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Tourismus Krise auf Mallorca

Tourismus Krise auf Mallorca

Überall in den Medien war 2019 von der Tourismus-Krise auf Mallorca die Rede. Von Deutschen, die nicht mehr auf der Insel Urlaub machen wollten und leeren Stränden. Wir, mein Mann und ich, arbeiten auf Mallorca im Tourismus und sind hautnah am Geschehen dran. Ich an der Rezeption eines Hotels. Mein Mann in der Gastronomie. Und von einer Krise spürten wir 2019 nichts. Deswegen hier eine Gegendarstellung für 2019.

Dieser Beitrag nimmt infolge der Corona-Krise wieder sehr Fahrt auf, weshalb ich auch mit einigen Worten auf die daraus folgende Tourismuskrise auf Mallorca eingehen werde.

2020 – Rückgang infolge der Corona-Krise

Mitte März 2020 wurden alle Hotels auf Mallorca geschlossen, verbleibende Urlauber wurden nach und nach in ihre Heimatländer zurückgeflogen. Seit Montag, dem 11. Mai 2020 dürfen die Hotels unter bestimmten Bedingungen wieder öffnen. Vorerst nur für Mallorquiner, denn sowohl die Reisefreiheit innerhalb Spaniens, als auch innerhalb Europas ist weiterhin eingeschränkt.

Für die Tourismuswirtschaft ist die momentane Situation natürlich ein Desaster. Die Umsatzeinbußen werden auf zweistellige Milliardenbeträge geschätzt. Und auch der Blick in die Zukunft verspricht nicht unbedingt gutes, da sich keinerlei konkrete Prognosen für die nächsten Monate gibt.

Die Reservierungen für Juli stehen jedoch noch und sollte der Phasenplan der spanischen Regierung einzuhalten sein, ist im Juli mit den ersten ausländischen Gästen zu rechnen. Die Auslastung für die Sommermonate ist momentan nicht so hoch, wie normalerweise, was aber hauptsächlich an den Buchungstopp seit März liegt. Sollte es grünes Licht geben, ist eine Öffnung und Reanimierung des Tourismus für den Sommer nicht komplett ausgeschlossen.

Abhängig ist das jedoch von der Entwicklung der Corona-Pandemie auch in anderen Ländern Europas. Bis dahin bleiben 140.000 im Tourismus beschäftigte Menschen in Kurzarbeit oder ohne Anstellung.

Alle Entwicklungen rund um Corona auf Mallorca könnt ihr hier chronologisch nachlesen.

2019 – Rückläufige Besucherzahlen

Bereits im Oktober letztes Jahr bekamen viele Hoteliers auf Mallorca Schnappatmung, als die größten Verbände von einem Rückgang der Buchungszahlen von 20 % für das nächste Jahr ausgingen. Das waren nur Prognosen, aber bereits damals wurde Panik gemacht und der Grundstein für die jetzt herrschende Stimmung gelegt.

Besucherzahlen Mallorca 2009
Hotelbesucher 2009 entsprechend ihrer Herkunftsländer. Quelle.

Gehen wir ein Stück in die Vergangenheit. 2009 war das Jahr, in dem ich in meinen jetzigen Beruf eingestiegen bin. Eine Beschäftigung, die mir Einblicke in viele Bereiche  des Tourismus auf der Insel gibt. 2009 war offiziell ein schlechtes Jahr. Wirtschaftskrise. Immobilienblase. Besucherrückgang. Die Wirtschaft lief mies, aber der Tourismus hielt alle über Wasser. Es kamen damals „nur“ 11.6 Millionen Menschen auf die Insel. Zum Vergleich: 2012 waren 876.000 Einwohner auf Mallorca gemeldet. Schlecht ist etwas anderes. Sowohl ich als auch mein Mann hatten bereits damals viel zu tun. Viele Überstunden, wenig Freizeit, kein Urlaub.

Der Boom

In den Jahren danach ging es stetig bergauf. Jedes Jahr war ein Rekordjahr. Das letzte 2018. Da kamen 13.8 Millionen Besucher auf die Baleareninsel. Ganze 15 Prozent mehr als 2009.

Anzahl Touristen 2019
Anzahl aller registrierten Urlauber in touristischen Einrichtungen. Quelle.

In den Augen der Hoteliers leuchteten Eurozeichen. Sie investierten mit vollen Händen. Modernisierten. Bauten an. Keiner von ihnen kam auf die Idee, dass dieser Aufschwung eventuell nur kurzfristig sein könnte.

Sättigung

Während die Hoteleigentümer mit vollen Händen das Geld ausgaben, schwitzten die restlichen 870.000. Arbeit gab es ja zuhauf. Freiräume kaum noch. Die ersten Stimmen wurden laut, dass man nirgendwo alleine sein konnte. Strände wie die Caló des Moro, die Platz für im besten Falle 20 Besucher hat, wurde täglich von mehreren hundert Tagestouristen überrannt. Anwohner in der Nähe von beliebten Strände hatten mit Autos zu kämpfen, die auf ihren Privatgrundstücken parkten. Wochenmärkte wurden von Einheimischen gemieden, weil sich so viele Touristen hindurch quetschten.

Neben den Stränden, litten aber auch andere Bereiche des täglichen Lebens. Palmas marode Kläranlage kommt an die Grenzen ihrer Kapazitäten, wenn es zu viel regnet. Dann wird die Kloake ins Meer geleitet und Strandabschnitte mit Badeverboten verhängt.

