S’Estanyol de Migjorn ist ein kleiner Hafenort bei Sa Rápita und eine Einbahnstraße. Weshalb hier auch weniger Menschen herkommen als zum in der Nähe liegenden Strand Es Trenc. Dabei gibt es auch in S’Estanyol einiges zu entdecken. An der Küste entlang nehmen wir euch mit zu verschiedenen Stränden, alten Fischerhäusern, Bootshütten, Höhlen und zu einem Piratenwachturm. Wahlweise an Land oder auch auf dem Meer.
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Es hat sehr lange gedauert, bis wir, die wir hier auf Mallorca wohnen, überhaupt von dem Ort s’Estanyol erfuhren. Mein Mann hatte die Ecke zwar bereits auf dem Schirm, weil er an der Küste einmal Salz ernten war. Was ich von den Fotos im Internet sah, fand ich aber nicht so prickelt. Letztendlich waren es eine Reihe von Geocaches, die uns dann doch nach s’Estanyol brachten und dort an der Küste entlang zum alten Piratenabwehrturm. Dort fanden wir dann noch eine Höhle mit Meereszugang, die wir bei anderer Gelegenheit mit dem Paddle Board übers Meer erkundeten. Aber auch ohne Brett habt ihr an vielen Stellen die Möglichkeit ins Wasser zu hüpfen.
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Das Fischerdorf S’Estanyol
Der Ort s’Estanyol ist ein kleines Siedlungsgebiet im Süden Mallorcas und liegt zwischen dem Hafen von Sa Rápita und dem Strand Cala Pi. Obwohl die Geschichte des Fischerortes bis weit ins Mittelalter zurückgeht, gab es den Ort als solchen bis Anfang des 20. Jahrhunderts gar nicht.
Zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert wurde Mallorca immer wieder von Piraten überfallen. Was dazu führte, dass ein Netz an Wehrtürmen an der Küste der Insel errichtet wurde, die sich untereinander im Falle einer Invasion Leuchtfeuer zusenden konnten. Hier an der Südküste wurden solche Türme Cala Pi, Cap Enderrocat, Cabo Blanco und S’Estalella errichtet. Der letztere ist der, den wir erwandern werden.
Der Torre von S’Estalella wurde 1577 errichtet und brachte nicht nur etwas mehr Sicherheit, sondern auch Menschen in die Gegend. Fischer und torrers, die Turmbauer, ließen sich nieder. Die ersten schriftlichen Belege für die Existenz des Fischerdorfes gibt es allerdings erst im 19. Jahrhundert. Kein anderer als der Erzherzog Ludwig Salvador von Österreich berichtet im Jahr 1884 von einem großen Trockendock und weiß getünchten Hütten.
Die meisten Bewohner dieser Hütten waren sicher Fischer. Aber auch Algensammler und Schmuggler befanden sich unter ihnen. Zur letzteren Berufsgruppe gibt es später, wenn ich von der Höhle berichte, noch ein wenig mehr Information.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Dorf S’Estanyol schließlich offiziell gegründet und administratorisch der Gemeinde Llucmajor unterstellt. Es entstanden neue Gebäude, hauptsächlich Feriendomizile für Menschen aus der Stadt. Die Fischer verließen das Dorf.
Wegbeschreibung: Die Küstentour zum Torre de S’Estalella
Unser Ausflug beginnt am Ende des Dorfes in einer Sackgasse. Egal aus welchen Teilen der Insel ihr anreist, ihr werdet den mondänen Hafen von Sa Rápita durchfahren und die kleine Siedlung Son Bieló. Ihr fahrt die Via de la Mediterrània bis zum Ende. Links liegt der Yachtclub, dahinter beginnt ein Feldweg. Hier parken wir.
Danach laufen wir den Feldweg entlang. Nach nur wenigen Metern passiert ihr einen Wegweiser, der Cala Pi-Vallgornera ausschildert. Wer mag, kann die Tour dementsprechend verlängern. Die einfache Strecke von hier bis Cala Pi ist circa 9,5 Kilometer lang. Wir begnügen uns mit deutlich weniger.
