr müsst bereits 700 bis 800 Meter vorher parken.
Trittsicher & abenteuerlustig: Der Fußmarsch zum Strand
Vom Parkplatz geht es den Waldweg noch ein kleines Stück nach oben, bis ihr die Wanderherberge erreicht. Dort findet ihr eine Toilette, die, wie die Herberge selbst, in der Regel verschlossen ist. Genutzt werden können aber die Picknickbänke. Eine Informationstafel erzählt euch alles Wissenswerte über die Balearenziege Boc Balear. Und ich sage mal so: bereitet euch besser auf sie vor.
Der Abstieg wird mit einem Holzwegweiser markiert. Später gibt es noch ein weiteres Schild, danach werden die Markierungen aber eher rar. An einem Holzgeländer genießt ihr den ersten Blick auf den Strand, der links unter euch liegt. Zwischendrin gibt es immer einmal wieder Abkürzungen, die von einer Holzbarriere zur nächsten führen.
Gegen Ende geht es dann oberhalb der Felsen ein ganzes Stück am Strand vorbei, bis euch blaue Punkte auf den Steinen wieder den richtigen Weg zeigen. Und ab da wird es kurz kniffelig. Es gibt einen Punkt, an dem ihr wirklich trittsicher sein müsst, weil ein großer Felsbrocken überklettert werden muss. Durch den Besucheransturm jedes Jahr sind einige der Steine außerdem glatt gewetzt. Selbst ohne Regen kann man hier schnell ausrutschen. Deswegen unbedingt gute Schuhe anziehen.
Nachdem der Fels überwunden ist, geht es noch über und um einige kleinere Felsen. Das schwierigste ist an dieser Stelle aber bereits geschafft. Ihr kommt dann bald an den Strand und könnt euch ein ruhiges Plätzchen suchen. Die wenigen Schattenplätze sind allerdings meistens bereits besetzt. Von den Ziegen.
Bootstouren zum Platja des Coll Baix
Wer sich die Anreise zum Coll Baix nicht zutraut, muss nicht unbedingt auf den Strandbesuch verzichten. Es gibt zahlreiche Touranbieter, die Bootsausflüge im Norden anbieten. Und viele davon machen genau hier eine Badepause.
Infos & Hinweise
Der Platja des Coll Baix ist kein typischer Badestrand. Die Liegefläche ist mit 220 Metern sehr breit und durch die eindrucksvollen Berge liegt er auch relativ geschützt. Aber im Meer geht es sehr schnell in die Tiefe. Je nach Wetterlage kann es auch etwas wellig sein. Zum Schnorcheln ist das Wasser im Allgemeinen zu aufgewühlt. Einzig an den felsigen Randbereichen könnt ihr Glück haben, etwas maritimes Leben zu sehen.
Der Sand am Coll Baix ist fast schon einzigartig. An der Südseite liegt grobkörniger Sand, der sich im Sommer extrem aufheizt. Es ist fast unmöglich, ihn barfuß zu überqueren. Falls ihr Badegäste ins Wasser rennen seht, liegt das meistens nicht an der Euphorie ins Wasser zu kommen, sondern daran, dass sie sich die Fußsohlen verbrennen. Je weiter man Richtung Norden geht, umso gröber wird der Sand, bis man plötzlich runde Kiesel unter den Füßen hat.
Der Kampf ums Handtuch: Ziegen am Strand
Trotz der Abgeschiedenheit werdet ihr am Coll Baix selten alleine sein. Und dabei beziehe ich mich noch nicht einmal auf Menschen, die vor allem im Juli und August zum Strand pilgern. Die Halbinsel wird vom Boc Balear regiert. Besonders in dem Areal zwischen Talaia d’Alcúdia und dem Coll Baix sind sie praktisch überall anzutreffen.
Und am Strand scheint es ihnen besonders zu gefallen. In einem sehr heißen Sommer ging auf Facebook ein Foto viral, auf dem es sich eine Ziege im Schatten eines Sonnenschirmes auf dem Handtuch eines Badegastes bequem gemacht hatte, während der schwimmen war. Bei unserem letzten Besuch haben wir eine Ziege beobachtet, die sehr beiläufig auf einen Sonnenschirm zu spazierte, ein Brot aus der Tasche stibitze und dann wegrannte.
Die Tiere sind wirklich sehr aufdringlich und kennen keine Berührungsängste. Sobald irgendetwas Essbares gewittert wird, sind sie zur Stelle und stecken auch die Köpfe tief in die Rucksäcke. Das mag nicht jeder. Ist aber auch kein Grund, auf die Tiere einzuschlagen und ihnen Steine entgegenzuwerfen, was wir leider gesehen haben. Am besten verschließt ihr euer Picknick geruchsfest, dann werdet ihr in der Regel in Ruhe gelassen.
Für uns, die wir uns ja dafür einsetzen, dass ihr die Tiere auf Mallorca in ihrem natürlichen Lebensraum besucht, ist dieses Spektakel der eigentliche Grund, warum wir hier herkommen. Strände gibt es viele und auch schwimmen kann man fast überall. Sich den Schattenplatz mit Ziegen zu teilen, ist hingegen einmalig.
Wanderungen mit Zwischenstopp am Coll Baix
Die Victoria Halbinsel ist ein beliebtes Wanderziel mit vielen schönen Strecken. Einige davon findet ihr auch in unserem Buch Naturzeit mit Kindern: Mallorca.
Ziemlich spektakulär, aber mit einigen Abstechern verbunden, ist eine Kombination der Wanderung zur Tropfsteinhöhle Cova Tancada mit dem Strandbesuch im Anschluss. Dazu lauft ihr erst vom Parkplatz hinter der Eisenkette zur Küste, erkundet die Höhle und nehmt den gleichen Weg zurück.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, auf der Wanderung von der Ermita de la Victoria zur Talaia d’Alcúdia einen Abstecher zum Platja des Coll Baix einzulegen. Vom ehemaligen Wachturm könnt ihr den Strand bereits ein wenig erahnen. Auf dem Weg vom Berg herab bekommt ihr in jeder Kehre einen besseren Blick auf die Bucht. Nachteil sind die nicht zu unterschätzenden Höhenmeter. Der Rückweg kann über die gleiche Strecke geschehen. Weniger steil, dafür aber um einiges länger ist der Rückweg durch das Flussbett um den Berg herum.
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