Das öffentliche Anwesen von Galatzó (auch Finca Pública de Galatzó oder Cases de Galatzó) ist ein ehemaliges herrschaftliches Anwesen, das Besucher an der großen landschaftlichen, architektonischen und kulturellen Vielfalt Mallorcas teilhaben lässt. Neben dem geschichtsträchtigen Hauptgebäude sind es vor allem die vielen Wanderwege, die Einheimische und Urlauber gleichermaßen anziehen. In diesem Beitrag nehmen wir euch mit auf die Wanderwege der Finca von Galatzó und erzählen die düsteren Legenden, die das Anwesen umgeben.
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Früher soll auf der Finca von Galatzó der Comte Mal, der böse Graf, sein Unwesen getrieben haben. Gemeint ist der zweite Graf aus dem Haus Formiguera in Palma, um den sich auch in der Inselhauptstadt zahlreiche Legenden ranken. Hier auf dem Anwesen soll er, als verwunschener Reiter, in Vollmondnächten auf seinem schwarzen Pferd inmitten grüner Flammen zu sehen sein. Abgesehen von den fantastischen Erzählungen ist ein Besuch des öffentlichen Landgutes von Galatzó vor allem landschaftlich ein Genuss. Insgesamt vier Touren führen durch das landwirtschaftliche und bergige Gelände. Zahlreiche Picknickmöglichkeiten locken an Wochenenden viele mallorquinische Familien an.
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Kulturgüter: Ölmühle & Hauptgebäude der Finca von Galatzó
Vom Parkplatz aus sind es nur wenige Meter bis zum Hauptgebäude, von wo aus alle Wanderrouten starten. Als Wegweiser dienen Holzpfeiler (fitos). Bevor ihr mit euren Wanderungen startet, lohnt sich auf jeden Fall ein Blick in das Innere der Gebäude.
Gleich am Anfang befindet sich der Eingang zu einer kleinen Kapelle. Vom Innenhof mit dem Brunnen erreicht ihr die restaurierte Ölmühle, den Nachbau eines Lagers fürs Olivenöl und eine rustikale mallorquinische Bauernküche. Neben dem Haus ist ein Picknickplatz mit Bänken und Tischen zu finden. Vor dem Eingang liegt ein etwas vernachlässigter Garten, in dem es jedoch einige schräge Skulpturen zu bestaunen gibt.
Die Häuser das Anwesens
Das Herzstück der Finca, die Gutshäuser, liegen in der Mitte des Tales. Ihr Erscheinungsbild ist ein Zusammenspiel zwischen Architektur und Landwirtschaft und der sozialen Hierarchie innerhalb der dort ehemals lebenden Gemeinschaft.
Das Haupthaus der Finca wurde um einen zentralen Hof gebaut und besteht aus zwei Teilen. Der erste ist umfasst den dreistöckigen Wohnbereich. Im zweiten, tiefer gelegten Teil befindet sich die Ölmühle und ein Teil der landwirtschaftlichen Gebäude. Alle Bereiche sind von verschiedenen Seiten her begehbar und zum Teil untereinander verbunden.
Besonders ist die weiß gekalkte Hauptfassade mit den eingefassten Kieselsteinen. Eine Technik, die im Volksmund als brodat de pedra bezeichnet wird. Der gepflasterte Innenhof verfügt über eine runde Zisterne, in der das Wasser aus den etwas entfernt liegenden Quellen gesammelt wird. Die Dächer sind mit arabischen Fliesen belegt.
Kapelle, Gärten & Ölmühle
Die Kapelle kann über die Ostseite betreten werden. Über dem Eingang befindet sich der Chor auf einer Holzbalustrade. Er ist über eine sehr enge Wendeltreppe begehbar. Nennenswert ist auch die Fensterrosette, die bei der letzten Renovierung 1952 hinzugefügt wurde. Das Kirchenschiff ist ebenso wie der Altarraum schlicht gehalten.