Am Pinienwald entlang
Im ersten Abschnitt unserer Tour durchlaufen wir die Bucht Es Racó de S’Arena, die Sandecke. Also ein nicht ganz so kleiner Sandstrand, der nur stellenweise von größeren Steinen durchbrochen wird. Viel Seegras gibt es hier zu fast jeder Jahreszeit. Im Meer vor diesem Teil der Küste gibt es riesige Unterwasserwiesen. Das hier sind die Reste, die angespült werden. Nicht so schön anzusehen, aber ein erstklassiges Qualitätsmerkmal.
Sobald wir den Strand überquert haben, gelangen wir an einen Holzwegweiser, der uns den Weg zum Far, dem Leuchtturm zeigt. Rechts von uns liegt das Naturgebiet, das unter dem Namen Pinar Vell bekannt ist. Ein dichter Pinienwald, in dem es viel Schatten und einige Geocaches gibt. Aber die können wir ja vielleicht auf dem Rückweg suchen.
Denn jetzt gehen wir erst einmal zum Maschinengewehrstand weiter. Darauf können die Kinder kurz klettern. Und vielleicht auch auf der bizarr verbogenen Pinie. Sobald wir dann um die kleine Halbinsel herumlaufen, liegt eine kleine Anlegestelle für Boote vor uns. Hier starteten die Fischer früher ins Meer.
Die Fischerhütten Casetes de Pescadors
Und deren Unterkünfte seht ihr dann auch im folgenden. Denn sie stehen als Kulturgut von besonderem Interesse (BIC) unter Schutz. Im weiteren Verlauf werdet ihr noch weitere dieser Hütten passieren, die als Ferienunterkünfte gemietet werden können. Besonders urig finde ich die drei Hütten, die direkt am Meer stehen und praktisch einen eigenen Strand direkt unterhalb ihrer Terrassen haben.
Die Fischerhütten sind aber nicht nur ein wichtiger Teil der Geschichte, sondern auch ein Beispiel dafür, wie der grüne Tourismus auf Mallorca aussehen könnte. Die Häuser sind vollkommen autark und produzieren ihren eigenen Strom über Solarpaneele. Auch das Warmwasser wird mit der Sonne geheizt. Das Wasser kommt aus dem gleichen Regenwassersammelsystem, das bereits die Fischer im 16. Jahrhundert nutzten.
Hier im Süden von Mallorca gibt es nur sehr wenig Niederfälle. Jeder Tropfen muss gesammelt werden. Dafür wird das Regenwasser über die Dachrinnen der Häuser in die Zisternen geleitet, die auch den Fischern zur Verfügung standen. Leider ist unser Nutzungsverhalten nicht mit dem der Menschen aus dem 16. Jahrhundert vergleichbar. Weshalb die Zisternen mit gelegentlich durch Tanklastern aufgefüllt werden müssen.
Gebucht werden können die Fischerhütten unter www.casitasdepescadores.com. Bevor ihr eure Hütte bezieht, gehen wir aber noch ein Stück weiter. Es wartet ja noch einiges auf uns.
Der Leuchtturm und der Wachturm S’Estalella
Von den Hütten geht es weiter auf dem Küstenweg bis zum Leuchtturm von s’Estalella. Dieser wurde Ende des 20. Jahrhunderts gebaut und arbeitet automatisch. Wenn wir hier noch einige der Hütten passieren, sehen wir in der Ferne bereits den Wehrturm. Die Küste wird hier etwas rauer und unfreundlicher. Es gibt weniger Vegetation und mehr Felsen.
Bis auf wenige Steinmauern gibt es hier kein Zeichen von Zivilisation. Dafür habt ihr einen guten Blick auf die Insel Cabrera. Bis ihr dann schließlich den Piratenleuchtturm erreicht. Dieser befindet sich fast genau auf der Hälfte der Strecke nach Cala Pi und befand sich bis vor wenigen Jahren in sehr schlechtem Zustand. Mittlerweile ist er jedoch restauriert worden.