Bleiben wir beim Thema Wasser. Im Sommer regnet es kaum auf Mallorca. Der letzte Winter war zusätzlich extrem trocken. Bereits im Juli schränkten die ersten Gemeinden auf der Insel den Konsum von Wasser ein. Das Trinkwasser darf dann unter anderem nicht mehr zum Gießen, Pool befüllen und Autowaschen verwendet werden. Wer sich nicht daran hält, hat mit Geldstrafen zu rechnen.

Mit immer mehr Touristen werden diese Probleme nicht unbedingt kleiner und die Stimmung nicht besser.

Tourismus Krise auf Mallorca

Wie ist der aktuelle Stand? Die 20 %, von denen nach wie vor gesprochen wird, sind weiterhin nur Prognosen. Wir, die Verantwortlichen der Rezeptionen in den Hotels, schicken monatlich unsere Zahlen an das Statistikinstitut. Die finalen Zahlen werden immer Anfang des Jahres für das Vorjahr bekannt gegeben. Ich kann hier also keine absoluten Zahlen nennen, sondern nur aus meinem persönlichen Umfeld sprechen.

Ja, in vielen Hotels sind weniger Menschen. Was aber auch daran liegt, dass die Reiseveranstalter sich zurückgezogen haben. Manchmal macht es so den Eindruck, als sei das deren Strategie, um die in den letzten Jahren gestiegenen Preise wieder nach unten zu drücken, um ihre Gewinnspannen möglichst hochzuhalten. Aber das ist nur mein persönlicher Eindruck und keine erwiesene Tatsache.

Volle Strände auf Mallorca

Was jedoch Fakt ist: Die Straßen sind voller Mietwagen. Die Strände voller Menschen. Caló des Moro platzt nach wie vor aus allen Nähten. Eine Nachbarin arbeitet in einem Supermarkt und stöhnt jedes Mal, wenn wir sie sehen, weil sie nicht hinterherkommt, Waren in die Regale zu schlichten. Egal zu welcher Uhrzeit oder an welchen Tag man in den Supermarkt fährt, der Parkplatz ist immer voll.

In unserer Nachbarschaft gibt es viele Ferienvermietungen. Während andere Jahre zwischen zwei Belegungen immer einige Tage vergingen, geht es dieses Jahr Schlag auf Schlag. Früh Abreise. Nachmittags Anreise. Tourismus Flaute auf Mallorca: Nein!

Mehr Fluggäste denn je

Während sich die Hotels an rückläufigen Buchungszahlen abarbeiten, vermeldet AENA, die Flughafengesellschaft, die auch für den Flughafen in Palma de Mallorca verwaltet, einen Besucherrekord.

Allein im Juni 2019 wurden 3.8 Millionen Fluggäste transportiert. Das ist kein Rückgang, sondern satte 2.1 % mehr als im Vorjahr. Für das erste Halbjahr 2019 gab es sogar einen Anstieg von fast 6 %. Insgesamt passierten den Flughafen von Palma de Mallorca zwischen Januar und Juni 2019 fast 12.6 Millionen Fluggäste.

Palma Flugstatistik 2019
Transportierte Passagiere in Palma, Juni 2019. Quelle.

Wenn diese Leute nicht im Hotel sind, wo sind sie dann? Wohl vor allem mit dem Auto unterwegs. 2017 fuhren über 1 Million Autos auf Mallorca, mehr als doppelt so viel wie noch vor zehn Jahren. Jeder achte Urlauber auf Mallorca mietet sich mittlerweile ein Auto. Die Verkehrsnetze sind überlastet. Um dem entgegenzuwirken, wird aktuell unter anderem ein weiterer Autobahnabschnitt gebaut. Dafür musste wichtiger Naturraum weichen.

Fazit

Die Arbeitsauslastung in unserer Familie ist wie andere Jahre auch. Wir spüren weder einen Rückgang an Urlaubern noch eine Krise. Meine persönliche Einschätzung ist, dass sich der Tourismus auf Mallorca im Wandel befindet. Weg von Pauschaltourismus in überteuerten Hotels und hin zu individuellen Urlaub in Privatunterkünften. Dafür spricht auch, dass in der Nebensaison mehr Urlauber auf die Insel kommen, zum Beispiel Radsportler und Wanderer. Allein im Januar 2019 waren es fast 20 % mehr als im gleichen Monat des Vorjahres.

Radfahren auf Mallorca

Viele Hotels können sich aber immer noch nicht dazu durchringen, auch im Winter zu öffnen. Was daran liegt, dass sie in den Sommermonaten einfach noch genug Gewinn erwirtschaften, um sich die restlichen Monate freizunehmen.

Mallorca lebt vom Tourismus. Niemand möchte, dass die Urlauber ausbleiben. Allerdings waren es in den Jahren 2017 und 2018 zu viele. Wie 2019 aussieht, wird sich noch zeigen müssen. Weniger Panikmache wäre aber an vielen Stellen angebracht. Hier geht es nicht um Leben und Tod, sondern um eine kleinere Gewinnspanne für eine gierige Lobby.

Falls ihr jetzt denken solltet: „Warum meckert die so gegen den Tourismus auf Mallorca?“ Mache ich nicht. Ich schreibe diese Seiten ja auch, um euch zu animieren die Insel zu besuchen. Bloß halt nicht alle auf einmal. 😉

Steckt der Tourismus auf Mallorca in der Krise?



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Wer schreibt hier?

Ich bin Damaris

Mein Name ist Damaris, zweifache Mutter und lebe seit 2005 auf Mallorca. Ursprünglich wollte ich nie auf die Insel. Mehr lesen

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