Die Ölmühle befindet sich im hinteren Teil des Haupthauses und ist über den Innenhof erreichbar. In der Rückwand liegt eine Zisterne, die das Wasser für den Betrieb der Mühle liefert. Es sind nur wenige originale Bestandteile der hiesigen Ölpresse erhalten geblieben. Die charakteristische Balkenpresse ist beispielsweise nicht zu finden. Dafür sind in der Wand noch Zuleitungen zu erkennen, über die das Öl direkt in das nebenan liegende Lager geleitet wurde.
Vor dem Haupthaus liegen zwei von kleineren Mauern und Säulen umgebene Gärten. Sie wurden im französischen Stil, wahrscheinlich um 1804, angelegt. In der Mitte liegt ein runder Brunnen, der von Skulpturen, Steinbänken und Springbrunnen umgeben ist. Im hinteren Teil liegt ein zweiter, im englischen Stil angelegter Garten.
Wandermöglichkeiten in Galatzó
Insgesamt gibt es vier verschiedene Wanderrouten auf der Finca Pública de Galatzó, von denen die Touren nach Sa Vinya und Ses Sínies besonders kinderfreundlich sind. Alle Wanderungen starten am Kilometer Null direkt am Haupthaus. Dort findet ihr auch eine Übersichtskarte, in der alle Touren eingezeichnet sind.
Tour “Sa Vinya”
Schwierigkeit: leicht – Strecke: 7 km – Gehzeit: 2 h 25
Dieser Wanderweg führt durch den südwestlichen Teil des Landgutes und die typischen landwirtschaftlichen Bereiche eines Berglandgutes. Auf dem Weg sind viele interessante Beispiele der Trockenmauertechnik zu finden: Brunnen, Kohlebunker, Terrassen und Öfen. Außerdem liegen drei prähistorische Ausgrabungsstätten am Weg.
Oft zu sehen sind auch mallorquinische Ziegen und mit sehr viel Glück Adler, die an den Berghängen auf Futtersuche sind. Der Hinweg endet an einem Teil in 425 Meter Höhe und bietet tolle Blicke auf die südwestlichsten Ausläufer des Tramuntana-Gebirges und den Gipfel des Hausberges Puig de Galatzó.
Tour “Ses Sínies”
Schwierigkeit: leicht – Strecke: 6,7 km – Gehzeit: 2 h 15
Diese Wanderung startet unmittelbar rechts vom Haupthaus und führt im ersten Teil durch viele Mandelbäume. Zur Hochzeit der Mandelblüte auf Mallorca ist hier ein guter Spot für Fotos und Picknick. Auf dem Weg kommen wir an den Resten von Kalköfen und Kohlemeilern vorbei. Die Tour ist landschaftlich sehr schön und führt in nördliche Richtung parallel zum Tal entlang. Das Ende markiert eine Quelle mit dem Namen Ses Sínies, aus der das ganze Jahr über Wasser fließt.
Ein kleiner Abstecher führt zudem zu einer weiteren architektonischen Besonderheit, dem alten Brunnen Sa Cometa, dessen Wasser über einen Stollen wahrscheinlich bereits im 17. Jahrhundert zum Haupthaus geleitet wurde. Der Stollen kann mit einer Taschenlampe inspiziert werden. Es geht recht weit in den Berg hinein, wird aber auch sehr schnell stockdunkel.
Tour “Mola de S’Esclop”
Schwierigkeit: schwer – Strecke: 12 km – Gehzeit: 4 h – Höhenmeter: 710
Die vorherige Wanderung kann an der Quelle Ses Sínies fortgesetzt werden. Sie führt von den Häusern von Galatzó auf den in 926 Meter Höhe liegenden Gipfel des Sa Mola de s’Esclop. Neben den architektonischen und geologischen Highlights der kürzeren Tour bietet der anspruchsvollere Aufstieg zudem spektakuläre Ausblicke auf das Galatzó-Tal und die Gebirgskette der Serra de Tramuntana.