Höhle: Sa Cova des Metges Mames
Unterhalb des Piratenturmes findet ihr diese Höhle, die nach einem Arzt benannt ist, der in der Zone als Schmuggler aktiv war. Er nutzte die Höhle als Versteck für seine Schmuggelwaren. Wie genau die aussahen, kann man nicht sagen.
Der Zugang zur Höhle ist ein Loch im Boden. Von weitem sieht man es nicht. Nur einige Holzpfeiler weisen darauf hin, dass es dort in die Tiefe geht. Der Abstieg ist nicht sonderlich schwer. Es ist nicht tief, aber etwas gelenkig muss man schon sein.
Im ersten Teil der Höhle gibt es viele Fossilien zu entdecken. Formen von Muscheln und anderen Meerestieren im Gestein. Weiter in Richtung Meer teilt sie sich in zwei Kammern, die sich zum Meer öffnen. Wenn es stürmisch und sehr wellig ist, solltet ihr vom Besuch der Höhle deswegen absehen.
Nachdem wir die Höhle eine Weile erkundet hatten, sind wir auf dem gleichen Weg zurückgegangen. Mit sehr vielen kleinen Badepausen. Wer mag, kann die Küste noch einige Kilometer weiter abwandern. Die Klippen werden im folgenden noch etwas höher und ihr passiert die Salzwasserpools, an denen mein Mann Salz geerntet hat.
Viele Möglichkeiten zum Baden
Als wir diese Tour zum ersten mal gegangen sind, war es auf dem Hinweg sehr trüb und bedeckt. Rückzu kam dann die Sonne heraus, was dazu führte, dass der Rückweg ewig dauerte, weil die Jungs überall ins Wasser wollten.
An der Meereshöhle
Wenn das Meer ruhig ist und ihr die passende Ausstattung dabei habt (Badesachen und Schwimmschuhe) könnt ihr an der Schmugglerhöhle unterhalb des Piratenturmes ins Wasser. Der Zugang zum Meer ist durch eine kleine Bucht geschützt. Außer es ist sehr stürmisch, ist das Wasser hier relativ ruhig.
Links vom Höhlenausgang gelangt ihr nach kurzem Schwimmen auf ein Plateau, auf dem ihr knöcheltief im Wasser steht. Ein guter Platz, um ein wenig zu springen, zum Schnorcheln oder auch so nur Plantschen.
An der Bootsgarage
Direkt am Leuchtturm steht an der Bootsrampe eine alte Bootsgarage, die zu beiden Seiten offen ist. Drin ist es etwas muffig und eventuell krabbeln kleine Tiere herum (alle harmlos!). Dieser Platz ist witzig zum Baden, weil ihr eure Sachen gut verstauen könnt und gleich noch einen Sichtschutz zum Umziehen habt.
Früher wurden hier drin die Boote aufbewahrt. Sowohl die der Fischer, als auch später die der Schmuggler. Geschmuggelt wurde hauptsächlich Tabak und Alkohol. Der Platz ist im Sommer sehr beliebt. Auch hier braucht ihr Badeschuhe, um ins Wasser zu kommen. Auf den Rampen ist es sehr rutschig und direkt unterhalb der Garage gibt es eine große Population Seeigel.
Am Steinbruch
An vielen Stellen an der Küste werdet ihr Plätze sehen, an denen der bekannte Sandstein Marés abgebaut wurde. Nah am Wasser hat sich die Küste dadurch so verändert, dass kleine Becken entstanden sind, die sich je nach Wetterlage und Jahreszeit mit Wasser füllen.
Einen dieser Steinbrüche am Meer findet ihr, wenn ihr hinter der Bootsgarage weiter Richtung S’Estanyol lauft. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Badeplätzen ist der Untergrund hier sehr eben und glatt und ihr kommt sehr gut ohne Schuhe aus. Rutschgefahr besteht aber dennoch.
Am Platja S’Estalella
Wenn euch die vorangegangenen Badeplätze zu abenteuerlich erscheinen, dann ist vielleicht der Strand am Racó de s’Arena was für euch. Je nach Jahreszeit findet ihr hier feinen Sand oder etwas Seegras. Vorgelagert liegt eine kleine Insel, die auch Estanyol heißt. Auf ihr gibt es nichts Spektakuläres. Hinschwimmen ist aber trotzdem ein Abenteuer.
