Urzeitliche Ausgrabungsstätten, auch Talayots oder Talaiots genannt, sind keine klassische Mallorca Sehenswürdigkeit. Im Grunde sind es viele Steine, die mehr oder weniger übereinander liegen. Nur selten sind richtige Strukturen zu erkennen. Aber ein wichtiger Teil der Geschichte der Insel sind sie dennoch, wenn nicht sogar der Essenziellste. Denn mit ihnen fing die Geschichte der Insel an.
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Sofern ihr nicht nur die Strände der Insel kennenlernen wollt, sondern auch ein wenig über Mallorca erfahren wollt, sollte ihr zumindest eine der urzeitlichen Ausgrabungsstätten besuchen. Denn dort bauten sich die ersten Menschen auf Mallorca, also die Urmallorquiner, in der Bronzezeit, die hier Talayot genannt wird, ihr Leben auf. Sie betrieben Landwirtschaft, jagten und waren darüber hinaus auch Experten im Steine schleudern. Damit es euch und euren Kindern dabei nicht langweilig wird, versorgen wir euch hier mit spannendem Hintergrundwissen.
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Der erste Mallorquiner
Es lässt sich nicht genau bestimmen, wann sich die ersten Menschen auf Mallorca niederließen und von wo sie kamen. Die frühesten Knochenfunde stammen aus dem 7. Jahrtausend vor Christus. Doch die Spuren dieser Steinzeitmenschen sind sehr spärlich. Es gilt jedoch als sicher, dass die Ur-Mallorquiner bis circa 1300 v. Chr. friedlich, also ohne kriegerische Auseinandersetzung zusammen lebten und unter anderem in Höhlen lebten.
Das änderte sich circa 1300 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Da entstanden plötzlich Ortschaften, die von dicken Befestigungsmauern umgeben waren. In der Mitte waren massive Steintürme errichte, die Talayots genannt wurden und später die gesamte Epoche bezeichneten.
Vorsicht: Talayot und Talaia klingt ähnlich. Beides sind Türme, aber aus unterschiedlichen Epochen. Mehr zu den Talaies und Wachtürmen auf Mallorca erfahrt ihr hier.
Das Kriegsvolk: Die Foners Balears
Archäologen vermuten, dass die Talayot-Kultur aufgrund einer Neubesiedlung Mallorcas entstand. Es ist nicht geklärt, von wo diese neuen Mallorquiner kamen. Vielleicht aus dem östlichen Mittelmeerraum. Denn auch dort finden sich Türme mit ähnlicher Bauweise. Eventuell kamen sie aber auch von der iberischen Halbinsel. In jedem Fall setzten sie wohl in Booten aus ausgehöhlten Baumstämmen über.
Durch die starken Befestigungsmauern und Wehrtürme ist jedoch sicher, dass die neuen Mallorquiner ein kriegerisches Volk waren. Was auch erklären würde, warum von den ersten Siedlungen kaum Reste zu finden sind. Wahrscheinlich wurden sie zerstört.
Dafür war die Insel bald von Talayot-Dörfern überzogen. Im Durchschnitt lebten etwa 100 Einwohner in einer solchen Siedlung. Die Gründung dieser Dörfer markierte einen wichtigen Punkt in der Geschichte Mallorcas. Mit ihr begann Ackerbau und Viehzucht. Die Mallorquiner wurden sesshaft.
Das Ende der Talayot Kultur
Die Foners Balears waren Experten im Steine schleudern. Damit gingen sie auf Jagd und verteidigten sich gegen Angreifer. Die Seile flochten sie aus den Blättern der Algarven. Als Wurfgeschosse dienten Steine oder Gewichte aus Bronze.
Die Treffsicherheit war außerordentlich. Als die Römer versuchten Mallorca zu erobern, setzten sich die Ur-Mallorquiner mit ihrer Technik deswegen auch einige Zeit erfolgreich zur Wehr. Gegen das modernere und viel größere römische Heer hatten sie jedoch auf Dauer keine Chance. Trotzdem fanden auch die Römer die Kampfkunst der Steinschleuderer so toll, dass sie die Inselkrieger als Söldner in ihr Heer aufnahmen.
Mit der Eroberung durch die Römer 123 v. Chr. endete die Talayot Kultur und ein moderneres Zeitalter brach an.
Die Talayots Heute
Von den ehemals so vielen Urzeit-Siedlungen sind nur wenige übrig geblieben. Die großen Bauwerke der Talayots waren aus behauenen Steinblöcken ohne jedes Bindemittel errichtet worden. Dieser Trockenmauerbau war auf Mallorca bis in die jüngere Vergangenheit sehr beliebt. Nicht selten bediente man sich an den gut bearbeiteten Steinen der alten Siedlungen, um neue Gebäude zu errichten. Die Ruinen wurden Stück für Stück abgetragen und für neuere Häuser und Mauern verwendet. Die meisten alten Dörfer verschwanden auf diese Weise vollständig.
Es gibt heute auf Mallorca drei relativ gut erhaltene Talayot-Siedlungen zu besichtigen: Capocorp Vell im Süden der Insel, Son Fornés im Inselinneren und Ses Païsses bei Artà, im Nordosten. Bei den beiden letzteren Siedlungen sind die dicken Befestigungsmauern zu erkennen. In Ses Païsses ist außerdem noch das stattliche Eingangstor zum Dorf erhalten.
Frei zugängliche Talayots auf Mallorca
Abgesehen von diesen drei großen Siedlungsanlagen gibt es quer über die Insel auch noch eine Menge kleinerer Ausgrabungsstätten zu entdecken, die teilweise sogar kostenfrei besichtigt werden können. Hier eine kleine Auswahl derer, die wir besucht haben.
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