Der Blick reicht von der Insel Dragonera über die Küste von Calvià, die Bucht von Palma zu den markanten Gipfeln der Berge Teix, Massanella, Puig Major und l’Ofre.
Tour “Ses Planes”
Schwierigkeit: leicht Strecke: 6 km – Gehzeit: 1 h 30 – Höhenmeter: 200
Parallel zu den beiden vorgegangen Routen, führt diese Wanderung auf einem Trockensteinweg vom Anwesen zu einem alten Bergbauerngebiet. An der Strecke gibt es zahlreiche Nebengebäude, einen Bewässerungskanal, Terrassenfelder, Färberhütten und allerlei weitere Reste der Bergbauernwirtschaft.
Auch von hier blickt ihr über das gesamte Tal von Galatzó. Im Norden ragt der markante Gipfel des Berges Galatzó. Im Süden ist die Mündung des Tals in der Bucht von Santa Ponça zu erahnen. Der leichte Aufstieg endet auf einer Hochebene, auf der ihr die Reste der alten Bauernhöfe entdeckt.
Der Hausberg Puig de Galatzó
Mit 1.027 Metern ist der Puig de Galatzó einer der ersten 1000er des Tramuntana-Gebirges. Mit seinem markanten Gipfel überragt er weite Teile der Gemeinde Calvià. Von weitem sieht er ein wenig aus wie eine Pyramide.
Der Berg kann über verschiedene Wege bestiegen werde. Eine davon wurde in einer von der Inselregierung herausgegebenen Broschüre auch Familien empfohlen. Generell gilt die Besteigung des Puig de Galatzó jedoch als sehr anspruchsvoll und sollte nur von erfahrenen Wanderern unternommen werden.
Legenden von Galatzó: Der böse Graf
Schnitzeljagd: Hört die Geschichten des bösen Grafen auf unserer Stadttour durch Palma.
Jede Kultur hat einen Reiter, der auf der Suche nach Rache durch die Nacht reitet. Auf Mallorca wird dieser Reiter el Comte Mal genannt, der Böse Graf. Er ist dazu verdammt, in Ewigkeit auf seinem schwarzen Pferd herumzugeistern. Es wird erzählt, dass im Haupthaus der Finca von Galatzó an einer Wand ein Stein zu sehen ist, der das Herz des bösen Grafen sein soll. Alle Versuche den Stein mit Zement abzudecken scheiterten. Das Herz ist so hart, dass es jedes Material sprengt.
Die Sagengestalt hat ein historisches Pendant. Der Graf nannte sich in seinem Leben Ramon Burgues-Safortesa Pac-Fuster de Vilallonga i Net. Er war der zweite Graf aus dem Haus Santa Maria de Formiguera und lebte zwischen 1627 und 1694. Neben einem Stadtschloss in Palma in der Nähe der Kathedrale von Palma gehörten ihn auch zahlreiche Ländereien. Unter anderem auch das Anwesen auf dem öffentlichen Landgut von Galatzó.
Mit 12 Jahren erbte der Graf Titel und Besitz seines Vaters. Damit war er berechtigt, Steuern und Tribute einzufordern und Recht über die Menschen zu sprechen, die ihm untergeben waren. Inmitten eines Bandenkrieges zwischen Noblen und Banditen, der als Canamunt gegen Canavall in die Geschichte einging, traf er mit jugendlicher Selbstüberschätzung und schlechter Beratung durch seine Mitarbeiter Entscheidungen, die zu unnötigen Blutvergießen und mehreren Toten führten. In seinem späteren Leben wurde der Graf nicht mehr auffällig und bemühte sich, anständig zu agieren. Sein Ruf war jedoch ruiniert.
