Es heißt, auf dem Puig de ses Bruixes lebten früher Hexen, die den Bauern der Gegend regelmäßig Schabernack spielten. Wir haben nachgesehen: Die Hexen sind da nicht mehr. Aber für die Aussicht lohnt sich der Aufstieg auf den Hexenberg von Mallorca trotzdem.
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Wandern auf Mallorca ist toll. Nicht nur in der Sierra de Tramuntana gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um als Familie wandern zu gehen, sondern auch im Landesinneren. Eine davon ist eine kleine Klettertour auf den Puig de Ses Bruixes, den Hexenberg in Llucmajor. Die Wanderung ist vor allem deshalb interessant, weil das Gebiet voller Legenden ist, die dem Berg auch ihren Namen gaben.
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Die Wanderung zum Hexenberg
Der Puig de Ses Bruixes ist mehr als 300 Meter hoch. Das hört sich erst einmal nicht nach viel an, aber diese 300 Meter gehen sehr steil und spitz nach oben. Im Gegensatz zu seinem Nachbarn, dem Puig de Randa, sticht er vor allem wegen seiner schroffen Form ins Auge. Von der höchsten Spitze schwebt man praktisch über Llucmajor und Mallorca und hat tolle Panoramaaussichten der gesamten Insel.
Die Webseite von Llucmajor empfiehlt den Start am Friedhof von Llucmajor. Mit einer Gesamtlänge von 7 Kilometern ist die Entfernung durchaus überschaubar und die Wanderung auch für Kinder machbar. Aber wir fanden, dass sich der erste Teil bis zum Fuß des Hexenberges sehr in die Länge gezogen hat.
Warm Up Phase
Sicher, es geht durch sehr schöne Felder. Mandelbäume (sehr schön zur Mandelblüte auf Mallorca!) säumen den Weg und viele nette Gutshöfe werden passiert. Aber die Jungs waren etwas genervt. Im Nachhinein denke ich, ihnen fehlte die Anstrengung. Denn als wir zum schweren Teil, dem Aufstieg kamen, waren sie auf einmal wieder voll bei der Sache. Deswegen empfehlen wir die Wanderung relativ kurz vor dem Aufstieg zu beginnen, ungefähr in Nähe der Kreuzung, an der sich der Rundgang schließt.
Trotzdem wollen wir hier die komplette Wanderung vorstellen. Am Friedhof von Llucmajor starten wir in Richtung Norden. Vor uns die Serra de Galdent, ignorieren aber die Abzweigung nach links mit gleichem Namen.
Abstecher: Feiern im Steinbruch
Aufmerksame Beobachter haben vielleicht auch die Hinweisschilder zum Restaurante Galdent bemerkt. Mein Mann schwärmt davon. Er war früher dort mit seinen Eltern gelegentlich essen. Leider ist das nicht mehr so einfach möglich. Das Restaurant in dem ehemaligen Sandstein-Steinbruch gibt es zwar noch, aber es wird nur zu größeren Events gebucht, wie Hochzeiten, Kommunion und Silvesterveranstaltungen.
Da wir schon verheiratet sind, keine Kommunion ansteht und auch Silvester noch weit entfernt liegt, setzten wir unseren Familienausflug zum Hexenberg “Puig de ses Bruixes” auf dem Camí de Buniferri fort. Bis wir rechts auf den Camí de Ferrutxelles abbiegen können.
Dieser Weg ist nicht mehr so stark befahren und es geht sehr ruhig durch Pferdefarmen und Feldern mit Schafen. An einer Kreuzung hört der Asphalt auf. Hier wäre der Start für die einfachere, kinderfreundlichere Variante. Von links kommt der Camí des Puig, auf dem wir zurückkehren werden.
Um den Hexenberg herum
Wir gehen geradeaus weiter und haben immer die Spitze des Hexenberges Puig de Ses Bruixes im Blick, der von dieser Seite noch unbezwingbar scheint. Allerdings umlaufen wir ihn und auf der anderen Seite sieht er schon nicht mehr ganz so steil aus.
An der nächsten Kreuzung halten wir uns wieder aller Logik rechts und folgen dem Camí de Ferrutxelles noch ein Stück nach unten, bevor wir auf dem Camí de Son Saleta nach links abbiegen.
Der Weg hier ist leicht sandig und umrandet den Berg weiter. Wir passieren ein altes Fabrikgebäude und blicken auf der rechten Seite auf die Berge von Randa. Ein Stück nach dem letzten Gebäude geht links ein kleiner Trampelpfad nach oben. Er sticht nicht sofort ins Auge, ist aber zu erkennen.
Steilanstieg auf den Puig de ses Bruixes
Hier beginnt der Steilanstieg. Über Stock und Stein geht es durch Dornbüsche und Kiefern. Es werden blaue Pfeile sichtbar, die allerdings den Weg zurück, nach unten weisen. Wir bewegen uns in die entgegen gesetzte Richtung. (Update 2024: Die Pfeile sind verblasst und es gibt generell nur noch wenige Wegmarkierungen.)
Die Pfeile führen uns bis nach oben, auf das Felsmassiv, gesäumt von kleinen Steinhaufen. Es ist etwas seltsam inmitten all der Steine von Steinhaufen zu reden, aber wenn ihr sie seht, werdet ihr es verstehen.