Dank der Lage und der kleinen Insel gibt es hier kaum Wellen. Ein perfekter Platz also, auch, um noch etwas länger zu verweilen. In der Mitte hängen einige Pinien so tief, dass es sogar etwas natürlichen Schatten gibt. Der Strand hier wird auch als FKK-Strand auf Mallorca empfohlen. Also nicht erschrecken, wenn es einige Nackideis zu sehen gibt.
Alternative: Mit Stand Up Paddle zur Schmugglerhöhle
Da uns dieser Ausflug so gut gefallen hat und wir unbedingt einmal in der Schmugglerhöhle baden wollten, blieb es nicht bei diesem einen mal. Die Strecke von S’Estanyol nach Cala Pi wird als guter Ausflug für Stand-up Paddle auf Mallorca empfohlen. Auch bei unserem ersten Trip haben wir Paddler gesehen. Also haben wir die gleiche Stecke noch einmal im Meer zurückgelegt.
Durch die guten Parkmöglichkeiten gestaltet sich der Start sehr leicht und einfach. Die kleine Bucht am Strand ist sehr geschützt und das Wasser leicht und ruhig. Bis zum Leuchtturm lässt es sich entspannt paddeln. Danach wurde es abenteuerlicher.
Wir sind zugegebenermaßen sehr spät gestartet. Am späten Vormittag, so ab zehn Uhr ziehen die Winde an der Küste auf und das Meer wird unruhiger. Und ja, es war sehr unruhig. Ab dem Leuchtturm fährt man praktisch auf dem offenen Meer. Es gibt keine Buchten, die die Wellen abschwächen. Nur Wind und Wellen.
Bis zu der Höhle war das Okay und machbar. Allerdings kann ich mir bei diesen Bedingungen nur schwer vorstellen, wie man nach Cala Pi (und ja auch wieder zurück) kommen soll. Wir würden den Ausflug auf dem Meer trotzdem wiederholen, uns aber vorher genau informieren, wie das Wetter wird und welche Windverhältnisse herrschen.
Restaurant im Club Nautic
Nach so viel Action wird Hunger. Noch viel öfter als auf der eben beschriebenen Touren waren wir im Yachtclub des Hafens Mittag essen. Dort gibt es ein Mittagsmenü zum Festpreis. Ihr habt die Wahl zwischen zwei Tagesgerichten, bestehend aus Vorspeise, Hauptgericht und Dessert. Wasser und Wein gibt es dazu. Für Kinder gibt es ein separates Menü, ebenfalls zum Festpreis.
Diese Art von Mittagessen ist auf Mallorca sehr verbreitet. Und im Yachtclub gibt es für die momentan veranschlagten 12 Euro ziemlich hochwertiges Essen. Unter anderem auch Paella in allen möglichen Ausführungen. Ich empfehle nur selten Restaurants, aber dieses solltet ihr auf jeden Fall ausprobieren. Und ihr könnt natürlich auch à la carte bestellen.
Segelkurse für Kinder
Im Sommer können Kinder zwischen sechs und 18 Jahren im Club Nautic Segelkurse absolvieren. Es gibt auch Kombi-Lehrgänge, bei denen Kajak, SUP und Segeln beinhaltet ist. Es gibt keine offiziellen Statements, dass Paddle Bretter auch ausgeliehen werden können. Näheres zu den Kursen und Kontaktdaten des Clubs findet ihr unter www.escuelavela.cnestanyol.es.
Kurz & Knapp
Streckendetails: 4,5 km – 1 h Gehzeit – ab 4 Jahren
Parken: Neben dem Yachthafen.
Bus: Linienbus TIB 508 Campos- Sa Ràpita – Palma.
Mitnehmen: Wasser, Sonnenschutz, Snacks, Badesachen, Badeschuhe.
Kinderwagen: ungeeignet.
Einkehr: Verschiedene Möglichkeiten in s’Estanyol und sa Ràpita, auch im Winter.
In der Nähe: Strand Es Trenc, Straußenfarm Artestruz, Colonia de Sant Jordi.
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