Die mallorquinische Legende erzählt natürlich eine etwas andere Geschichte. Unter anderem die, dass der Graf eine Nonne liebte. Diese gehörte dem Klarissenorden an und war nicht an ihm interessiert. Um der Nonne nahe zu sein, ließ der Graf mithilfe des Teufels den Turm seines Stadthauses höher als alle umliegenden Häuser wachsen, um so bessere Sicht auf das Kloster zu haben. Der Bau des Turmes erregte im historischen Palma ein so großes Aufsehen, dass Schiedsrichter einschreiten mussten und ein Rückbau verordnet wurde.
Auch die angeblich geheimen Tunnel von seinem Palast zum Kloster brachten dem Grafen kein Glück. Als er seine Geliebte am Sterbebett besuchte und versuchte sie zu küssen, verfluchte diese ihn in alle Ewigkeit auf seinem Pferd in einem grünen Licht zu wandern und jeden in den Tod zu treiben, der ihn dabei sieht.
Der historische Graf war zweimal verheiratet, blieb jedoch kinderlos. Man sagt, dass sein Leichnam während der Totenwache spurlos im Schwefelrauch verschwand. Anstelle seiner irdischen Überreste wurde ein Feigenbaumstamm begraben. Seitdem sei er in Vollmondnächten auf einem Feuer spuckenden Pferd von grünen Flammen umgeben auf seinem Landgut Galatzó zu sehen.
Anfahrt & Parken
Um zur Finca von Galatzó zu gelangen, müssen wir zunächst nach Es Capdellà fahren. Von dort führt eine kleine Landstraße Richtung Galilea. Die Finca ist ausgeschildert. Der Weg wird zum Ende hin sehr eng und endet an einem zum Anwesen gehörenden Parkplatz. Zu Hauptzeiten im Winter und am Wochenende kann dieser voll sein. Alternativ könnt ihr dann an der Zufahrtsstraße parken. Natürlich immer nur dann, wenn der Verkehr dadurch nicht gestört wird.
Selbst bei vollem Parkplatz ist es auf dem Anwesen nicht überlaufen. Das Grundstück ist so weitläufig, dass es höchstens um das Haupthaus herum zu Menschenansammlungen kommen kann.
Es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel zur Finca. Ihr seid also auf ein eigenes Auto angewiesen. Alternativ könnt ihr jedoch die Strecke von Es Capdellà bis zum Anwesen laufen. Die einfache Strecke ist 3 Kilometer lang und führt auf einem gut angelegten Fuß- und Wanderweg an der Landstraße entlang. Besonders im Frühjahr zur Zeit der Mandelblüte ist dieser Abschnitt sehr beliebt, da es durch zahlreiche Mandelbäume geht.
Es Capdellà ist über die Buslinie 107 von Palma aus zu erreichen. Der Bus fährt und hält auch in den Urlaubsorten Costa de la Calma, Palmanova, Son Caliu, Costa d’en Planes und Santa Ponça.
Kurz & Knapp
Öffnungszeiten des Anwesens: Täglich 8 bis 17 Uhr
Öffnungszeiten des Haupthauses: Montag bis Freitag 9.30 bis 14.30, Samstag, Sonntag und an Feiertagen 10 bis 17 Uhr
Eintritt: frei
Parken: kostenfreier Parkplatz am Eingang des Anwesens
Bus: Linie 107 ab Palma über die Küstenorte bis Es Capdellà
WC: Im Haupthaus
Kinderwagen: Auf den Wanderwegen ungeeignet. Auf dem Zugangsweg vom Parkplatz zum Haupthaus eher nicht geeignet.
Einkehr: Keine. Allerdings gibt es zwei Automaten, an denen Erfrischungsgetränke und Kaffee erworben werden können. In den Außenbereichen gibt es zahlreiche Möglichkeiten zum Picknicken mit Holzbänken und Tischen.
In der Nähe: Naturpark La Reserva Park, Kletterpark Santa Ponça, Sant Elm, Insel Dragonera
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