Wir bewegen uns auf dem Felsmassiv weiter in Richtung Süden, denn wir wollen auf die höchste Spitze des Hexenberges. Der Weg dorthin wird immer steiniger und auch schwieriger. Haltet eure Kinder gut fest und unterbrecht lieber, falls es zu schwierig wird. Die Aussicht ist auch hier schon phänomenal.
Auf dem höchsten Punkt
Der allerletzte Abschnitt wird an einer Steinwand markiert. Davor befindet sich ein größerer Steinhaufen zur Markierung. Hier startet auch der Abstieg, durch Pfeile nach rechts gekennzeichnet.
Zuvor gehen wir aber noch ein Stückchen nach vorn und stellen uns auf den 359 Meter hohen Gipfel des Hexenberges. Und bleiben da auch einen Moment. Ein atemberaubender Ausblick.
Zu unseren Füßen liegt Llucmajor, wir sehen unseren Start, den Friedhof, weiter vorn die Insel Cabrera. Westlich von uns die Bucht von Palma. Im Rücken, im Norden, liegt das Tramuntanagebirge. An klaren Tagen sind die Berge von Artá zu sehen. Im Osten das Kloster Sant Salvador und das Castell de Santueri in Felanitx. Alles tolle Ausflugs- und Familienwanderziele auf Mallorca.
Der Abstieg
Der Rückweg geht steil nach unten. Ihr erinnert euch an die Steinwand mit Steinen? Dort geht es über kleine Steine nach unten. Ich benutze hier das Wort Stein absichtlich inflationär, denn es ist alles, was man sieht. Sie liegen klein und lose dort, wo sich der Weg befinden soll und beschweren den Abstieg.
Wir haben genau zwei Möglichkeiten gefunden, damit umzugehen. Die erste ist die Variante der Jungs: Die setzten sich auf den Hosenboden und rutschten nach unten. Sonntagskleidung ist also nicht empfehlenswert.
Ich versuchte es anders und hangelte mich von einem Baum zum nächsten, endete aber auch mehrmals fast auf dem Allerwertesten. Angeblich soll der Abstieg nur 10 Minuten dauern. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Aber irgendwann erreicht man asphaltierte Straße. Das ist dann der Camí des Puig der uns nach Llucmajor und zum Start der Wanderung zurückbringt.
Die Legende des Hexenbergs Puig de ses Bruixes
Aufmerksam wurde ich auf diesen Ausflug erst, nachdem ich die Geschichte dazu gehört hatte. Eines der mallorquinischen Volksmärchen, rondaies, erzählt nämlich davon, wie früher in den Höhlen des Berges Hexen lebten.
Mallorquinische Hexen sind allerdings nie wirklich böse. An anderer Stelle wurden sie als Feen beschrieben. Also alte Feen. Vielleicht ein wenig griesgrämig. Im schlimmsten Falle frech. Die Hexen am Berg von Llucmajor waren sehr naseweis. Sie konnten sich unsichtbar machen und nutzen das für einigen Schabernack.
So setzten sie sich auf die Maulesel, mit denen die Bauern am Fuß des Berges vorbeizogen. Die Tiere wurden immer langsamer und schafften es kaum, ihre Lasten zu tragen. Was natürlich auch erklärt, warum unsere Jungs auf dem Anfangsstück so träge und unmutig waren.
Die Bauern beschwerten sich bei König Jaume I. Er ist der Held der Mallorquiner, denn er befreite sie von der Herrschaft der Mauren. Und so einer kann es auch mit Hexen aufnehmen.
Ohne großes Zögern machte sich der König mit einem Kaplan und einem Ministrant auf den Weg nach Llucmajor. Während der Ministrant aus Angst auf dem benachbarten Hügel des Felsmassives wartete, dem Puig de s’Escola, dem Gipfel des Ministranten, stellte der König auf dem Hexenberg ein Kreuz auf. Seitdem sind die Hexen verschwunden.
Das Kreuz ist es mittlerweile auch. Dafür befand sich eine Zeit lang an einer Stelle in einer kleinen Felsspalte eine kleine Krippe mit Tonfiguren. Man konnte sie finden, wenn man nach dem auf dem Fels gemalten Kompass Ausschau hielt.
Llucmajor war auch für Jaume III, dem Enkel des Eroberers ein einschneidender Ort. Er verlor in der Schlacht am Fuße des Berges sowohl den Kampf, als auch seinen Kopf. Mallorca war zu dieser Zeit von der Pest geplagt und am Ende des goldenen Zeitalters, das mit Jaume I begonnen hatte.
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Video
Kurz & Knapp
Streckendetails:
Rundgang 7 km – Höhendifferenz 180 m – Gehzeit ca. 2 h 40 – Ab 6 Jahren
Schwierigkeit: Das letzte Drittel der Wanderung ist eine kleine Kletterpartie. Vom Kamm bis zum Gipfel ist Trittsicherheit und Schwindelfreiheit Voraussetzung.
Parken: Großer Parkplatz am Friedhof von Llucmajor. Vereinzelte Möglichkeiten an der Wegstrecke.
Mitnehmen: Feste Schuhe, Sonnenschutz, Snacks und Wasser.
Einkehr: Im Ort Llucmajor.
In der Nähe: Wandern mit Esel. Der Klosterberg Randa. Colonia de Sant Jordi.
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